In Extremo / Korpiklaani / Raubein @ Z7
16.11.2024 Konzertfabrik Z7 Pratteln, Schweiz
Fast ein ganzes Jahr mussten die Fans auf das Konzert von In Extremo warten. Geplant war es ursprünglich für den 21.12.2023 und jetzt am 16.11.2024 wird es endlich nachgeholt.
Verschoben wurde es damals, weil die Fertigstellung des neuen Albums «Wolkenschieber» doch ein wenig mehr Zeit in Anspruch nahm als ursprünglich erwartet, aber ich glaube sagen zu dürfen, dass sich das Warten total gelohnt hat. Seit September ist das neue Werk erhältlich und nun steht endlich die Tour an. Schön, dass auch sie noch im Z7 Halt machen; leider kommen wir in dieser Region kaum noch in den Genuss derartiger Konzerte, weil die größeren Bands öfters eher in Zürich spielen. Einige bleiben aber glücklicherweise dem Z7 treu.
Der heutige Abend geht schon ziemlich früh los, um 18:45 die erste Band und schon jetzt ist das Z7 proppenvoll und in einem etwas ungemütlichen Ausmaß. Aber die Bands freut es natürlich, vor einem ausverkauften Haus zu spielen. Eröffnet wird der Abend von den Herren von Raubein, welche mit ihrem ruppigen Deutsch-Rock für gute Stimmung und Trinklaune sorgen. Für Raubein ist es der dritte Auftritt im Z7 und Sänger Henry scheint es hier zu gefallen. Lockere Sprüche und reichlich Bier plätschern kontinuierlich von der Bühne und lassen das Publikum verzückt zurück. Das heutige Publikum konnte Raubein definitiv für sich gewinnen.
Nach kurzer Umbauphase geht es auch schon mit dem nächsten Act weiter: Korpiklaani aus Finnland gehören langsam zu den alten Hasen, die regelmässig im Z7 zu Gast sind. Leider starten die Finnen nicht unbedingt gut in ihre Show. Gesanglich verhaut Sänger Jonne Järvelä jeden einzelnen Ton, das wird glücklicherweise im Laufe der Show besser, aber der Herr hatte sicherlich schon bessere Zeiten – zugegebenermaßen auch schlechtere. Es ist immer ein Roulette, ob Korpiklaani einen guten oder einen eher schlechten Abend haben. Schade, denn das war einmal eine der richtig guten Bands und leider weiss ich nicht, aus welchen Gründen die Qualität plötzlich nachlässt. Ich hoffe inständig, dass es keine gesundheitlichen sind. Musikalisch halten sie sich mit der Setlist an die alten Klassiker und zwischendurch an das dieses Jahr veröffentlichte neue Album Rankarumpu. Die Stimmung im Publikum ist ausgelassen und vor allem bei Vodka stimmten schnell alle fröhlich mit ein. Welch Saufgelage an einem Samstagabend, sicher lustig für Beschwipste, etwas mühsam für die Nüchternen.
Kennt ihr den Film Walhalla von 1986, wo Tjelve zusammen mit Thor nach Udgard geht? Genau so komme ich mir heute vor, als wäre ich in Udgard bei den Trollen gelandet. Witzig und erschreckend zugleich.
Anyway, wir sind wegen der Musik da…und jetzt hat das lange Warten ein Ende. In Extremo sind ready für die Bühne und für uns Fotogeier heisst es erst mal warten. Aufgrund zahlreicher Pyros und Effekte dürfen wir erst beim 10. Song in den Graben. Gut die Band mal während der ersten Songs einfach genießen zu können. Songs wie «Troja», «Herr Mannelig», «Liam», «Küss mich», «Rasend Herz» dürfen genau so wenig fehlen wie Moonshiner, Störtebeker oder Sternhagelvoll, bei denen lauthals mitgesungen wird. Das schönste Geschenk, das man einem Musiker machen kann – wenn er nicht mehr singen muss, weil alle im Publikum den Song lauthals singen. Die Stimmung ist ausgelassen und freudig und als Fotograf wird man sogar im Graben von Michael begrüßt mit der Frage «Macht ihr jetzt Fotos?» und sogleich werden wir auch noch mit einer Herzchen Konfetti Kanone beschossen. Es ist einfach eine Band, die großartige Stimmung macht und Musik in einer so hohen Qualität, dass es kaum zu toppen ist. Ein großartiger Konzertabend, der sich hoffentlich bald wiederholt.
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