Festivals / EventsLive

Dark River Festival 2020: Sonne, Party und Käsidesi

14.-15.8.2020, Laajakoski Biathlon Stadion, Kotka, Finnland

FOTOGALERIE HIER

Dieses Jahr haben auch die kleinen aber feinen Musikfestivals ĂĽberall in Finnland wohl ungleich mehr Zuspruch als sonst gekriegt – bei all den Absagen. Kein Wunder also, dass Dark River Festival schnell ausverkauft war – mit 3000 Fans neuer Besucherrekord. Jedoch sei betont, dass ich höchstwahrscheinlich ohnehin teilgenommen hätte – die tolle Location, familiäre Atmosphäre und liebevolle Organisation wusste ich bereits zuvor zu schätzen, u.a. hochoffiziell damals. NatĂĽrlich ging es im Vorfeld nicht ohne HĂĽrden und Hindernisse ab: Absagen der ausländischen Acts – zwangsläufig, aus Schweden darf man z.B. nach wie vor nicht nach Finnland reisen – und Unfälle sorgten fĂĽr einige Bewegung im Billing. Dank diverser Tourabsagen lässt sich leicht Ersatz durch Top-Metalacts finden…

Die zusätzlichen nötigen Sicherheitsauflagen behinderten auch nicht das ĂĽbliche Prozedere – auch deswegen, weil hier das Publikum erst gemĂĽtlich nach und nach eintrudelt. Und wow, die Organisation hat sich echt MĂĽhe gegeben, das Festival nicht nur gemĂĽtlich, sondern auch sicher zu gestalten. Das Gelände mit 2 BĂĽhnen fast 3x so groĂź wie damals, ĂĽberall reichlich Bänke und Tische fĂĽr den Sicherheitsabstand, nicht nur im VIP Bereich. Und naja, im Prinzip haben die Finnen „Social Distancing“ schon von Haus aus in ihrer Kultur verankert… Mit dem Ticket kam eine Maske, viele brachten jedoch eigene Designs mit – so wie ich 🙂 Und ĂĽberall stand „Käsidesi“ (Hand-Desinfektionsmittel) rum, dass der eigene Vorrat weitgehend unbenutzt blieb. Dann der geräumige Fotograben, freundliche Leute ĂĽberall, die tolle Betreuung fĂĽr Fotografen im ProduktionsbĂĽro (Platz zum Hinsetzen, Versorgung nicht nur mit Kaffee und Wasser, sondern auch mit Essen) das ist ja keinesfalls selbstverständlich. Wirklich vorbildlich, hier also gleich ein groĂźes Dankeschön an die gesamte Festivalcrew!

Die melancholischen Töne von Kaunis Kuolematon passten nicht so recht zum absoluten Kaiserwetter an diesem Wochenende. Weiss nicht mehr, welche AnkĂĽndigung eines „passenden“ Songtitels selbst die Herren auf der BĂĽhne zum Lachen brachte… Im Laufe des Sets trudelten auch immer mehr Leute ein, um den Eröffnungsact des Festivals gebĂĽhrend abzufeiern. Obwohl mehr als genug Platz war, sicherten sich die Fans die besten Plätze lange vor dem Setbeginn von Fear of Domination – und ja, diese Band brachte mit ihren Industrial Metal OhrwĂĽrmern alle am Gelände sofort in Partylaune. Noch dazu sind die Leutchen in ihren Outfits super fotogen…

Langsam fĂĽllte sich auch das Gelände bei der zweiten kleinen BĂĽhne, wo Asim Searah (u.a. Wintersun) mit 2 Sets akustischer Coverversionen und einer Reihe philosophischer Weisheiten zwischendurch unterhielt. Der Mann könnte sich locker als Stand-Up Comedian ein weiteres Standbein schaffen… Ăśbrigens fand auch der Friseur / Barbier mit seinem Wohnwagen tatsächlich Kundschaft.

Wer beim nächsten Act glaubte, schon doppelt zu sehen – nein, kein Sonnenstich, Kaunis Kuolematon Sänger/Klampfer Mikko Heikkilä ist auch der Frontmann von Dawn of Solace. Diese Band kam zu meiner Freude kurzfristig als Ersatz dazu – jener beim John Smith Festival fiel ja samt Festival flach. Der zweite „echte“ Live-Auftritt dieser Band seit ihrem Bestehen (die paar Mini-Akustiksets nicht mitgezählt) – und ja, ich war auch beim allerersten dabei...  WOW, was fĂĽr eine Ăśberraschung, Mikko lieferte nicht nur die vom neuen Album, sondern auch die alten Songs astrein, sowohl Clean als auch Growls! Genial, fĂĽr mich bereits das erste Festival Highlight! Hoffentlich dauert es nicht wieder 13 Jahre bis zum nächsten DOS Gig…
Wolfheart im Anschluss räumten mal wieder ab – beste Stimmung, waren auch jede Menge mit einschlägigem Merch ausgerĂĽstet, klar durfte auch das Moshpit nicht fehlen…. Definitiv ein weiteres Festival-Highlight, und das schon am Nachmittag! Sonst hat ja DOS und Wolfheart Mastermind Tuomas Saukkonen (git/voc, bei DOS an den Drums) das Arbeitstier Image. Schwerarbeiter dieses Festivals war jedoch Bandkollege Lauri Silvonen – neben DOS und Wolfheart am Tag darauf auch mit Bloodred Hourglass am Start. Tja, darum seht ihr ihn auch so oft in der Fotogalerie …

