Interviews

Fuck 2020 Serie: Fernando ‚Fella‘ Di Cicco (Dreamshade)

Wir alle sind durch die Pandemie mehr oder weniger traumatisiert worden – und es ist OK, sich nicht OK zu fühlen, wie ich auch in meiner KOLUMNE schrieb. In unserer neuen Serie “Fuck 2020” kannst du nachlesen bzw. Videos ansehen, wie die Kunstwelt, namentlich Musiker und Bands, damit umgegangen sind. Gerade haben die Schweizer Metaller ihr 4. Album „A Pale Blue Dot“ rausgebracht (HIER unsere Review) und Gitarrist/Sänger Fernando ‚Fella‘ Di Cicco meldet sich zu Wort:

Womit hat 2020 persönlich und für die ganze Band am meisten genervt – was machte die Lage eurer Meinung nach am schwierigsten & beschissensten?
Ich würde sagen, dass die Trennung von den Bandkollegen, der Familie und den Freunden für eine Weile das war, was ehrlich gesagt am meisten genervt hat. Wir bleiben auch nicht wirklich gerne die ganze Zeit zu Hause, aber zum Glück hatten wir eine Menge Arbeit für die Platte zu erledigen.
Trotz der Schwierigkeiten, die wir durch diese Quarantäne hatten, haben wir uns nicht entmutigen lassen und mit Enthusiasmus weitergearbeitet.
Unsere Herangehensweise ans Songwriting während dieser Pandemieperiode hat uns dazu gebracht, eine neue Art des Komponierens und der Zusammenarbeit zu entdecken. Aus der Ferne zu arbeiten und sich nicht wie üblich von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen, war sicherlich ein Novum für uns. Das hat sich aber nicht negativ auf die Arbeitsweise ausgewirkt, im Gegenteil, es scheint fast so, als ob es einige Prozesse beschleunigt hat, die in der Vergangenheit vielleicht etwas schwerfälliger zu laufen schienen.
Ich persönlich konnte in dieser Aus-Zeit meinen Kopf und mein Leben ordnen. Dieser Lockdown hat meine Batterien irgendwie wieder aufgeladen und mich erneut mit viel Enthusiasmus erfüllt. Ich habe diese Situation genutzt, um mich neu zu organisieren und um wieder voll durchzustarten, sobald die Zeit gekommen ist.

Wie seid ihr mit dem Stress und den Herausforderungen in 2020 umgegangen?
Ich denke, ich bin damit umgegangen wie jeder andere auch, schön einen Tag nach dem anderen. Sicherlich war jeder Tag eine Herausforderung, aber ich habe immer versucht, mein Bestes zu geben und habe mich voll und ganz engagiert, um meinen Lieben und anderen Leuten zu helfen. Ich habe auch gelernt, das was ich bin und was ich tue ein bisschen mehr zu schätzen. Es gab sicherlich Höhen und Tiefen in diesem vergangenen Jahr, aber am Ende überwogen der Antrieb und der Wunsch, nach vorne zu schauen.

Welche Veränderungen musstet ihr hinsichtlich Band in 2020 vornehmen, abgesehen von den vielen Absagen?
Ich musste eigentlich keine großen Veränderungen vornehmen. Das Einzige, was uns echt nervte, ist die Entfernung voneinander und dass wir nicht mehr wie früher gemeinsam abhängen können. Leider ist es aufgrund der Einschränkungen nicht immer möglich, dass wir uns im Studio treffen, um als Band zu proben. Es wird immer schwieriger, aber wir hoffen auf eine positive Entwicklung der aktuellen Situation und auch darauf, dass wir uns wieder so zusammenfinden können wie früher.

