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Big Sky

Disney+ / Disney Star, TV-14, Staffel 1, 10 Episoden á 1h, VÖ November 2020

Ein Privatdetektiv tut sich mit einem Ex-Cop zusammen, um einen Entführungsfall in Montana zu klären. Mehrere starke Frauen stehen hier im Zentrum des Geschehens, zum einen die entführten Geschwister Danielle & Grace Sullivan (Natalie Alyn Lind, Jade Pettyjohn), zum anderen das Ermittlerteam Jenny Hoyt (Katheryn Winnick – bekannt aus „Vikings“) und Cassie Dewell (Kylie Bunbury), die entschlossen sind, sie zu finden, ehe es zu spät ist.

Nichts für schwache Nerven, denn da kommen durchaus – vor allem weibliche – Albtraumszenarien ziemlich unverblümt vor. Serien-Mastermind David E. Kelley und sein Schreib-/Regieteam haben offensichtlich versucht, etwas von Twin Peaks einzufangen, wenn sie sich in Panorama-/Landschaftsszenen mit Stimmungsmusik ergehen. Tja, einerseits gut, denn so wird den Zusehern das nahezu aussichtslose Unterfangen klar, Vermisste in so einer weitläufigen Wildnis zu finden. Andererseits scheint es irgendwann nur dem Zweck zu dienen, die Episoden zu strecken, wenn es doch eher an Fahrt aufnehmen sollte. Einige kritisierten auch das Singen der Charaktere  via imdb – mir gefielen jedoch gerade diese Szenen und der Soundtrack allgemein, der etwas von „Brother Where Art Thou“ hat.

Einige der Szenen und Charaktermonologe finde ich wichtig als sozialen Kommentar – z.B. dass es erst zwei weiße Mädchen aus der Mittelschicht verschwinden müssen, ehe Ermittler die vielen vermissten einheimischen US-Ureinwohner Mädchen überhaupt wahrnehmen. Die sich wiederholenden Dialoge oder Rückblenden scheinen jedoch nur den Zweck zu haben, das Tempo zu drosseln. Vielleicht wäre eine Reduktion auf 7 oder 8 statt 10 Episoden (die 10. ist ohnehin eher eine Überleitung zur kommenden Staffel 2) eine bessere Lösung gewesen. Big Sky hätte in leicht gestraffter Form eine nahezu unerträglich spannende Thrillerserie a la „Schweigen der Lämmer“ werden können – aber zum Glück gibt es ja die Vorspultaste…

Apropos „Schweigen der Lämmer“ – man denkt unweigerlich an Body Lotion, wenn man diese 2 wieder vereint sieht, obwohl sie keine gemeinsamen Szenen haben:
Brooke Smith – Merilee Legarski
Ted Levine – Horst Kleinsasser

Die Besetzung ist makellos, sie alle liefern einen tollen Job ab, von liebenswert bis extrem gruselig:

John Carroll Lynch – Rick Legarski
Patrick Gallagher – Sheriff Walter Tubb
Brian Geraghty – Ronald Pergman
Valerie Mahaffey – Helen Pergman

Gaststar Ryan Phillippe als Cody Hoyt hätte allerdings mehr Szenen haben können. Puncto „liebenswert“ ist Jesse James Keitel als Jerrie Kennedy ein Volltreffer – herzzerreißend intensiv, DER Charakter, mit dem alle mitfiebern Hoffentlich die große Mainstream-Durchbruchsrolle für Jesse, bekannt als der erste nicht-binäre SchauspielerIn, der eine nicht-binäre Serienrolle im Prime-Time-TV spielt (z.B. Forever Alone, Miller & Son).

Zusammengefasst: Trotz der Kritikpunkte ist Big Sky absolut sehenswert.

  • 8/10
    Bewertung / rating - 8/10
8/10

Klaudia Weber

Rücksichts- und gnadenlose Diktatorin, kniet vor mir! Anders gesagt: Chefredakteurin, Übersetzerin, Webseiten- und Anzeigenverwaltung, also "Mädchen für alles" - - - Schwerstens abhängig von Büchern (so ziemlich alles zwischen Herr der Ringe und Quantenphysik) und Musik, besonders von Metal finnischer Prägung. Weiters Malen, Zeichnen, Film, Theater... also könnt ihr mit einer vielseitigen Website rechnen. Mag.phil., zwei in 5 Jahren parallel abgeschlossene Vollstudien (English & American studies, Medienkommunikation) und stolz darauf, denn als Mädel aus einer Arbeiterfamilie in einem erzkonservativ-katholischen Land ging das nur dank Stipendium und etwas später im Leben als andere....