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Jalometalli 2008

Jalometalli, eines der bekanntesten Metalfestivals in Finnland, fand zum 7. Mal in Oulu statt, etwa 600 km nördlich von Helsinki, im Club Teatria, einer ehemaligen Fleischfabrik. Es gab zwei Bühnen, eine drinnen und die grössere draussen. Durch die kleine Location gab es kein Problem, von einer zur anderen zu gelangen. Und das Wetter hielt, blieb sonnig und warm, also war es auch draussen nett.

Der Samstag galt dem Black Metal, wohingegen der Freitag von US Old-School-Metal Bands beherrscht wurde. Obwohl sich einige über die Ticektpreise beschwerten, 45 € für einen und 58 € für beide Tage und insgesamt 23 Bands scheint fair zu sein. (MT)

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Freitag 15.8.2008


Prestige
Durch mein Planungsdurcheinander verpasste ich den Grossteil dieses alten Thrash Acts. Das Feeling von vielen Jahren gemeinsamen Zusammenspielen war nicht verschwunden, und ich konnte nichts von der laschen Einstellung hinsichtlich Bühnen-Action bemerken, die meist die Reunion älterer Bands kennzeichnet. So ungefähr „nach 10 Jahren im Büro wieder auf ner Bühne“. Bei diesen Jungs kann man wirklich sagen: back in business. (LM)

Pantheon I
Die aufstrebende norwegische Band Pantheon I entfaltete sich auf der Bühne drinnen. Ein warmer organischer Cello-Sound ergänzte den Blast-Beat; die dunklen Gitarrenriffs, schönen Melodien und rohen Vocals zogen absolut die Aufmerksamkeit auf sich. Eine tolle Mischung von Death und Black Metal mit vielen mitreißenden Melodien und Rhythmen sowie Melancholie. Und noch dazu voll bühnenwirksam. Diese Band ist es wert, nochmal live gesehen zu werden. (MT)

Sadistic Intent
waren die nächsten auf der Hauptbühne. Nuancen von europäischem Metal mit traditionellem amerikanischen Sound machten Sadistic Intent zu einer faszinierenden Band. Die Tempiwechsel und Strukturwechsel hielten die Metalheads auf Trab. Die Band wurde schon 1987 in Los Angeles gegründet und hat viele Kult-EPs rausgebracht, aber bisher noch kein einziges Album. (MT)


Possessed
Die Urväter des Metal lösten widersprüchliche Gefühle aus, war diese Reunion echt notwendig? (Das diesjährige Jalometalli drehte sich um legendäre Bands.) Naja, es war nicht mal eine echte Reunion, denn auf der Bühne war nur einer der Originalen Urväter. Sadistic Intent boten den Soundteppich, und soweit ich es beurteilen kann, schlugen sie sich mehr als wacker. Irgendwie eine gute logistische Lösung, denn du brauchst dann nur ein Monsterset an Nieten und Leder, wenn diese beiden Bands zusammen touren. Die Menge reagierte fanatisch, und das ist vielleicht alles, was zählt. Auch wenn meiner Meinung nach einige Legenden es einfach bleiben lassen sollten. (LM)

Overkill
„We don´t care what you say… Fuck You!“ Wie geil! Diese US Thrash Legende war mit Sicherheit die am heissesten ersehnte beim Jalometalli und der perfekte Freitag-Headliner. Es war die erste Overkill Show in Finnland überhaupt, und sie verdient jegliches Kompliment. Wenn man bedenkt, dass diese Band 1980 gegründet wurde, boten sie eine unglaublich aktive Show und zeigten sich in Hochform. Die 90 Minuten schienen viel zu kurz zu sein, und die begeisterte Menge wollte klarerweise mehr. (MT)

Samstag 16.8.2008

Kalmah, die Lokalmatadore, spielten am Samstagnachmittag eine energiegeladene Show. Das Publikum ergötzte sich an bemerkenswerten Melodien, gereift in den Sümpfen des Nordens. Das Wetter hielt und gab dem zweiten Tag eine kuschelige Atmosphäre. Die selten tourenden Kalmah haben 5 Alben aufgenommen, das aktuellste „For the Revolution“ kam gerade in den USA und Canada über Spinefarm US raus. Hoffentlich spielen sie in Zukunft öfter.. Long live the Swamplord! (MT)

Desaster
ein Old School Black-Thrash Quartett aus Deutschland, spielten drinnen, und 20 Jahre Erfahrung in der Szene konnte man der sicheren und temporeichen Show anmerken. Nach der Festivalsaison werden Desaster 5 Shows in Brasilien spielen und das Album „666 – Satan´s Soldiers Syndicate“ promoten, das dieses Frühjahr erschienen war.(MT)


Barathrum
Was soll ich sagen über diese finnische Black Metal Band mit zwei Bassisten und einem unglaublich agilen Frontmann… Sehr unterhaltsam! Alles ist möglich bei einem Barathrum Gig, also weisst du nie, was zu erwarten ist, aber diesmal konzentrierte sich die Horde eher aufs Spielen. Es war offensichtlich, dass die Leute lieber mehr von den abartigen Aktionen des Sängers Demonos Sova gehabt hätten, aber ausser Singen hat dieser dann nur noch ein paar exhibitionistische Einlagen geboten… (MT)

