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Krokus – Chris Von Rohr: „Alle kennen nur meine Sprüche, meine Arbeit sehen sie nicht!“

Das Schweizer Urgestein! Die Rede ist nicht vom Matterhorn, sondern von den Rockern von Krokus. Bereits seit 1975 bereichern sie die Schweizer Rock Szene und haben sich trotz zahlreicher Ups and Downs wieder zusammen gerauft. Das neue Album „Dirty Dynamite“ ist das zweite seit dem offiziellen Comeback mit Von Rohr, Storace, von Arb &Co. Chris von Rohr ist als Mastermind der Band, als Jurymitglied zahlreicher Castingshows und mit seinem Spruch „Meh Dräck“ (Mehr Dreck!) bekannt geworden. Die Schweizer lieben oder hassen ihn, ich bewundere aber, dass dieser Mann sagt was er denkt, egal um welches Thema es geht, und damit ist er in der Schweiz einer unter wenigen. Trotz enormem Stress hat Chris sich die Zeit genommen, STALKER einige Fragen zu beantworten.

Euer neues Album „Dirty Dynamite“ kam gerade raus, aber die Tour folgt erst im Mai, warum wartet ihr so lange, bis ihr mit dem Album live zu sehen seid?
Lange? Hey, wir brauchen Zeit, um uns für live seriös vorzubereiten nach dem Studio und Release Modus! Gut Ding will Weile…

Euer neues Band-Maskottchen „Da Dög“, eine Olde English Bulldogge namens Maddox, die auch euer Platten Cover ziert, ist ein wahres Prachtstück, wie bist du auf den Hund gekommen?
Wir wollten mal anderes als ein Totenkopf vorne drauf – der Hund ist der bessere Mensch – der wahre Philosoph – sein Motto: Egal was läuft auf dieser crazy Kugel – Hauptsache mein Napf wird wieder nachgefüllt – genau so denken wir mit unserer Musik – die Trends kommen und gehen – Krokus bleibt.

Ihr habt das Album in den Abbey Road Studios in London aufgenommen, ich glaube es war für euch das erste Mal dort, wie war euer Aufenthalt? Alle sprechen von einer speziellen Magie, die von diesem Studio ausgeht, ist das so?
Klar hätten wir günstig in der Schweiz aufnehmen können inklusive Kuhglockengebimmel. Logistisch wäre das die einfachste und billigste Sache gewesen. Es gibt Musiker, die ihr Geld für Golfstunden oder Scheidungen ausgeben, wir investierten in diese Produktion. Abgesehen davon hat Musik mit Emotionen zu tun. Und wie sollte es uns alte Rockdögs nicht inspirieren, wenn in einer Ecke der Verstärker von Keith Richards rumsteht, in der anderen Mikros von John Lennon und Ringo… und zwischen drin die Wasserpfeife von Yoko Ono. Wir befanden uns in einer Umgebung, wo unsere Helden wie die Beatles, die Stones, The Who oder Hendrix kreativ waren. Die Räumlichkeiten dort sind nicht zu Tode renoviert, sondern strahlen eine angenehme Ursprünglichkeit aus. In solch einem Studio kann man nur 120 Prozent geben. Und drei Meilen weg starteten Krokus ihre internationale Karriere im „Hammersmith Odeon“. Auch für mich als Produzent war dies das Highlight meiner Karriere. Ein einmaliger Sommer war´s. Sänger Marc und ich schaukelten uns buchstäblich in einen Rausch

