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Royal Republic – LoveCop

Odyssey Music
VÖ: 07.06.2024

Wir schreiben das Jahr 2024, und doch schaffen es ROYAL REPUBLIC mit ihrem Konzeptalbum, dass man sich ein wenig in die 80er zurückversetzt wird. Aber wie sagt man so schön: jeder Trend kommt einmal zurück, und wieso dann nicht auch der Sound (und Look), der diese Zeit ausgemacht hat?
Viele Songs des Albums „LoveCop“ dürften den Fans (und teilweiße Rockradio-Hörern) schon bekannt sein, da man auf die Taktik gesetzt hat, vor Album Release schon eine hohe Nummer an Singles zu veröffentlichen. Dazu zählt „My House“ als die erste Single, gefolgt vom Titeltrack „LoveCop“, der Power-Ballade „Lazerlove“, dem tanzbaren „Ain’t got time“ und zuletzt noch „Wow! Wow! Wow!“.

Damit hat die Band schon vor Album Release einen wirklich gelungenen Querschnitt durch den Sound des Albums geboten und einem gezeigt, was man soundtechnisch zu erwarten hat – Songs, die sich ins Gedächtnis einbrennen, manch einer der zum Tanzen bewegt, während dann andere die (vielleicht sehnlichst erwartete) Balladen auf der Platte repräsentieren. Alles im gleichen aber doch abwechslungsreichen Stil, während Sänger Adam Grahn hier mit diesem Album seine stimmliche Wandelbarkeit wundervoll zur Schau stellt.

Die letzten Alben waren sich stimmlich dann doch sehr ähnlich, hier jedoch werden Facetten ausgepackt, die man doch nicht nicht erwartet hätte und dank der man bei dem ein oder anderen Song zweimal hinhören muss, ob dass denn die gleiche Person ist, oder ob sie sich eines Klons mit anderem Gesang bedient haben.

Dass Adam Grahn den Klang des Saxofons mag, und wie auch der Rest der Band gerne mit Klischees arbeitet, das bemerkt man schon direkt beim Intro zum Opener „My House“ – wundervoll kitschig, direkt hat man die 80er vor den Augen, bevor es dann auch wirklich rockig weitergeht. Der Song hat einen eingängigen Beat und frisst sich ins Gedächtnis – egal ob man das nun will oder nicht, es passiert einfach. Die Lyrics sind simpel, man kann sie hervorragend und schnell lernen und dann auf den Konzerten auch singen – während man sich wild im Takt bewegt. Dies hat zumindest letztes Wochenende beim Unser Aller Festival in Gifhorn schon hervorragend funktioniert. Und: der Song macht Spaß und Lust auf den Rest des Albums!

In die gleiche Kerbe schlägt auch „Ain´t got time“ – und auch wenn die Lyrics so schön „I ain´t got time to dance“ sagen, der Song lädt während eines Konzertes definitiv dazu ein, zu tanzen und hier und da ein wenig zu pogen. Heraussticht hier für mich, welche Höhen hier bei Gesang erreicht werden und wie die Band es geschafft hat, dann doch so unterschiedlich klingende Songteile zusammen in ein Lied zu pressen.  100%ig rund und stimmig ist der Song dabei nicht, aber vielleicht kann man da auch ein Auge zudrücken und Milde walten lassen, denn „LoveCop“ ist wiederum so rund, wie ein Song nur sein kann. Los geht es mit einem tollen Gitarrenriff, dessen Melodie sich fast durch den gesamten Song zieht, und die Gesangsteile bilden einen wundervollen Kontrast zwischen tieferen und höheren Passagen. Es hat schon so ein bisschen etwas von „Good Cop, Bad Cop“, nur eben auf gesanglicher und musikalischer Ebene, und das hat etwas. Und: wer kann denn astreinen Gitarrensoli widerstehen?

