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Spider-Man: No Way Home

15. Dezember 2021 / K-12 / 2 h 29 Min

Bin ja nie ein Spidey-Fan gewesen, kenne die Filme hauptsächlich über TV – eine Ausnahme war da der tolle 3D-Animationsfilm und sah folglich den Vorgänger Spider-Man: Far From Home noch nicht. Ich kann daher die Frage beantworten, ob man denn trotzdem alles mitbekommt: JA.

Zum Inhalt: Ein normales Leben hat sich für Peter Parker alias Spider-Man (Tom Holland) erledigt, da im vergangenen Abenteuer seine Identität aufgedeckt wurde. Überall lauern auf Peter und seine Freunde MJ (Zendaya) und Ned (Jacob Batalon) neben Fans auch Gegner und die Presse, dazu noch das FBI, da behauptet wird, dass Spider-Man ein Mörder sei. Daher wendet sich Peter an Doctor Strange (Benedict Cumberbatch), der dafür sorgen soll, dass die Welt vergisst, wer unter der Spider-Man-Maske steckt. Nur hat jede Magie auch unerwünschte Nebenwirkungen…

Obwohl ich nicht beurteilen kann, wie gut dieser Film im Rahmen der gesamten Trilogie abschneidet, jedoch setzt Spiderman: No Way Home meiner Meinung nach einen Meilenstein. Aus mehreren Gründen. Und diese zu nennen bedeutet auch Spoiler. Die markierten Absätze also einfach überspringen, wer sich überraschen lassen will…

SPOILERWARNUNG

Da gab es ja schon einige Kritik im Vorfeld von wegen „zu viele Gegner“, da ein Multiversum-Missgeschick Tom-Spidey mit so gut wie allen Kontrahenten der früheren Spiderman-Filmabenteuer konfrontiert: „Electro“ Jamie Foxx,“Green Goblin“ Willem Dafoe, „Doctor Octopus“ Alfred Molina, „Sandman“ Thomas Haden Church und „The Lizard“ Rhys Ifans. Diese Reprise gibt den Darstellern auch Gelegenheit zum Ausloten von Nuancen – also keineswegs ein schlappes „Wiederaufwärmen“.

Denn anstelle die Konfrontation tödlich enden zu lassen, wird versucht, diese verwundeten Körper und Seelen zu heilen – ähnlich wie bei Star Wars und Force-Healing, endlich mal ein Philosophie-Ansatz, den ich als längst überfällig betrachte. Toll finde ich auch, wie sich die Story um „Mord aus Vergeltung ist nicht die Lösung“ dreht. Dank an die Drehbuchautoren Chris McKenna und Erik Sommers.

Ebenfalls wunderbar, die vorhergehenden Spidey-Darsteller einzubauen – dank des Multiversum sind Tobey Maguire und Andrew Garfield ebenfalls offiziell Marvel-Superhelden. Ein Weg zur Versöhnung, zum Teamwork, ein wohltuendes Gegenkonzept zum längst überholten und dennoch leider allgegenwärtigen Konkurrenzdenken.

Um gerade diese Team-Szenen voll genießen zu können, meine dringende Empfehlung, diese alten Spidey-Filme vorher zumindest als Zusammenfassung zu konsultieren. Ansonsten rauschen diverse Anspielungen und Schlüsselszenen spurlos vorbei – was schade wäre. Da ginge etwa eine Szene verloren, die mich zu Tränen gerührt hat…

SPOILERWARNUNG ENDE

Muss Tom Holland hier ausdrücklich loben, seine Spidey-Darstellung ist über jeden Zweifel erhaben – überzeugend linkisch-chaotisch-liebenswert als Teenie (obwohl schon 25), zum Knuddeln – und herzzerreißend, wenn es um die Tragik eines maskierten Superhelden und das Doppelleben geht. Wobei er ebenfalls die Kurve kriegt, damit es nicht in typisches Hollywood-Herzschmerz-Klischee-Gedudel abrutscht. Muss also wieder mal dringend die Mitnahme von Taschentüchern empfehlen.

Keine Bange, der Humor kommt auch nicht zu kurz, nicht zuletzt durch die sarkastische Präsenz von Dr. Strange Benedict Cumberbatch. Auch so ein Darsteller, wo man Filme nur deswegen guckt, weil er mitspielt…

Über die gesamte Cast, Regie (Jon Watts), Kameraführung, Action etc braucht man wohl keine großen Worte mehr verlieren. Die sind bei Marvel-Filmen eigentlich immer Klasse und hier halten sich die Überdrüber-CGI Orgien in Grenzen, obwohl es um das an und für sich schon absurde Multiversum geht. Da hätten sie ruhig noch mehr psychedelische Visuals mit reinpacken können 🙂

Die „Uneingeweihten“ können sich übrigens die Post-Credit-Szenen sparen, die man nur als Marvel-Movie-plus-TV-Serien-Fan kapiert und sich abkichern kann…

Kurz: Ab ins Kino!

Klaudia Weber

Rücksichts- und gnadenlose Diktatorin, kniet vor mir! Anders gesagt: Chefredakteurin, Übersetzerin, Webseiten- und Anzeigenverwaltung, also "Mädchen für alles" - - - Schwerstens abhängig von Büchern (so ziemlich alles zwischen Herr der Ringe und Quantenphysik) und Musik, besonders von Metal finnischer Prägung. Weiters Malen, Zeichnen, Film, Theater... also könnt ihr mit einer vielseitigen Website rechnen. Mag.phil., zwei in 5 Jahren parallel abgeschlossene Vollstudien (English & American studies, Medienkommunikation) und stolz darauf, denn als Mädel aus einer Arbeiterfamilie in einem erzkonservativ-katholischen Land ging das nur dank Stipendium und etwas später im Leben als andere....