AHAB / The Prophecy23 / New Born Hate / Dagor
Der Metalclub Odinwald lädt für schlappe 10 Euro zum kollektiven Ausrasten sowie anschließendem Chillen beim Headliner ins alte E-Werk Neckargemünd in der Nähe von Heidelberg. Ich fahre erst ein, zweimal an dem Laden vorbei, ist ja auch sehr schlecht beleuchtet hier, und als ich selbigen betrete, haben Dagor bereits begonnen.
Das macht aber nichts, ist zwar nicht wirklich schlecht was die da spielen, aber eben auch überhaupt nichts Besonderes. Mich erinnern Dagor etwas an die Apokalyptischen Reiter mit einigen Modern Metal Versatzstücken. Der singende Gitarrist sollte sich eher aufs Gitarrespielen konzentrieren, singen kann er jedenfalls nicht, bzw. singt gleichzeitig zwei Oktaven.
Nach einer kurzen Pause legen New Born Hate mit ihrem Thrash/Deathcore los. Die sechs Jungs aus Heilbronn scheinen in der Heidelberger Ecke kein unbeschriebenes Blatt zu sein. Der Pit tobt und es wird geslammt und vereinzelt sogar mal gedived. Ich für meinen Teil bin zwar nicht so scharf auf Core-Sachen, aber New Born Hate machen ihren Job wirklich gut. Es bleibt noch genug Raum für Melodien, man spielt abwechslungsreich und verfällt nur selten mal in stumpfes Core Geboller. Zwischendrin bringen New Born Hate noch eine sehr coole Coverversion von The Prodigys Breathe.
Es folgen The Prophecy23, bei denen auch einer der zwei Sänger von New Born Hate mit von der Partie ist und hier die Death Metal Vocals übernimmt. The Prophecy23 spielen astreinen Deaththrash, bei dem ich wiederholt an Death Angel und Destruction erinnert werde. Sowohl auf als auch vor der Bühne ist die Hölle los und man bekommt das Publikum sogar zu einer Mini Wall of Death animiert. Als kleines Gimmick wird bei einem Titel jemand aus dem Publikum zum Fleischverteiler erkoren, der bei einem Titel Minisalamis ins Publikum wirft. Mit solch obskur-humorigen Titeln wie „Ice Road Trucker vs. the Sun“, „No Beer – what a mess!“ und dem sehr geilen Stampfer „Green Machine Laser Beam“ lässt man die Meute am Rad drehen. Sehr geiler Auftritt! Drei Daumen hoch!
Heimspiel für AHAB. Der folgende Übergang vom Gute Laune Slam Metal zum fast schon meditativen Sound von AHAB ist natürlich schon extrem, funktioniert aber einwandfrei. Bereits zwei Monate zuvor haben mich AHAB in Weil der Stadt mit ihrem Nautik Funeral Doom begeistert. Schade nur, dass die Setlist seither nicht verändert wurde. Ich hatte damals schon Bedenken, ob das nicht eine etwas langweilige Aktion werden könnte, wurde aber sehr eindrucksvoll eines Besseren belehrt. AHAB beginnen mit „The Divinity of Oceans“, dem Titelstück des zweiten Albums, auf dem der Untergang des Walfangschiffes „Essex“ aufgrund von Tagebuchaufzeichnungen des Schiffjungen thematisiert wird, die dann die Vorlage zu Melville´s „Moby Dick“ bildeten. „Deliverance“ und „Antarctica“ vom aktuellen Album „The Giant“ bilden bereits (für mich) den Höhepunkt des Sets. Die Schwere und atmosphärische Dichte, die AHAB vermitteln, sind absoluter Hammer. Wegen mir könnte man auch das „The Giant“ Album komplett am Stück spielen, das wär eine echt feine Sache! „Old Thunder“ vom ersten Album folgt und mit dem erstklassigen „The Giant“ ist der offizielle Teil des Abends auch schon um. Als Zugabe wird noch „The Hunt“, ebenfalls vom ersten Album, zum Besten gegeben, ehe man die Zuschauer in die kalte Odenwälder Nacht entlässt. Ging fast schon wieder etwas zu schnell vorbei, der Abend. Nichtsdestoweniger, gekommen bin ich nur wegen AHAB, nach Hause geh´ ich mit Cd und Shirt von „The Prophecy23“ und dem Demo von „New Born Hate“. 100 Punkte, alles richtig gemacht!