Fresh Act: ELUKAS
Im Herbst 2021 begann Elukas in Estland als eine fünfköpfige Punkband mit dem Ziel, ureigene Musik zu schreiben, aufzunehmen und auf der Bühne zu performen.
Wie würdet ihr euren Stil beschreiben und wie hat sich dieser entwickelt? Wo finden sich eure musikalischen Einflüsse und Wurzeln?
Wir legten los als eine Punkrock Band, aber unser Songwriting hat sich weiterentwickelt und man sieht uns nun eher als eine Metalband. Eine der jüngsten Beschreibungen definiert uns als “Punk meets NWOBHM” (New Wave Of British Heavy Metal). Wir finden, das beschreibt unsere Musik recht gut. Dieser Stil hat sich auf natürliche Weise entwickelt, denn jedes Bandmitglied hat seine eigenen Favoriten, welche wiederum das Songwritig beeinflussen. Diese Einflüsse sind die alten und die neuen Punkbands, dasselbe gilt für Rock und Metal. Wir schreiben alle unsere Songs selbst und das gibt uns die Freiheit, unterschiedliche Einflüsse und Stile zu mischen. Allgemein gesagt, es gibt keinen Song, der nicht zu unserer Band passt. Wenn uns ein Song, den jemand anders geschrieben hat, gefällt, dann machen wir uns diesen Song zu eigen und performen ihn einfach.
War ein bestimmtes Erlebnis oder ein Song dafür verantwortlich, dass ihr Musiker werden wolltet?
Für die meisten Bandmitglieder war es ein Konzerterlebnis in sehr jungen Jahren, das den Gedanken inspirierte: „Genau das möchte ich auch tun.“
Nach den Aufnahmen von drei Singles im Sinusoid-Studio beschloss der Bassist Mikk, die Band zu verlassen, und der vorübergehende Ersatzmann Alan wurde zum festen Mitglied. Die Singles wurden Ende 2022 veröffentlicht: „Metanoia“, „Hullumaja Puhvet“ und „Ajurünnak“, letzterer Song wurde von den Radiohörern in die TOP-5 des estnischen Radiosenders RockFM im Dezember 2022 gewählt. Die gleiche Single erreichte den 3. Platz in der Musikkategorie Estnische Rockhymne des Jahres und wurde auch vom estnischen Radiosender Raadio2 zum Debüt der Woche gewählt.
Woher holt ihr euch die Inspiration, und entstehen eure Songs in Teamarbeit?
Wir haben entweder jemanden in der Band, der zu Hause schon einen Instrumentalsong geschrieben hat, und dann fangen wir an, in einer Probe daran zu arbeiten, oder wir machen das im „Bandcamp“. Viele der Songteile mit Melodien schreibt unser Sänger zuerst zu Hause auf der Akustikgitarre, und dann machen wir diese Songs gemeinsam als Band zu Elukas-Songs.
Ende Februar 2022 zog die Band ins Studio (eigentlich das über 40 Jahre alte Sommerhaus des Schlagzeugers, das er von seinen Großeltern geerbt hatte), um in einer Woche 5 Songs für ihre Debüt-EP „Loomad Koos“ aufzunehmen. Die erste Single „Vein“ wurde im April 2023 von den Hörern des estnischen Radiosenders RockFM unter die Top 5 der besten neuen Rocksongs gewählt. Die EP ist nun weltweit über das legendäre italienische Label WormHoleDeath erhältlich.
Karl, der Sänger und Songwriter der Band, erzählt uns mehr über die Bedeutung einiger Songs:
Raudilves – „Eiserner Luchs“
Das ist eine Story über gute Menschen und wie man sie behandelt, sodass sie bösartig werden.
Das Böse schafft Böses. Es gibt keine von Natur aus schlechten Menschen. Der Eiserne Luchs ist ein Tier, das trotz der schlechten Dinge, die ihm angetan werden, gut und liebevoll bleiben kann.
Metanoia
handelt davon, dass man am eigenen Glauben zweifelt. Es ist so einfach, mit der Welt zu hadern. Es ist sehr schwierig, mit sich selbst zu kämpfen.
Naturaalne Narkar – „Junkie von Natur aus“
Tiere sind sehr empfänglich für Dopamininjektionen. Es ist leicht, sich von etwas hinreißen zu lassen, das einem sofortige Erleichterung verschafft. Gib einem Kaninchen eine sichere Umgebung mit unendlich vielen Karotten… und plötzlich hast du keine Kaninchen mehr.
Was macht ihr „im wirklichen Leben“, wenn ihr nicht gerade Musik macht?
Wir alle haben unsere Jobs in sehr unterschiedlichen Gebieten. Unser Bassist Alan hat mit Musik zu tun, auch wenn er keine Musik mit der Band macht. Unser Rhythmusgitarrist Raido hat jeden Tag mit Metal zu tun. Der Schlagzeuger vögelt täglich mit der Bandmanagerin und er ist auch UX-Designer. Der Sänger hat seinen Tagesjob in der Grundstücksentwicklung. Unser Lead-Gitarrist Sten verkauft strategische Werbeflächen in den Print- und Digitalmedien.
Wie ist es in Estland, eine Rock/Punk/Metal-Band zu sein, und hat sich in den letzten Jahren etwas verändert?
Um in Estland als Punk-Metal-Band aufzutreten und ein größeres Publikum zu erreichen, muss man hart arbeiten und sich voll und ganz der Band widmen. Der Nachteil kann sein, dass das Publikum sehr klein bleibt und deshalb muss man eine Nische finden, in der man auffällt.
In den letzten Jahren hat die Punk-/Rock-/Metalszene einen Aufschwung erlebt. Es finden mehr Veranstaltungen statt. Viele neue Bands haben sich in der Szene etabliert und auch alte Bands sind wieder etwas aktiver geworden. Es war eine sehr schwierige Zeit vor etwa 4-5 Jahren, als die Szene ein wenig im Koma lag. Eine wesentliche Veränderung und ein großer Vorteil kam dadurch, dass einige Leute aus der Szene vor etwa einem Jahr Heavy Music Estonia gegründet haben, das Veranstaltungen organisiert und sich sehr für die Szene im Musikgeschäft einsetzt, sowohl lokal als auch international.
Bislang hat Elukas mehr als 30 Konzerte gespielt, darunter das Barbar Feast 2023 Festival und das Heavy Music Estonia im October 2023, und sie gingen auf ihre erste Minitour in den baltischen Staaten im März dieses Jahres. In Kürze sind sie wieder live auf der Bühne zu sehen:
Elukas:
Alan Urva – bass / backing vocals
Hans Tort – drums
Karl Kärpuk – lead vocals
Sten Olof Abram – guitar / backing vocals
Raido Krutto – guitar / backing vocals
Interview und Bandkontakt: Annie Ott
Photos: Sander Burmeister, Elukas
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