Mary-Ann – Come back @ Pioneeri-Festivaali
Nach so langer Zeit noch mal einen Versuch zu wagen mit einer Band braucht nicht nur Mut, sondern auch Disziplin und eine große Menge an Leidenschaft für die Musik, die man spielt. Genau diese Leidenschaft verschlägt mich an diesem Wochenende nach Koria einem kleinen Ort in der Nähe der 10. größten Stadt von Finnland, Kouvola. Die Woche zuvor erzählte mir Juppe Sutela, Gitarrist von To/Die/For, mit strahlenden Augen vom Comeback von Mary-Ann. Der Band aus der To/Die/For entstand. Von 1993 bis 1999 nannte sich die Band noch Mary-Ann und spielte eher Rock Musik mit Punk Einflüssen, als den von To Die For gewohnten Goth-Rock.
Da man diese Leidenschaft nur noch selten sieht für Musik gerade in der heutigen Zeit, wo es nicht mehr einfach ist, seine Musik unters Volk zu bringen, blieb mir fast nichts anderes übrig als mir diesen aller ersten Comebackversuch anzusehen und anzuhören.
Da die Band selber mit all ihren Mitgliedern aus Kouvola stammt, war es quasi ein Heimspiel am hiesigen Pioneeri Festivaali. Abgelegen von der Stadt findet man den Pioneeripuisto auf dem das kleine Festival stattfindet. Der Name Pioneeripuisto (Pionier Platz) kommt noch vom 1 Weltkrieg, weil an diesem Ort eine Garnison platziert war, die, die Grenze zwischen Helsinki und St.Petersburg schützen sollte. Auch im Winterkrieg spielte dieser Ort eine große Rolle und der Molotowcocktail wurde auch hier in den Kasernen erfunden. Heute dienen die noch vorhanden Gebäude als Wohnhäuser und gemeinnützige Einrichtungen wie aber auch als Festivals Ort. In familiärer Atmosphäre kann man hier ein kleines aber feines Festival genießen. Trotz der kleinen Größe des Festivals gibt es zwei Bühnen auf denen in diesem Jahr neben Mary-Ann auch Bands wie Haloo Helsinki, Michael Monroe, Von Hertzen Brothers und viele andere spielten.
Leider war es uns nur möglich für den Auftritt von Mary-Ann anzureisen, aber es ist definitiv ein Festival, das wir in Zukunft im Auge behalten werden. Um 19.25 gab es endlich das Go für das Comeback. Diesen Anfang gleich dort zu wagen, wo alle Freunde, Familie etc. anzutreffen sind, ist sehr wahrscheinlich noch mal extra Druck und wird für noch mehr Nervosität bei den Musikern selber gesorgt haben. Ihr Set begannen sie mit ihrem Song „Reality (so Boring)“ gefolgt von einigen selbst komponierten Songs aber auch zahlreichen Covers. Selten bekommt man bei einer Réunion nach so langer Zeit noch mal fast alle Bandmitglieder von damals zusammen. Aber außer Bassist Matti Pyötsiä , der für den 2012 verstorbenen Tonmi Lillman den Platz eingenommen hat ist niemand Neues dazu gekommen. Ihm scheint es sichtlich Spaß zu machen mit diesen Herren zusammenzuspielen. An der Gitarre befinden sich nach wie vor Mastermind Juppe Sutela und Andy Whitewine, an den Drums Aba Ruuskanen und am Mikro findet man immer noch Jape Perätalo der mit seinem Wiedererkennungswert in der Stimme jedes Konzert zum Highlight macht. Natürlich musste diese Stimme auch während des Konzertes reichlich mit Jaloviina geölt werden.
Wenn man bedenkt, dass die Jungs 16 Jahre nicht miteinander gespielt haben und aufgrund von einem Rückenproblem von Aba nur zwei Mal proben konnten vor diesem Konzert kann man nur den Hut ziehen, wie gut das ganze ablief. Klar waren hier und da Fehler zu hören und die Schlussfrequenzen der Songs waren ab und an nicht immer ganz stimmig aber man kann sagen das, dass wohl jeder Band passieren würde. Ich für meinen Teil habe Bands gesehen die drei Mal wöchentlich proben und nichts auf die Reihe bekommen während dem Gig. Also kann man diesen Profis doch die einen oder anderen Start Schwierigkeiten verzeihen. Beim zweiten Konzert am 27.9 im Rytmikatti in Kouvola wird sicher alles glatt laufen.
Auf jeden Fall war das mehr als ein gelungener Neustart in Koria, der Lust auf mehr Musik von dieser Band macht. Man sieht klar, dass hier Leute am Werk sind, die Spaß haben und in denen noch immer die Leidenschaft fürs Musizieren brennt. Mehr will man als Zuschauer gar nicht. Bleibt zu hoffen dass sie nicht noch mal einfach so verschwinden und dieses Mal an ihrer Musik festhalten so lange es ihnen Freude macht.