Ihr habt für dieses Album auch Mandy Meyer in die Band geholt, der bereits in den 80er Jahren einmal als Ersatz bei einer eurer US-Tourneen dabei war, und dann war er nochmal im Line-Up, ehe ihr euch wieder in der Ur-Besetzung zusammen getan habt. Warum habt ihr Mandy jetzt wieder in die Band geholt?
Stillstand bedeutet auch in diesem Beruf Rückschritt. Wir wollten analog zum grossen Buffalo Bill wieder mal einen neuen Indianer auf Tour präsentieren. Wir haben mit Mandy bereits letztes Jahr in Japan gespielt, mit grosser Freude. Danach kam Fernando mit der 3 Gitarren-Idee. Es ist schlicht genial! Nicht wie ich anfangs befürchtete: too much noise, sondern es gibt eine ganz neue Farbe ins Ganze. Wir können jetzt noch besser variieren und mit mehr Dynamik spielen. Es macht Spass, drei Gitarren miteinander zu verweben. Wenn wir früher zweistimmige Sachen spielen wollten, fehlte die Rhythmusgitarre. Mit Meyer, der 1981 und von 2004 bis 2008 schon bei Krokus spielte, kann die Band ihre Klangfarben erweitern: Während Fern die urtypische, traditionelle, urchige Rock-Gitarre à la Chuck Berry oder Angus Young vertritt, ist Mandy eher der lyrische, melancholische Filigran-Techniker für die moll-lastigeren Songs. Das letzte Einhorn, wie wir ihn nennen, übernimmt damit jene Rolle, die in der erfolgreichen Anfangszeit der 1986 verstorbene Tommy Kiefer hatte.

In eurem Video spielt Model Sarah Israel die Dame, die den Rockstar mit ihrem „Dirty Dynamite“ um den Fingerwickelt – warum ist die Wahl gerade auf sie gefallen?
Zufall – Agentur-Entscheid! Es passte einfach.

Verrätst du uns wo ihr das Video aufgenommen habt?
USA und Kofmehl Soletta

Du hast in den letzten Jahren 3 Bücher (Sternenstaub, Bananen Flanke, Hunde wollt ihr ewig rocken) veröffentlicht, ersteres gilt als Top Titel der Belletristik, gibt es Pläne für ein weiteres Exemplar?
Ich schreibe immer, und es wird in 2-3 Jahren was kommen – was weiss ich no ned! (Noch nicht)

Du warst in den letzten Jahren auch zwei Mal als Juror in den Casting Shows „Musik Star“ und „Superstar“ im TV zu sehen, auf deiner Webseite schreibst du aber von doofen Casting Shows. Ist das denn was anderes bei den beiden Shows, bei denen du dabei warst, oder warum hast du dort überhaupt mitgemacht, wenn du wenig von diesen Casting Shows hältst?
Ich brauchte Geld, um meinen Pool zu heizen. Zum Glück heute nicht mehr.

Was müsste eine Casting Show haben, um heute noch akzeptabel zu sein?
No comment – interessiert mich nicht mehr.

Du bist von Krokus derjenige, der am präsentesten in den Medien ist. Man könnte meinen, Chris von Rohr fällt alles in den Schoss, wie siehst du das?
Ich erlebe es so – das Ganze ist eine Riesenarbeit ohne Ende – die Leute kennen oft nur meine Sprüche – von meiner Arbeit sehen sie nix – lest meine Bücher, wenn´s euch interessiert, wie mein Alltag ausschaut, dann wisst ihr mehr – am Ende zählt nur der Leistungsausweis – also über 50 Gold und Platin und die schenkt dir keiner.
Sorry Dear – zu mehr hab ich die Kraft im Moment nicht – maybe ein andermal – Teil 2 im Sommer. Dir guten Frühling!

Danke für deine Zeit, dieses Angebot nehmen wir gerne an. In diesem Sinne Take it easy und eine tolle Tour, bis zum nächsten Mal
PS: Krokus erreichten mit ihrem Album „Dirty Dynamite“ in der ersten Woche in der Schweiz Platz 1 der Swiss Charts und Platz 17 der Offiziellen Deutschen Media Control Album Charts.

Mehr Infos gibt’s unter : http://krokusonline.seven49.net/web/

Sandy Mahrer

Fresh Act Redakteurin, Reportagen, Reviews, Fotos - - - Favorisierte Musikrichtungen? - Hard Rock, Heavy Metal und Pop-Rock, etc. Weniger Death, Black, Grind Core