Sotajumala
waren für mich die erste Band am Samstag, und ihr klassischer aber hochqualitativer Death Metal sind auch ein guter Einstieg. Was soll ich sagen? Mynni ist ein charismatischer Frontmann und die Show war gut, aber die sehr technischen Songstrukturen nehmen leider etwas von der Beweglichkeit und der Live-Energie, die solche Musik einfach braucht. Darum hör ich mir meinen Death Metal lieber per CD an. (LM)

Mayhem
Wenn du das Image einer bösen Black Metal Band aufrecht und die theatralischen Elemente als Teil der Show erhalten willst, dann solltest du es richtig machen, nicht so wie Mayhem. Als Zuschauer konnte ich nichts vom Black Metal Image wahrnehmen, einerseits total Corpsepaint und der Rest normal auf Metal angezogen. Von der Musik abgesehen, hatte ich mir eine legendäre Black Metal Show einer legendären Band erwartet, und das kam dem nicht mal nahe. (LM)

Trouble
Auf den ersten Blick erwartete ich eine lahme Version von Led Zeppelin, aber diese alten Haudegen beherrschten die Bühne vom ersten Ton an. Die Spielfreude war offensichtlich, und die Bandmitglieder outeten sich beim Look als Individualisten, fungierte aber als Einheit, und als perfekter Hintergrund für einen agilen Sänger. Ich fragte mich, warum nach Mayhem die Menge kleiner wurde, einige musste sicher Nachschub holen. Aber das war ein schwerer Fehler, wer Trouble nicht sah, verpasste eine der besten Bands des Festivals. (LM)


Satyricon
„You wanna start singing by your self without the guitar? Sing Mother North for me, c´mon!“ Satyricon- Das absolute Highlight in den Augen der meisten fungierte als Headliner am Samstag. Die Umstände waren perfekt für eine Live-Show-Erfahrung: Bühne und Menge gerade in der richtigen Grösse, nächtliche Dunkelheit und weder Regen noch starker Wind. Der Sound war gut, die Lichtshow trug viel zur Atmosphäre der einzelnen Songs bei, und die Band schaffte es, die Dynamik und Intensität durchgehend zu halten. Das Set bestand aus alten und neuen Tracks, beginnend mit „The Pentagram Burns“, einem der eindrucksvollsten Songs auf „Now, Diabolical“. Laut der Satyriconwebsite ist das neue Album „The Age of Nero“ fertig und wird am 3.11. erscheinen, danach folgt eine EU Tour, die am 12. 11. in Stavanger, Norwegen losgeht und am 20. 12 in Hamburg abgerundet wird. Nicht verpassen!(MT)

Kypck
Eine weitere positive Neuheit, aber die falsche Band, um ein Festival zu beenden. Keine Ahung, warum sich der Veranstalter entschieden hat, Jalometalli mit Depression ausklingen zu lassen, wenn eigentlich alle feiernd am Tresen stehen sollten. Die Musik, die Show, die Rote Armee-Ausrüstung und dazu Teatrias karge Ausstattung, das löste irgendwie Albdrücken aus. Solche Bands passen besser in Clubs,und Kypck sollte auch in einem solchen angecheckt werden. Als dann auch noch nackte Männlichkeit die Bühne entern wollte, war es Zeit zu flüchten und sich auf die lange Heimreise vorzubereiten (LM)

Das 7. Jalometalli bewies sich erneut mit Expertise, alles funktionierte reibungslos, und die Schlangen an der Bar waren nicht so lang. Das Areal war gut in Bereiche drinnen und draussen aufgeteilt mit vielen Durchgängen. Die Bands waren gut gewählt, und jene, die bei jedem Festival auftreten, fehlten gottlob. Der Ausblick aufs nächste Jahr lässt ja schon hoffen, dass es auch so bleibt. Die Aufteilung auf zwei Bühnen funktionierte ebenso prächtig. Nur etwas gibt´s zu bemängeln (und Veranstalter müssen mit sowas rechnen), dass sich drinnen und draussen Sound und Feeling unterscheiden, und wenn die Bands richtig eingeteilt werden, macht das nichts. Ich mag es, dass Teatria innen eher wie ein Club ist, und draussen ist es nur ein wenig anders als bei einem „normalen“ Festival. Alles in allem eine positive Erfahrung, und wenn ihr noch nie da wart, dann solltet ihr nächstes Jahr einen Trip nach Norden wagen – der richtige Ausklang der Sommerfestival-Saison. (LM)

text: Lauri Mailasalo (LS), Meri Tikkala (MT), transl. K. Weber

photos: Pia Sundström, Meri Tikkala

GastmitarbeiterInnen / guest contributions

Reguläre GastmitarbeiterInnen u.a. Melanie Kircher, Tatjana Tattis Murschel, Grit Kabiersch, Marina Minkler, Maria Levin, Jasmine Frey, Nina Ratavaara, Elvira Visser, John Wisniewski

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