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Royal Republic @ Aladin Music Hall Bremen

29.09.2022, Aladin, Bremen  – Fotogalerie HIER

Vor 12 Jahren, als ich noch in Finnland lebte, hatte ich mir eine schwedische Band angeschaut, die die Hütte damals vor knapp 30 Zuschauern abgerissen und richtig gerockt hatte. 12 Jahre später und 30 mal so viele Zuschauer erwarteten mich dann dieses Jahr beim Konzert von ROYAL REPUBLIC in Bremen.

Während die Schlange vor Einlass mich noch daran zweifeln ließ, dass die Bude voll werden würde, bemerkte ich mit der Zeit: verdammt, das wird richtig eng. Und heiß. Und schwitzig. Es wurde ziemlich schnell voll, und die Vorfreude auf eine tolle Show war jedem der Zuschauer anzusehen – und das Interesse an der Vorband KO KO MO, aus Frankreich, auch.

Während das Publikum zu Beginn doch noch sehr zurückhaltend war, taute man mehr und mehr auf und es wurde durchaus spürbar, dass das Duo gut ankam mit ihren Songs: eine faszinierende Stimmlage, rockige Klänge und vielleicht hier und da ein wenig zu lange Instrumentalpassagen. Die Zeit verging wie im Flug, die Stimmung war gelöst und jeder war dann doch bereit für ROYAL REPUBLIC.

Als die Band dann die Bühne betrat, sah man ganz deutlich: da hatte jemand genau so viel Bock auf eine intensive Zeit, wie das Publikum auch. Bis auf Bassist Jonas, der durch seine Lebensmittelvergiftung dann doch etwas mehr mitgenommen war – aber schon alleine der Fakt, dass er dem trotzte und auf der Bühne stand und kreidebleich sein Bestes gab, da muss man schon mehr als einen einzigen Hut vor ziehen!

Was ihm an Energie fehlte, das kompensierte der Rest der Truppe um Sänger Adam Grahn problemlos – innerhalb kürzester Zeit hatte sich die Halle in eine Sauna verwandelt, der Schweiß lief auf der Bühne und auch davor in Strömen.

Das tat der Stimmung aber keinerlei Abbruch, als Songs wie „All because of you“, „Stop Movin´“ und „Full Steam Spacemachine“ allen Beteiligten so richtig weiter einheizte. Bei „Stop Movin´“ bildete sich dann auch der erste Circle Pit, der sich während der ganzen Show nicht mehr so wirklich auflöste und sicherlich hier und da für einen schönen Blick von der Bühne aus sorgte – aber nicht weniger schön dürfte das schon fast explosive Mitsingen und Eskalieren bei „Full Steam Spacemachine“ sich angefühlt haben.

Zwischen den Songs gab es hier und da ein paar lustige Geschichten – wie z.B. Adam´s Versuch sich eine Gitarre zu bestellen in einem deutschen Laden, wo der Besitzer leider genau so viel Englisch sprach wie Adam Deutsch. Ich denke ich bin nicht alleine damit, wissen zu wollen, ob er in Dortmund am Tag darauf die Gitarre wirklich bekommen hat, oder ob sein Deutsch dann doch noch nicht gereicht hat. Während das Publikum lauthals lachte, war Bassist Jonas dankbar für jede kleine Pause, die ihn etwas verschnaufen lies – und auch Schlagzeuger Per und Gitarrist Hannes dürften ein wenig Pause nicht verschmäht haben.

Die wiedergewonnene Energie wurde dann auch direkt wieder im Circle Pit verbrannt, sei es bei „Tommy Gun“ oder einem der folgenden Songs gewesen – man merkte doch ganz klar, dass die Songs aus den Anfangszeiten der Band immer noch ein ganz anderes Level an Enthusiasmus auslösten. Weniger enthusiastisch war da leider Jonas´ Magen, der in den Streikmodus wechselte und die Band somit einmal in den Improvisationsmodus wechselte und mit Adam am Bass und Per an den Vocals ein Cover von „Roxanne“ (Original von The Police) zum Besten gab, bis Jonas wieder zurück war und wieder einsteigen konnte.

Und dann war es auch schon wieder viel zu schnell vorbei – nein, wartet! Die Zuschauer bekamen eine durchaus amüsante Beschreibung des nun folgenden Prozedere, dem klassischen Prozess von „wir sagen, es ist der letzte Song, ihr seid traurig, danach gehen wir, ihr seid laut und wir spielen weiter“ – und nachdem der „letzte“ Song, „Anna Leigh“ dann Vergangenheit gewesen ist, hatte aber auch wirklich noch keiner der Anwesenden im Ansatz das Bedürfnis seinen Platz zu verlassen.

Man wollte mehr, und dem kam die Band natürlich liebend gerne nach und haute noch Songs wie „Superlove“, ein kleines Metallica-Cover von „Battery“ sowie dann zum Schluss „Baby“ raus und stellte somit sicher, dass jeder im Publikum nochmal seine letzten Energiereserven verbrannte und der Gang zur Bar oder zum Wasserhahn nach der Show essentiell wurde. Glücklich, voller Ekstase und mit einem fetten Grinsen auf dem Gesicht ließ sich die Band noch feiern, und man hatte fast das Gefühl, dass keiner den Abend schon enden wollte.

Selten habe ich eine so ausgelassene und ekstatische Stimmung bei einem Konzert erlebt, wo gefühlt die Wände gebebt haben und es eigentlich nur noch gefehlt hat, dass es von der Decke tropft. Wer also einmal richtig loslassen und 100% Spaß haben will – die Jungs spielen dieses und nächstes Jahr noch so einige Shows in und um Deutschland herum!

 

Setliste Royal Republic:

Fireman & Dancer
Getting Along
RATA-TATA
All Because of You
Stop Movin‘
Full Steam Spacemachine
Back from the Dead
Save the Nation
Like a Lover
Boomerang
Kung Fu Lovin‘
Underwear
Tommy-Gun
Roxanne (The Police cover)
——-
Anna-Leigh
Superlove
OIOIOI
Battery (Metallica cover)
Baby

Carina Ullmann

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