Helldone 2014
Vor 20 Jahren, noch unter dem Namen His Infernal Majesty, spielten HIM ihren ersten Neujahrsgig, damals noch im kleinen Semifinal – leider funktionierte das Equipment nicht so, wie es sollte. Es sollte noch weitere 5 Jahre dauern, bis HIM schliesslich diese liebgewonnene Tradition – nun Helldone Festival genannt – im legendären Tavastia Club begannen, die auch dieses Jahr – als drei-Tage-Event – fortgesetzt wurde. Neben HIM als Headliner des letzten Tages zu sehen: Paradise Lost und Daniel Cavanagh (UK) und die legendären finnischen Acts The 69 Eyes, Children Of Bodom, Kuolemanlaakso und Reckless Love, plus einige überraschende Eröffnungsacts…
Interaktive Fotogalerie am Textende
Montag 29.12.
RAMBO RIMBAUD
Das Venue war schon ziemlich voll, jedoch sollte der Club am ersten Tag noch nicht aus allen Nähten platzen… und es schien, dass die meisten vom ersten Act auch ziemlich überrascht waren. Die Kurzinfo über diesen mysteriösen Act hatte mich ja schon ein wenig vorbereitet, dennoch war ich überrascht, nur den HIM Frontmann ganz alleine auf die Bühne latschen zu sehen, hatte ich doch noch einen weiteren Gitarristen erwartet… Ville wirkte frisch und gut gelaunt und lieferte 2 Songs, mit makelloser Stimme. Der erste war Black Sabbath “Solitude”, den anderen konnte ich nicht identifizieren… Er schien singen und auf einer Bühne zu stehen wieder voll zu geniessen, wirklich toll zu sehen. Tolle Performance, ich wette, ich war nicht die einzige, die gerne mehr gehört hätte… www.ramborimbaud.com
THE 69 EYES
Diese finnischen Goth Rocker hatte ich ja schon eine Weile nicht mehr live gesehen, also genoss ich diese Goth´n´Roll Show wieder einmal, ebenso wie die ansehliche Menge, die das Venue füllte. Diese Band ist eigentlich immer ein Garant für gute Unterhaltung, besonders wenn die Setlist die Highlights der Highlights ihrer langen Karriere enthält – sogar einen der geilen Songs, den sie schon lange nicht mehr gespielt hatten (Wasting The Dawn) – was soll ich sagen, einfach ein Genuss. www.69eyes.com
Setlist: Framed In Blood, Love Runs Away, Betty Blue, The Chair, Never Say Die, Sister of Charity, Dead Girls Are Easy, Tonight, Gothic Girl, Red, Feel Berlin, Brandon Lee / Dance D´Amour, Wasting The Dawn, Lost Boys
PARADISE LOST
Hatte auch diesen Act schon eine Weile nicht mehr live gesehen, und wenn die Briten ihren Gig mit einen meiner absoluten Lieblingssongs – Enchantment – beginnen (später gab es auch noch mehr von meinem Lieblingsalbum Draconian Times) – dann kann dieser Gig nur sensationell geil werden. Was auch tatsächlich zutraf, und obwohl Nick Holmes später anmerkte, dass er unter einer schlimmen Erkältung litt, merkte ich keine groben Auswirkungen auf seine vokale Darbietung. Eventuell fürchtete der Frontmann, dass diese bittersüssen Melodien voller Melancholie etwas zu viel für ein Publikum wären, das sich mit Polarnächten oder Kaamos herumschlagen muss, denn er lieferte bei der Ankündigung von “One Second” auch noch ein bisschen britischen Humor: “Wenn ihr den Song kennt, singt mit, wenn nicht, starrt uns einfach nur an”. Nicht der einzige Grund, warum ich den Club mit einem breiten Lächeln verliess … www.paradiselost.co.uk
Setlist: Enchantment, The Enemy, Widow, Isolate, Pity The Sadness, True Belief, Tragic Idol, One Second, Faith Divides Us, So Much Is Lost, Gothic, As I Die / Rotting Misery, Erased, Say Just Words
Dienstag 30.12.