„Freakshow“ ist auch einer dieser Songs, wo man direkt in den ersten Takten eine Idee hat, in welche Richtung es gehen wird – und zwar in eine spannende, rockige Richtung. Die Band hat hier einmal mehr einen Song kreiert, der zum Feiern und Mitsingen einlädt, Klischees bedient und auch wird wundervoll mit den Worten gespielt – anders kennt man es ja von den Jungs aus Schweden auch nicht. Etwas zum Schmunzeln wurde auch eingebaut, denn immer bierernst sein, wer will das denn? Dass man seine humorvolle Seite super mit Rockmusik verbinden kann, wird hier wieder deutlich zur Show gestellt,

Was man dann aber wiederum mit  „Wow! Wow! Wow!“ anfangen soll  – nun ja, ich weiß es nicht. Es wirkt wie ein milder Mix aus allem, was noch irgendwie in den Köpfen der kreativen band war, und dringend heraus musste. Beginnend mit dem nicht sonderlich einfallsreichen Titel, geht es dann musikalisch chaotisch weiter – hier ein bisschen Saxofon, dort ein bisschen Streicher, wenig überzeugende Lyrics, wirre Instrumentenmischungen und Gesangsstile. Für mich ein Song zum Betätigen der „Weiter“-Taste, leider. Mit Reggae-Klängen geht es bei „Sha La-La Lady“, und auch danach wird man mit einem Fragezeichen im Kopf stehen gelassen – textuell und gesanglich doch sehr eigenwillig, hilft auch der Gesamtklang nicht dabei, den Song verstehen zu können. er hat zwar eine vergleichsweise klare musikalische Linie, aber zumindest kann ich den Song in seiner Gesamtheit so gar nicht greifen.

Dass sie es nämlich so viel besser können, haben sie nicht nur mit den davor besprochenen Titeln gezeigt, sondern tun es auch mit den restlichen – die beiden (Power-) Balladen „Lazerlove“ und „Electra“ können nämlich auf voller Länge begeistern. Mich zumindest. Während „Electra“ noch mit einem kreischenden Gitarrenriff beginnt, so flacht es dann doch sehr schnell ins Sanfte ab und lässt einen in eine andere Welt versinken. Die Strophen sind wundervoll leicht und weich, und zeigen einmal mehr, dass die Band auch die leiseren Töne beherrscht, während der etwas rockigere Refrain dann den benötigten Schwung hineinbringt, sodass der Song nicht vor sich hin plätschert und so zum Erfolg werden kann. „Lazerlove“ hingegen von Beginn an auf ruhiges und wundervoll einfühlsames Gitarrenspiel, mit wenig Schlagzeug und einer wirklich engelsgleichen Stimme von Adam Grahn. Ein Lied, das jedem fühlenden Fan eine Gänsehaut hervorzaubern sollte. Aber auch hier wird der Refrain wieder dazu genutzt, um mehr Melodie in den Song zu bringen – einem Song, getragen von langsamem aber seht gut gelungenem Gitarrenspiel. Definitiv ein  Titel mit dem Attribut „Anhören müssen“.

„Boots“ ist zumindest ein wenig ein Song, der aus der Reihe tanzt, auf diesem Konzept-Album. Denn er präsentiert sich in einem Gewand, wo ich sagen würde: das ist maximal 50% mit einem 80s Touch versehen (die höheren gesanglichen Passagen vielleicht noch, ein paar der Gitarrenriffs) – die anderen 50% sind aber dann doch der Klang, den man von der Band in den letzten Jahren kennen und lieben gelernt hat.  Auch „Love Somebody“ passt für mich nicht komplett in die Schiene, die die Band hier hauptsächlich mit dem Album fahren will. Hier ist besonders gesanglich unheimlich viel los, da muss Adam Grahn das letzte an Luft in der Lunge herauszupressen, um einige der Passagen zu singen – man darf gespannt sein, wie sich das dann auch live anhören wird! Und wer Gitarrensoli mag, wird auch bei diesem Lied glücklich werden – harmonisch eingepackt in das Gesamtpaket des Liedes, ist die Passage definitiv eine Bereicherung.

Fazit? Ein Album, dass man so vielleicht nicht erwartet hat, aber wenn man es ein paar mal laufen lässt, doch in Kopf und Herz einbrennt.

  • 9/10
    Bewertung / rating - 9/10
9/10

Carina Ullmann

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