Eivør – Enn
Label: Seasons of Mist VÖ: 14.6.2024
Die Sängerin / Songwriterin Eivør von den Faröer Inseln hat sich definitiv einen eigenen Stil zugelegt, der eher mit Kate Bush oder Björk verwandt ist als etwa Myrkur oder Kati Rán – oder andere SolokünstlerInnen, die man der Goth Szene zuordnet. Schwer einzuordnen, aber dennoch kein Wunder, dass Enn auf dem Metal-Label wie Seasons of Mist sein Debüt hat, sind doch auch viele (frühere) Black Metal Projekte eher atmosphärisch-kinematografisch unterwegs.
Hier reicht das Spektrum von filigran-atmosphärischen Klangwelten, nem waschechten radiotauglichen Popsong (Hugsi Bert Um Teg) über klassische Klaviermusik (Purpurhjarta), nordisch-Folk (Titeltrack „Enn“) bis hin zum fast Black-Metal-tauglichen „Upp Úr Øskuni“. Und alles verdammt spannend zuzuhören und bei aller Exotik irgendwie eingängig.
Ein abwechslungsreiches Album also, das den Werdegang der Künstlerin widerspiegelt:
Eivør, die oft als eine der produktivsten und einzigartigsten nordischen Künstlerinnen ihrer Generation angesehen wird, hat bis heute 11 Studioalben veröffentlicht, wobei sie musikalische Genres und immer wieder die Grenzen des Erwarteten überschreitet. Als junger Teenager tauchte Eivør in die engmaschige lokale Musikszene ein und spielte mit um Jahre älteren Musikern in Jazzbands und Rockbands, die von Portishead, Radiohead, Massive Attack, Sigur Rós und ähnlichen Bands beeinflusst waren. Mit 16 Jahren veröffentlichte Eivør ihre erste Solokollektion mit färöischem Folk-Pop. Ein Jahr später verließ sie ihre Heimat, um in der isländischen Hauptstadt Reykjavík klassischen Gesang zu studieren – und gewann für ihr zweites Album gleich zwei isländische Musikpreise. In den folgenden Jahren lebte sie in Kopenhagen und schuf sich eine Karriere mit Auftritten bei Folk-Festivals, aber 2010 war Eivør bereit für eine Veränderung. Ihr Larva-Album wagte die Abkehr von der Volkstümlichkeit ihrer früheren Arbeit und setzte auf Experimente und Elektronik.
Eivørs musikalische Reise, die 2021 mit dem Musikpreis des Nordischen Rates ausgezeichnet wurde, fasziniert weiterhin. In den letzten Jahren hat Eivør ausgiebig für Film, Fernsehen und Spiele (The Last Kingdom, God of War) komponiert, und die kinematografische Struktur dieser Werke und die treibenden Beats fanden Eingang in ihre Musik, in welcher nach wie vor ihre Verwurzelung in der färöischen Folklore und ihre klassische Opernausbildung spürbar sind.
Die meisten der Texte, die komplett auf Färöisch gesungen werden, entstanden in Zusammenarbeit mit dem färöischen Dichter Marjun Syderbø Kjelnæs. „Ich hatte das Gefühl, ein Konzeptalbum zu machen, gewissermaßen über die Erde, über unsere Heimat, unseren Planeten. Dann entwickelte es sich in etwas über sowohl die Natur als auch die menschliche Natur, sowohl die äußere als auch die innere Landschaft und die Konflikte des Herzens, die Konflikte zwischen der Erde und den Menschen.“
Tracklist
1. Ein Klóta (5:44)
2. Jarðartrá (4:47)
3. Hugsi Bert Um Teg (3:25)
4. Purpurhjarta (4:27)
5. ENN (7:11)
6. Lívsandin (4:35)
7. Upp Úr Øskuni (5:01)
8. Gaia (5:10)
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9/10