DANIEL LIONEYE & THE ROLLERS
lieferten eine weitere Überraschung, auch für jene, die wussten, dass “Daniel Lioneye” das Nebenprojekt von HIM Gitarrist Linde ist. Denn zwei weitere Mitglieder seiner Hauptband kamen mit ihm auf die Bühne, Bad Mize und Bil Bao. Oder besser Mige (bass) und Ville (drums). Ich kann mich nur wiederholen, dass es nett war anzusehen, wie viel Spass die Jungs wieder am Musikmachen haben… der ziemlich fiese Sleaze / Stoner Rock Sound, den das Trio auf die Meute losliess, endete mit dem Track “The King of Rock’n Roll”, den Bam Margera für seine TV Show Viva La Bam verwendet hatte. www.facebook.com/daniellioneye
An diesem Abend gab es für die Tanzwütigen auch noch die Gelegenheit, mit DJ Jussi69 bei Helldone’s Doomsday Disco @ Semifinal abzurocken. Beziehungsweise auch für jene, die dem Stress eines ausverkauftem Clubs ein wenig entfliehen wollten.
RECKLESS LOVE
brachten einen Hauch von Glam Rock und California Sunshine in dieses Winterevent ein. Die ziemlich hyper-aktive Band legte los mit I Love Heavy Metal, So Happy I Could Die und On The Radio – die Hitmaschine lief wie am Schnürchen, als die Band ihre tierischen Anziehungskräfte (Animal Attraction) mit Sex, Drugs & Reckless Love losliess, die Nacht in Flammen setzte (Night on Fire) und ihre Fans ganz sicher direkt ins Paradies mit Back To Paradise versetzte… www.recklesslove.com
Eine jener Bands, die einen Club wie Tavastia wohl jedesmal ausverkaufen kann… Für diese Show hatten sich die Bodom-Kiddies eine wahrlich festliche Bühnendekoration zugelegt (incl. Christbäume), Drummer Jaska gab sich als elfischer Santa Claus-Assistent, und die euphorische Menge glaubte sicher, nochmal eine Weihnachtsbescherung zu erleben. Kurz, die Jungs rockten das Tavastia wieder einmal in Grund und Boden und liessen keine Wünsche offen. Was mich dennoch wunderte – all diese Weihnachtsthemen, und dann fehlt Silent Night, Bodom Night? www.cobhc.com
Setlist: Are You Dead Yet?, In Your Face, Scream For Silence, Mask Of Sanity / Needled 24/7, Follow The Reaper, Halo Of Blood, Dead Man´s Hand On You, Living Dead Beat, Angel´s Don´t Kill, Lake Bodom, Hate Me!, Everytime I Die, Downfall / Hate Crew Deathroll, Somebody Put Something in My Drink
Mittwoch 31.12.
Helsinki erlebte am letzten Tag des Jahres ein ziemlich seltsames Wetter. Nur das Gewusel von Einheimischen und Touristen erinnerte einen an das nahende Silvesterfest. Fans der Marke Everlast hatten sich schon frühmorgens vor dem Club angestellt, trotz des Nieselregens.
Kuolemanlaakso
Man kann sich wohl gut vorstellen, wie aufregend es für eine Band sein muss, mit HIM gemeinsam auf einer Bühne zu stehen (die Fotos zeigen Sänger Mikko und Basser Usva vor dem Gig, letztgenannter wirkt definitiv relaxter, Anm. d. Red.) Eine tolle Performance mit aggressiv kreischenden Gitarren und poetischen Texten. kuolemanlaakso.net
Kuolemanlaakso: Intro (Twin Peaks: Sycamore Trees) / Aarnivalkea / Minä elän / Uljas uusi maailma / Tuonen tähtivyö / Me vaellamme yössä / Aurinko / Outro (Twin Peaks).
