Soundbreaker
W-Film, 86min, als DVD keine Altersbeschränkung
Da ich generell jegliche Art von Musikfilmen, Biopics und Dokumentarfilmen über Musik und Musiker mag, kam ich natürlich auch an “Soundbreaker” nicht vorbei. Nicht das ich vorher schon einmal etwas über Kimmo Pohjonen gehört hätte, aber mir ist es nicht wichtig, die Musiker vorher zu kennen oder gar das Genre in dem sie spielen besonders zu mögen, sondern mir geht es darum, ob ein solcher Film gut gemacht ist und bei einer Dokumentation wie dieser hier, ob es ihm gelingt, mir die Musiker um die es geht näher zu bringen.
Genau das gelingt diesem Film ausgesprochen gut. Ich kann nicht wirklich behaupten, ein großer Fan von Akkordeonmusik zu sein und hätte mich vor diesem Film jemand gefragt, ob ich bereit wäre, mir ein Konzert anzusehen, bei denen die Musik größtenteils von Landmaschinen erzeugt wird, hätte ich vielleicht neugierig kurz überlegt, aber dann sicher mit einem ungläubigen Lächeln dankend abgelehnt. Nach diesem Film jedoch wollte ich Kimmo Pohjonen unbedingt live erleben und hätte nur zu gerne eines seiner Earth Machine Project Konzerte gesehen.
Der Regisseur Kimmo Koskela schafft es, mit wunderbaren Bildern nicht nur den Musiker, sondern auch den Menschen Kimmo Pohjonen zu beleuchten. Die Zuschauer erleben einen Mann, der eine Hassliebe zu seinem Instrument pflegt und daraus die Kraft schöpft, ungewöhnliche Wege zu gehen, Traditionen zu brechen und aus dem Akkordeon weit mehr herauszuholen, als zumindest ich mir hatte vorstellen können. Dabei geht auch schon mal das eine oder andere Instrument zu Bruch, wird malträtiert, verzogen und zerstört, aber wieso auch nicht? Es gibt schließlich kein Gesetz, das besagt, nur echte Rock-Gitarristen dürfen ihre Instrumente zerschlagen. So wie Pohjonnen sich zeitweise beim Entwickeln seiner Musik quält, so quält er auch seine Instrumente, und das ist gut so, denn heraus kommt eine geniale Mischung aus Melodien und Tönen jenseits aller Konvention. Seine Konzerte sind immer auch Performances und er scheut sich nicht, verrückt anmutende Ideen in die Tat umzusetzen, ob er nun mit einem Kammerorchester spielt oder aber das Akkordeon als Begleitinstrument zum Ringkampf inszeniert. (STALKER berichtete hier ).
Neben tiefen Einblicken in die Musik und Konzertausschnitten, bei denen man sich am Ende jubelnd aus dem Kinosessel erheben und Standing Ovations geben möchte, bekommt man aber auch die stille, nachdenkliche Seite von Kimmo Pohjonen zu sehen, beispielsweise auf einer Reise nach Tansania, wo er schon als junger Mann von einheimischen Musikern traditionelle Instrumente erlernte. Und auch das winterliche Eislochschwimmen darf nicht fehlen.
Alles in allem ein grandioser Film, der Lust auf mehr macht. Bei der Vorstellung, die ich besuche durfte, waren sowohl Regisseur Kimmo Koskela als auch Kimmo Pohjonen anwesend und beantworteten gutgelaunt alle Zuschauerfragen. Und ja, es gab Standing Ovations!
PS: Dieser Film benötigte 8 Jahre, um fertiggestellt zu werden, und nochmal ein Jahr, um ins reguläre Kinoprogramm zu kommen. (Und noch einmal 2 Jahre, um als DVD auf den Markt zu kommen, Anm.d.Red.)
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10/10