Die Namen des Akustik-Duos Kaikkonen & Liekkala auf der kleinen Bühne sagten mir zwar nichts, aber die Gesichter klärten alles: Zwei Jungs von Red Eleven, die ich ausgesprochen schätze! Hervorragendes Cover-Programm also auch hier.
Mittlerweile hatte sich das Gelände ordentlich gefüllt, erfreuen sich Turmion Kätilöt doch größter Beliebtheit. Warum, stellten sie auch gleich mit ihrem derben, von schwarzem Humor geprägten Industrial Klängen dar. Party pur vor und auf der Bühne, mit dem letzten „Doppelbelasteten“ des Tages, FoD Saku. Die Abräumer von Tag 1 blieben jedoch wie erwartet Insomnium. Erstens war es schon richtig dunkel, um die Lichtshow wirken zu lassen, zweitens sind die Jungs und ihr Songmaterial einfach allererste Sahne. Ein Volksfest im wahrsten Sinn des Wortes!

insomnium (24)

Dass viele wohl lange und ausdauernd am Freitag abgefeiert haben – die Bar oben war nahezu leergesoffen! – merkten Domination Black am Samstag: Sie lieferten einen hervorragenden Power Metal Gig ab, zwar lautstark abgefeiert jedoch zum Bewegen war die Meute noch zu verkatert. Oder es lag an der Affenhitze – ich hielt mich auch lieber möglichst im Schatten auf. Etwas besser lief es schon bei Crimson Sun, die bereits beim Dark Sarah Gig einen guten Eindruck hinterlieĂźen. Die fleischgewordene „Crimson Sun“ – Sängerin Sini in knallrotem Outfit – mit der Sonne um die Wette strahlen.
Vor der BĂĽhne wurde es richtig voll: Der Alternative/Prog Rock von Wheel ist allerdings nicht so mein Fall. Muss jedoch sagen, hier lieferten die Jungs den wohl energiegeladensten Gig ab, den ich bisher von ihnen gesehen hab. Legendär auch ihr „Fuck 2020!“ Sprechchor… Und endlich hab ich auch die Jungs selbst mal gesehen (und geknipst). Auf der kleinen BĂĽhne unterhielt an diesem Tag Bryn Jones (Los Bastardos Finlandeses) die Festivalmeute mit zwei Akustik-Coversets. Dann wurde es wieder heftig mit Metal / Thrash Metal von Oceanhoarse, komplett mit Maskottchen, die das Dark River Publikum richtig in Fahrt brachten. Das taten anschlieĂźend auch Blind Channel mit ihrem Metalcore – mir fiel auf, dass da besonders viele junge Mädels begeistert kreischten…
Das zweite Akustik-Duo des Tages namens Vanhala & Aalto kannte ich nun tatsächlich nicht. Ihre Akustik-Cover von HIM Songs konnten sich aber mehr als hören lassen – die ersten Schritte einer groĂźen Karriere? Jedenfalls hatten sie in Nullkommanix BewunderInnen um sich geschart…

bloodred_hourglass (30)

Zugegeben hab ich mich auf diese Jungs an diesem Tag besonders gefreut, Bloodred Hourglass. Zu dieser Band muss ich wohl nicht viel sagen, sie haben sich zu Recht einen Spitzenplatz unter den finnischen Metal-Exportschlagern gesichert. FĂĽr mich der Headliner des Tages… Und wieder spielten sie meinen All-Time-Fave unter den ersten 3 – aber diesmal hatte ich genug Platz im Fotograben, um wenigstens ein bisschen mitzurocken…
Diablo packten dann die Abrissbirne aus mit Mega-Lichtshow und massivem Sound und holten aus dem Publikum – zumindest aus allen, die noch so halbwegs standfest waren – die letzten Kräfte raus.

Fazit, ein tolles Festival, fĂĽr mich das einzige diesen Sommer – aber nicht nur deswegen hab ich es genossen. Und schätzomativ, wie ich Organisation und allgemeine Sicherheits-Disziplin der Leute beide Tage ĂĽber beurteile, dĂĽrften die einzigen ungewĂĽnschten Festivalsouvenirs MĂĽckenstiche, Haarwurzelkatarrh und Sonnenbrand sein… Bis zum nächsten Mal!

Klaudia Weber

Chefredakteurin, sprich Mädchen für alles hier