KTU in Helsinki
Ein Trio, allesamt verdiente Veteranen der Musikszene, mit nem ureigenen Sound, die ein Brett vorlegen, dass es dir förmlich nen neuen Scheitel zieht – nein, falsch geraten, es geht nicht um Motörhead…
Und gleich auf den ersten Blick wurde klar, dass das typische Metal-Publikum bei KTU – sprich Kimmo POHJONEN, Akkordeon und Stimme, Trey GUNN, Warr-Gitarre, und Pat MASTELOTTO, Drums – eine verschwindende Minderheit darstellt. Was nicht so unangenehm war, denn es gab keine Probleme, ganz an den Bühnenrand zu kommen, nirgendwo Geschubse oder Gedrängel, auch nicht an der Theke beim Bierholen (!!!), und auch die Warteschlangen am WC blieben aus… so „zivilisiert“ kennt man einen überfüllten Tavastia Club ja gar nicht…
Zumindest nicht VOR der Bühne, AUF den Brettern hingegen wurde jede Menge Action geboten, und anfänglich liessen KTU auch schwere Geschütze los: wuchtiger Bass-Sound, brachiale Drums, bombastische Melodien und treibende Riffs, die nur eben von nem Akkordeon kamen. Da hätten auch Headbanger ihre helle Freude gehabt. So ein Akkordeon ist (trotz Umbau) etwas unhandlich, das tat Kimmos Bewegungsdrang kaum Abbruch, gelegentlich wure es richtig gefährlich für Leute in der vordersten Reihe bzw deren am Bühnenrand abgestellten Getränke.
Auffällig war auch: die Musiker hatten sich für Rockmode entschieden (bis auf Drummer Pat), und Trey Gunns Warr-Gitarre ist nicht gerade etwas, das man jeden Tag zu sehen bekommt. Bass und Gitarre in einem, in den Händen eines Virtuosen produziert dieses Instrument coole Effekte. Vor allem der Bass-Sound hatte was von dem eingangs erwähnten Trio, und härtere Töne sind den drei Herren auch alles andere als fremd. Pat und Trey haben bei King Crimson gespielt, Kimmo in Ismo Alankos frühen, eher Punk angehauchten Projekten.
Der Spass, den die drei da auf den Brettern hatten, teilweise Improvisationen oder schräge Einlagen (der Blasebalg hielt da als Percussion-Instrument), die Art und Weise, wie Kimmo Pohjonen seine Stimme einsetzt, eher als zusätzliches Instrument, was ihm etwas von einem Schamanen verpasst – das alles trug bei zur unglaubliche Energie, die von der Rampe überschwappte und unweigerlich ansteckend wirkte, Stillstehen war hier einfach unmöglich.
Mit Samuli Kosminen (Samples, Percussion) vom gemeinsamen „Kluster“-Projekt (und gleichnamigen Album) als Special Guest wurde es etwas ruhiger, sprich atmosphärischer, und es gab einige ältere, Nicht-KTU Tracks, z.B. „Optikus“. Kosminen stellte live auf der Bühne aufgenommene Samples von Kimmos Stimme und Akkordeon zu Loops zusammen, und es wurde immer undurchschaubarer, was denn nun von wem zum komplexen Soundgefüge beigetragen wurde.
Wieder recht derb wurde es nochmal im Schlussteil; das Nachfolge-Album von KTUs Debut „8 armed monkey“, das gerade in den finnischen Seawolf-Studios abgemischt wird – scheint doch wesentlich heavier zu werden, also kann ich es schon mal allen Prog-Rock Fans ans Herz legen.
Ein durchwegs faszinierender Gig, angereichert mit geiler Licht-Show, sympathischen Vibes und nen Schuss Humor (z.B. Samples von Hühnergegacker, wohl als Referenz zu Kimmos Earth Machine / Motor Music Project). Klar, dass heftig nach Zugaben gefordert wurde, und da gabs erstmal ne richtig typische Akkordeon-Polka, zum Mitschunkeln und -klatschen. Dann zeigte Kimmo auch an der Mundharmonika sein Können, doch nach einem recht rockigen „Kohtu“ war schon Schluss. Also wenn KTU mal in eurer Nähe auftreten sollten – nix wie hin!
KTU Playlist:
-New piece, untitled
-new piece: Kataklasm
-New piece, untitled
-New piece, untitled
-Absinthe
-New piece, untitled
-New piece: Snow Reader
-Optikus
-New piece: Bloody Clown
-New piece, untitled
-Voima
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-polkka
-Untamed Chicken
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-kohtu
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