Grave Digger / Burning Witches @ Z7 Pratteln
13.Jänner 2019 und das Wetter ist alles andere als einladend zum Ausgehen, noch dazu an einem Sonntag, für einen Konzertbesuch. Obwohl es schneit, regnet oder stürmt, sodass man das Gefühl hat man fliegt nach Pratteln – lohnt es sich doch für ein Urgestein: Grave Digger geben dem Z7 die Ehre.
Den Auftakt pünktlich um 20.00 Uhr machen Burning Witches, durch und durch weiblich, welche als Schweizerinnen ein Heimspiel haben. Gegründet von Gitarristin Romana Kalkuhl sind die Witches seit 2015 mit ihrem Hexenzirkel unterwegs. Ihr neues Album «Hexenhammer» wurde über Nuclear Blast veröffentlicht und erreichte in England sogar Platz 15 der Charts, was eine tolle Leistung ist. Mir fehlt beim heutigen Auftritt ein bisschen die Dynamik auf der Bühne. Sängerin Seraina Telli wirkt manchmal ein bisschen gelangweilt und dann wieder voll präsent und liefert mit ihren fliegenden Dreadlocks eine tolle Show. Gitarristin Sonia ist meist total in ihr Gitarrespiel vertieft und agiert nur sehr wenig mit ihren Mitmusikerinnen und dem Publikum. Schlagzeugerin Lala sieht man leider kaum hinter den Drums auf einem erhöhten Podest.
Nur Bassistin Jay bewegt sich des Öfteren auf der Bühne hin und her, aber mir fehlt der Spassfaktor. Es ist ein bisschen schwierig, die Show zu beurteilen, denn alle hatten mal gute und mitreißende Momente und dann wieder welche, in denen man denkt, Mensch Mädels da geht doch noch was. Nicht musikalisch oder gesanglich, auch wenn sich manche Songs recht ähnlich sind, sondern die Performance, wo mir ein bisschen die Lockerheit fehlt. Krampfhaft möchte man cool und hart wirken, jedoch in den wenigen Momenten, wo sie auch mal lachen und einen Hauch von Spass aufkommen lassen, kommen die Mädels viel besser rüber. Das fehlt mir hier etwas und auch die Kontaktaufnahme untereinander und mit dem Publikum. Der Funke springt also nicht ganz rüber, obwohl ich es super finde, was die Mädels leisten, das muss man zuerst nachmachen. Die meisten sehen das sehr wahrscheinlich anders, denn dem hauptsächlich männlichen Publikum sagen die jungen Damen auf der Bühne natürlich auch optisch sehr zu. Beim tollen Outfit von Seraina auch kein Wunder; auch die von den anderen Mädels sind toll, könnten aber noch ein bisschen individueller sein. Es ist es sicher wert, diese Mädels im Auge zu behalten, denn wenn sie Live noch ein bisschen an Power zulegen, steht ihnen eine vielversprechende Karriere im Metal Business bevor.
Nach kurzer Umbauphase, nach dem alle Zombies auf der Bühne platziert sind und das Kostüm angelegt ist, erklingen endlich die ersten Töne von Grave Digger. Der Reaper schreitet über die Bühne und animiert das Publikum dazu, Stimmung zu machen für diese Urgesteine.
Markus Kniep stürmt als erster die Bühne, um sich hinter dem Schlagzeug einzurichten, dicht gefolgt von Bassist Jens Becker und Gitarrist Axel Ritt, der nach wie vor gerne seinen trainierten Oberkörper, nur mit einem Gilet bedeckt, zur Schau stellt. Es ist Jahre her, dass ich Grave Digger das letzte Mal gesehen habe, aber es ist immer noch so schrecklich unspektakulär wie damals, von ein paar wenigen Pyros abgesehen, dennoch machen die Männer gute Stimmung im Publikum. Zeitweise besucht auch der Reaper die Bühne und das auch gern mal mit einem Dudelsack, oder um die schottische Fahne an Boltendahl zu überreichen – damit dieser damit fast Bassist Becker erschlagen kann, was natürlich nur Spass ist.
Grave Digger sind nach Jahren wieder nur als Quartett unterwegs und verzichten in Zukunft vermehrt auf Keyboards. Eine weitere Veränderung gibt es auch am Schlagzeug, welches
nun fest mit Drummer Marcus Kniep besetzt ist und nicht mehr von Stefan Arnold, der die Band verlassen hat. Aber Mitgliederwechsel gibt es bei Grave Digger schon immer, und so ist nur noch Sänger Chris Boltendahl als Gründungsmitglied dabei. Das macht aber nichts, die langsam ins Alter gekommenen Herren rocken die Bühne nach wie vor, wie sie das seit den 80ern tun. Ihre Musik und Performance ist einfach gehalten und sorgt trotzdem für gute Stimmung – manchmal ist eben weniger mehr. Und die Deutschen haben das heute bewiesen.