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Fuck 2020: Nach Schockstarre kam die vierbeinige Therapeutin

Wir haben eine neue Beitragsserie, frei formuliert nach jenem Gedanken, der uns wohl allen irgendwann kam: „Fuck 2020“.
Eine Erklärung kann ich mir hier wohl sparen – auch all jene, die das Glück hatten, der Pandemie als solcher zu entkommen, kriegten und kriegen ihre Auswirkungen unweigerlich zu spüren. Jedoch möchten wir gerne wissen, wie Künstler damit klarkommen, darum haben wir den gleichen Fragenkatalog an diverse Bands, Musiker etc. geschickt – und wir werden die nach und nach eintrudelnden Antworten in dieser brandneuen Serie veröffentlichen.

Und vielleicht ist es nur fair, dass ich den Anfang mache mit meinen persönlichen Erfahrungen.

„Fuck 2020“ – ich habe meine Mutter, die zur hochgefährdeten Gruppe gehört, seit 1,5 Jahren nicht mehr gesehen. Mit ihr zu telefonieren ist da nicht wirklich ein Ersatz …  Ganz zu schweigen davon, dass ich andere Familienmitglieder und Freunde in meinem Heimatland vermisse – zumal sie umgekehrt auch mich nicht besuchen können.

Covid-19 hat letzten April meine Hoffnungen auf einen „richtigen“ und dauerhafteren Arbeitsvertrag zerstört … und ich habe immer noch keine Alternative zur Arbeitslosenunterstützung gefunden.

Man hätte denken können, dass ich diese ungewollte Freizeit nutzen würde, um hunderte von neuen Bands & Musikveröffentlichungen zu entdecken, zahlreiche Naturwanderungen zu unternehmen, mehr Sport zu betreiben, 3 neue Sprachen zu lernen oder zumindest Python, C++ oder sowas…

Denkste.

Es gab etwa 2 Monate, die ich in einer Art Schockstarre verbrachte, als hätte mich Kankra gestochen – ich konnte nicht schreiben oder malen und Musik konnte ich schon gar nicht anhören.

Das hier war für mich die schönste Musik von allen:

Und ich bin sehr dankbar für meine vierbeinige Therapeutin, die mir dabei half, dieser Falle namens „Wieso überhaupt aus dem Bett kriechen?“ zu entkommen (und ja, so ein Katzenhintern mitten im Gesicht, Miauen in stetig zunehmender Lautstärke oder eine 4+ kg schwere Kreatur, die Katzen-Yoga auf deiner Brust betreibt, das bringt dich recht schnell zum Aufstehen).

Glücklicherweise waren meine Hobbys schon immer relativ „einsam“ – lesen, schreiben, zeichnen & malen (siehe einige Beispiele HIER ), Filme und/oder TV-Serien genießen, daher habe ich langsam auch die Musik wiederentdeckt – buchstäblich, denn zuerst waren die Uralthits in meinem Archiv dran. Und diese ungewollte „soziale Isolation“ fühlte sich gar nicht mehr so schlimm an.

Also ein langsamer Gewöhnungsprozess and das, was neuerdings „normal“ ist.

Nun, zugegebenermaßen war ich in der Zeit vom 3. November 2020 bis zum späten Abend des 20. Januar 2021 wieder ein nägelkauendes, schlafloses Nervenbündel, das an Nachrichtenkanälen klebte… aber ich schlafe jetzt viel, viel besser und meine Nägel sind wieder gewachsen. Allerdings gibt es da diese leichte Befürchtung, dass ich die menschliche Sprache vergessen habe und stattdessen anfange zu miauen ….

Hoffen wir, dass 2021 das Licht am Ende eines langen dunklen Tunnels darstellt…

Euch allen alles Gute und bleibt gesund!
Klaudia

PS: Ein riesiges „Fuck 2020“ für Metalheads, nicht nur in Finnland. Alexi Laihos Witwe Kelli Wright-Laiho hat dies mit der Öffentlichkeit via Instagram geteilt:
„Although Shelby and I were unable to be there physically on the 28th of January, we were still able to share this heartbreakingly beautiful day with Alexi’s closest. I’d like to thank my family @annalaiho and @roopekaukinen for trusting me in all arrangements. My perfect love, your memory is sown in our hearts where it will stay forever, cherished and honored.“

Klaudia Weber

Rücksichts- und gnadenlose Diktatorin, kniet vor mir! Anders gesagt: Chefredakteurin, Übersetzerin, Webseiten- und Anzeigenverwaltung, also "Mädchen für alles" - - - Schwerstens abhängig von Büchern (so ziemlich alles zwischen Herr der Ringe und Quantenphysik) und Musik, besonders von Metal finnischer Prägung. Weiters Malen, Zeichnen, Film, Theater... also könnt ihr mit einer vielseitigen Website rechnen. Mag.phil., zwei in 5 Jahren parallel abgeschlossene Vollstudien (English & American studies, Medienkommunikation) und stolz darauf, denn als Mädel aus einer Arbeiterfamilie in einem erzkonservativ-katholischen Land ging das nur dank Stipendium und etwas später im Leben als andere....