Bedeutete 2020 auch eine Chance, mal etwas ganz anderes auszuprobieren, z.B. Live-Streaming, „Zoom-Sessions“, Musikvideos und dergleichen?
Sicherlich können uns all diese neuen Apps und sozialen Plattformen helfen und es ist in unserem eigenen Interesse zu lernen, wie wir die Vorteile dieser neuen Ära nutzen können – und überhaupt alles zur Verfügung stehende nutzen, um mit unseren Fans in Kontakt zu bleiben. Ich denke, es ist auch eine gute Sache, diesen Kontakt mit unseren Fans herzustellen, um Neuigkeiten über die Band und die Musik im Allgemeinen zu verbreiten. Wir haben sicherlich das Glück, nun dort mehr Präsenz zu haben und eine Art Dialog zwischen uns und den Fans in Gang zu bringen. Wir haben vor kurzem einige Live-Sessions auf Facebook und Instagram gemacht, mit sehr gutem Feedback. Wir werden wahrscheinlich in Zukunft mehr davon machen. Wir haben auch schon die Möglichkeit in Betracht gezogen, einen Livestream zu spielen, aber wir warten noch ab, wie sich die Situation entwickelt.

Falls ihr sowas Neues probiert habt – wie war für euch diese Erfahrung, wie waren die Reaktionen der Fans?
Bezüglich der Live-Session über Facebook und Instagram haben wir sehr viel positives Feedback erhalten und ich denke, dass unsere Absicht, den Fans näherzukommen, gut funktioniert hat.  Es war eine sehr angenehme Erfahrung. Wir gaben den Fans die Möglichkeit, uns Fragen zu stellen und alles zu fragen, was sie nur wollten, und wir konnten in so einer direkten Konfrontation Geschichten und Meinungen austauschen über alles Mögliche rund um die Band. Ich finde es sehr interessant, auf diese Weise eine Verbindung zwischen uns und den Fans zu suchen und dieser Dialog bedeutet, dass das Band zwischen uns immer stärker wird.

Welche Pläne habt ihr für 2021, worauf freut ihr euch?
Sicherlich hat uns Covid-19 aus verschiedenen Gründen die Freiheit genommen. Nicht live auftreten zu können, das ist definitiv ein Aspekt, den wir stark vermissen. Wir arbeiten daran, das Album so gut wie möglich zu promoten, und ich muss sagen, dass wir bisher ausgezeichnete Reaktionen erhalten haben. Wir haben vor, alle möglichen Wege zu beschreiten, die uns dabei helfen können, unsere Musik so vielen Leuten wie nur möglich nahe zu bringen. Wir hoffen, bald wieder live spielen zu können und alle unsere Fans wiederzusehen und mit ihnen zu feiern!

Eure Botschaft an eure Fans?
Wir erleben einen Zeitpunkt, in dem wir es kaum erwarten können, unser Leben wieder in völliger Freiheit zu leben. Lasst euch nicht davon runterziehen durch das, was mit uns passiert. Kümmert euch um euch selbst, eure Liebsten, andere Menschen und die Schönheit, die uns umgibt. Das ist die Energie und Motivation, die wir brauchen und die uns die Kraft geben wird, ins „Licht“ zurückzukehren, und das mit viel mehr Bewusstsein dessen, was auf dem Spiel steht. Ich hoffe, wir sehen euch bald auf Tour!

Danke dir für das Interview!

Bandwebsite
photos: Band

Klaudia Weber

Rücksichts- und gnadenlose Diktatorin, kniet vor mir! Anders gesagt: Chefredakteurin, Übersetzerin, Webseiten- und Anzeigenverwaltung, also "Mädchen für alles" - - - Schwerstens abhängig von Büchern (so ziemlich alles zwischen Herr der Ringe und Quantenphysik) und Musik, besonders von Metal finnischer Prägung. Weiters Malen, Zeichnen, Film, Theater... also könnt ihr mit einer vielseitigen Website rechnen. Mag.phil., zwei in 5 Jahren parallel abgeschlossene Vollstudien (English & American studies, Medienkommunikation) und stolz darauf, denn als Mädel aus einer Arbeiterfamilie in einem erzkonservativ-katholischen Land ging das nur dank Stipendium und etwas später im Leben als andere....