Vielen Dank an Band-Mastermind Laakso, siehe Selfie, der uns hier einige seiner Schnappschüsse von Tag 3 zur Verfügung stellte!
DANIEL CAVANAGH
Die unvergleichlichen Anathema – wohlbekannt als Erschaffer hoch-melancholischer Töne. Dieses Helldone Festival präsentierte etwas nicht weniger Geniales als die gesamte Band – ein Solo-Rezital eines Gitarristen und Gründer der Daniel Kavan Band. Ohne Zweifel ein Muss. Im Vorfeld gab es viele Spekulationen, einige davon trafen ein: tatsächlich zeigte sich hier ein talentierter britischer Musiker und Sänger mit umwerfender Stimme. Einige hatten sich akustische Versionen von Anathema-Songs erwartet, andere wieder was völlig anderes, wie etwa Cover-Versionen von Pink Floyd. Und Danny erfüllte all diese Erwartungen… Gleich zu Beginn verzauberte Danny mit einer wunderschönen intensiven Melodie; nur die Gitarre, die Stimme und ein bisschen Soundtechnik, und das Publikum war hin und weg. Das war mehr als nur ein Konzert eines britischen Romantikers, das war wirklich ein Mysterium.
HIM
Die Hauptakteure diesen Abends kamen auf die Bühne und eroberten ihr Publikum im Sturm mit den ersten Akkorden von «The Sacrament»! 20 weitere Songs folgten auf der Setlist, und dann gab es noch 3 mehr als Zugabe. HIM hatten die richtige Songauswahl getroffen, und auch in der richtigen Reihenfolge mit lyrischen Klassikern zwischendurch, damit die Fans sich auch mal etwas von den emotionalen Ausbrüchen erholen konnten. «Rebel Yell » war eine grosse Überraschung für alle, da sie dieses Cover schon lange nicht mehr gespielt hatten. Bei «Wicked Game », «When Love and Death Embrace» und «Pretending» sangen alle mit, schon aus Tradition. Ville Valo kommunizierte mit dem Publikum, mal in Englisch, mal in Finnish, machte Witze und tauschte gelegentlich vielsagende Blicke mit den Bandkollegen aus. Diese Show schien viel zu schnell zu Ende zu gehen, es schien, sie dauerte nur Minuten. Generell war die Atmosphäre im Tavastia mehr als heimelig. Die HIM Fans waren mit der Band erwachsen geworden, es gab Scharen von Mädels, die tränenreich in Erinnerungen schwelgten. Ville Valo raucht nicht mehr wie ein Schlot auf der Bühne, nur ein schwarzer Hut und das unvergleichliche Lächeln erinnern an diesen androgynen blassen Jungen von damals. Alles in der Welt verändert sich, und was HIM betrifft, nur zum Besseren. Die Texte beinhalten Lebenserfahrung und Philosophie, und die Gesangsstimme wurde kräftiger. Also kann mit Sicherheit gesagt werden, dass diese Band jenen Punkt erreicht hat, an dem das Publikum auf alle Fälle zu den Konzerten kommt, egal wie es ausgeht beziehungsweise egal, wie gut sich das Album verkauft hat. www.heartagram.com
HIM: The Sacrament / Razorblade Kiss / Pretending / Right Here In My Arms / This Fortress Of Tears / Your Sweet Six Six Six / Wicked Game (Chris Isaak Cover) / Gone With The Sin / Soul On Fire / Heartache Every Moment / Rip Out The Wings Of Butterfly / The Kiss Of Dawn / In Joy And Sorrow / Poison Girl / Killing Loneliness / No Love / Join Me In Death / Buried Alive By Love / When Love And Death Embrace / Rebel Yell ( Billy Idol Cover)
text: day 1+2 Klaudia Weber, day 3: Julia Andreeva, Evgenia Gujva
photos: K. Weber, Markus Laakso (Kuolemanlaakso, HIM)