Kati Rán – SÁLA
Label: Svart Records VÖ: 24. Mai 2024
Eine engelsgleiche Stimme und mystische Pagan-Klänge: Fünf Jahre nach der Veröffentlichung ihrer ersten Single hat die nordische Dark-Folk-Künstlerin Kati Rán das ozeanische Thema auf ihrem lang erwarteten Album SÁLA erweitert. Es ist ein weitreichender musikalischer und persönlicher Reisebericht, der sich sowohl den femininen Elementen widmet, die sich in der nordischen Mythologie fragmentiert verbergen, als auch der Wiedererweckung deren dauerhafter, heilender Kräfte.
Benannt nach dem altnordischen Wort für „Seele“ und „Meer“, ist SÁLA ein Akt der „Seelenrückholung“, der schamanischen Kunst der Traumabewältigung, sei es durch Krankheit, Tod, Herzschmerz oder Verlust, und der Wiedereingliederung eines zersplitterten Selbst. In den 13 sich elegant entfaltenden Tracks des Albums kommen verschiedene weibliche Stimmen und Perspektiven zum Ausdruck – von den neun nordischen Töchtern des Meeres, den „billow maidens“, über verschiedene historische und fiktive Figuren bis hin zu den nächtlichen Stimmen, die wir in unseren Grenzzuständen hören – sie alle haben Geschichten zu erzählen, Rätsel zu lösen, Herausforderungen anzunehmen und Führung anzubieten. Es ist eine Vielfalt, die wie der Ozean selbst zu einer gewaltigen, rastlosen Dynamik gehört, eine Verbundenheit mit dem Element Wasser, das auf dem Album sowohl in Feldaufnahmen als auch in der zeitlos organischen Natur der Musik selbst wiedergegeben wird.
Aufgenommen in einer Scheune in Húsafell, Island – der Heimat von Gletschereishöhlen und einer seltenen Marimba aus Lavagestein, die für den Track ‚Stone Pillars‘ wiederentdeckt wurde – sowie in Finnland, Norwegen und zu Hause in Katis Heimat, den Niederlanden, ist SÁLA sowohl eine Chronik von Katis eigenem, perspektivisch wechselnden Aufnahmeprozess als auch eine Pilgerreise durch verschiedene Standpunkte und innere Zustände. Dieser Wanderdrang spiegelt sich auch in der Verwendung verschiedener Sprachen wider: Norwegisch, Altnordisch, Isländisch und zum ersten Mal auch Englisch, eine Kombination aus alten Texten, historischen Neuinterpretationen und ungeschützter persönlicher Reflexion, gestützt durch tiefgreifende Recherchen in den tiefsten Tiefen der nordischen Überlieferung. Durch jeden Faden von SÁLA zieht sich ein Gefühl der Verbundenheit – mit der Kraft von Geschichten, die moralische Orientierung und den Nervenkitzel des Unbekannten bieten; ; mit den Archetypen, deren Qualitäten wir in unseren kritischsten Momenten verkörpern sollen; und mit den inneren, verborgenen Bereichen, die uns immer wieder aus den hintersten Winkeln unseres Bewusstseins zuflüstern.
Es handelt sich auch um ein gemeinschaftliches Projekt. Neben der engen Zusammenarbeit mit dem finnischen Produzenten Jaani Peuhu finden sich Beiträge aus dem gesamten musikalischen Spektrum, wie etwa vom Extrem-Metal-Sänger Gaahl, dem isländischen Frauenchor Umbra Ensemble, dem renommierten norwegische Jazzmusiker Karl Seglem, dem Björk- und Brian-Eno-Kontrabassisten Borgar Magnason, von Mitgliedern der Pagan-Folk-Bands Völuspá, Gealdýr, Heilung und Theodor Bastard und sogar Vocals von Mitch Harris, Napalm Death. Den Klang eines traditionellen norwegischen Bukkehorns im Titeltrack hat Karl Seglem aufgenommen.
Fazit: Sehr schön, träumerisch und einschmeichelnd, mystisch-archaisch – solltest du es nötig haben, kann dich SÁLA sicherlich sofort in eine meditative Stimmung versetzen und auf einen Trip in spirituelle Welten begleiten. Für meinen persönlichen Geschmack war es mir auf gesamte Albumlänge etwas zu einschmeichelnd und meditativ. Da hätte mir zwischendurch etwas Flotteres wie etwa bei „Hefring“, „Blodbylgje“ und dem geilen „Segið Mér“ gewünscht oder ähnlich Intensiv-Inniges wie das geniale „Himinglæva“ Duett.
Track-list:
1. Sála
2. Hefring
3. Kólga | 16
4. Blodbylgje
5. Dröfn | Drifting
6. Stone Pillars
7. Dúfa | Sleeping
8. Unnr | Mindbeach
9. Himinglæva
10. Hrönn
11. Bára | Bósi
12. Segið Mér
13. Sátta
Producer: Kati Rán, Jaani Peuhu, Christopher Juul
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8.5/10