In Extremo: “Wir hatten Glück!”
Egal wen du nach einer berühmten deutschen Folk Rock Band fragst, oft wird die Antwort lauten: In Extremo. Sie sind bekannt für ihre mittelalterlichen Themen und Texte, die Musik wird nicht nur von einer Standard Heavy-Metal Besetzung (Gesang, Gitarre, Bass, Drums), sondern auch mittelalterlichen Instrumenten, hauptsächlich Dudelsack, geprägt. Die Songs der Band sind sowohl Originale als auch traditionell, letztere werden oft in Latein oder archaischen deutschen Dialekten gesugen. Drei ihrer Alben haben die Spitze der deutschen Charts erobert – 2008 Sängerkrieg, 2011 Sterneneisen und dieses Jahr Quid pro quo. Daher plauderten wir mit In Extremo über diese Platte, Konzerte und das Leben an sich.
Ihr seid hier, um das Album «Quid Pro Quo» zu präsentieren. Hat sich eure Arbeitsweise dabei irgendwie verändert, verglichen mit euren früheren Alben?
Specki: Ich glaube ja. Denn es war nicht wirklich ein Schritt zurück oder zurück zu den Wurzeln. Es war nicht in unserer Macht, es so geradlinig durchzuziehen, jedoch machen wir nur das, wofür In Extremo steht. Und In Extremo gibt es nun schon seit 21 Jahren. Dinge ändern sich in dieser Zeit, und wir sind getourt in Europa, Russland, den USA und in Asien, China. Die Eindrücke, die wir sammeln auf der ganzen Welt sind sehr vielfältig, und das ist es, wofür In Extremo steht.
Micha: «Kunstraub» war auch ein nettes album, aber auf eine andere Weise. Bei «Quid Pro Quo» singen wir darüber, zurück zu den Wurzeln zu gehen.
Seid ihr im Lauf der Jahre kritischer gegenüber eurer Musik geworden?
Micha: Wir machten diese Interviewtour und alle sagten nur ‚wow!‘ ‚toll‘ Also gab es nur gutes Feedback von allen.
Specki: Und wir haben zwei kritikübende Songs auf diesem Album, den Titelsong ‚Quid Pro Quo‘ und ‚Lieb Vaterland‘ wo es um den Ersten Weltkrieg geht. Das war wichtig für uns hervorzuheben, dass unsere Musik für Frieden und Harmonie zwischen den Ländern und den Menscen steht. Das ist es, was wir wirklich sagen wollen. Krieg ist immer der schlimmste Weg, den man einschlagen kann.
Und wie hat das 20-Jahr-Jubiläum dieses Album beeinflusst?
Specki: Ich glaube, das Wesentlichste ist die Party auf der Lorelei, was für uns ein riesiger Erfolg war. Wir hatten zwei ausverkaufte Tage. Also hat diese warme Brise des Loreleifestivals uns einen Tritt in den Hintern gegeben, um ein gutes Album zu machen.
Habt ihr persönliche Favoriten unter den Songs von «Quid Pro Quo»?
Micha: Klar. Meine sind «Lieb Vaterland» und «Chyorny Voron». «Lieb Vaterland» hat wirklich tiefschürfende Texte,und die Musik von «Chyorny Voron» gibt mir Gänsehaut, ich spüre hier was!
Specki: Und für mich, ich bin der Drummer, also…
Micha: Ich mag Songs ohne Drums 🙂
Specki: «Dacw’ nghariad» denn der ist echt stark, Metal, läuft wie eine Maschine und das ist es, was ich mag. Ich mag auch, wenn Micha in fremden Sprachen singt.
Micha: Oh, das ist noch ein Lieblingssong! Auf diesem Album hab ich 10 davon, und das passiert das erste Mal. Normalerweise spielen wir von einem Album 2-3 Songs, und wir haben mehr als 250 Songs, und wenn wir eine Setlist vorbereiten, führt das immer wieder zu Streitereien. Aber von «Quid Pro Quo» könnte ich 10 Songs spielen, aber das ist nicht möglich, weil wir auch noch ältere Songs spielen müssen. Ich mag das neue Album sehr.
Wir wollten uns speziell nach «Chyorny Voron» und dem anderen Song ‚Roter Stern‘ erkundigen, denn sie handeln beide von Russland. Wieso habt ihr dieses Thema gewählt, was hat euch inspiriert?
Micha: Ja, ja! Wir waren so oft in Russland und in jeder Stadt, wenn dir die Leute auf der Strasse begegnen, sind alle freundlich und du fühlst die Herzlichkeit. Und 80% dieser Band wurde in Ostdeutschland geboren und kennt diese Mentalität. Als ich das erste Mal in Moskau war und auf die Strasse ging, kannte ich die Gesetze dort bereits und fühlte mich wie zu Hause. Aber ich glaube, das ging auch den anderen so. Specki kommt aus…
Specki: … dem Westen Deutschlands, dem Süden. Also war es das erste Mal für mich 2011 in Russland mit In Extremo und es war ganz seltsam. Ich verstand nicht so recht, dass es hier so läuft, dennoch hatte ich viel Spass. Und nun bin ich schon das vierte Mal hier, und es fühlt sich nun an wie zu Hause.
Wir haben darüber gelesen, dass euer Studio zu Weihnachten abgebrannt ist. Was ist da passiert?
Micha: War es zu Weihnachten? Es war doch warm!
Specki: Der Tag vor Weihnachten, ja. Wir zogen von einem Studio ins andere um, und ich meinte zur Firma, die das neue Studio baute, dass sie am 21. Dezember fertig sein müssen, denn wir wollten am 22. umziehen. Und das taten wir – und im neuen Studio, das noch leer war, gab es dann eine Explosion in der Garage. Weil da eine Gasleitung nicht gesichert war. Glücklicherweise befand sich da niemand im Studio, denn es war eine echt grosse Explosion, und ganz Berlin wurde dunkel. Das Feuer machte eine riesige dunkle Wolke. Wir hatten Glück!
Ist es schwierig für Dich, in so vielen unterschiedlichen Sprachen zu singen?
Micha: Klar! Ich muss es lernen. Und einen Song zu schreiben ist noch leicht. Ich habe immer zur Sicherheit die Textblätter mit dabei. Ich kenne die Texte, aber nur im Fall des Falles. Dann sing ich die 2-3 Wochen lang und dann brauch ich das nicht mehr.
Specki: Und ich sehe es seinen Augen an, ob er die Texte kann oder nicht. Wenn ich sehe, er weiss nicht, was er singen soll, dann warte ich mit dem Einzählen für den Rest der Band ein wenig.
Gibt es was auf eurer Anforderungsliste (Rider), das die Leute nervt, die Konzerte organisieren?
Specki: Nö. Ich glaube nicht. Wir sind einfach, wir nehmen keine Drogen, wir brauchen keine bestimmten Zigaretten, jede Menge Wodka oder spezielles Essen, also sind wir ziemlich leicht zu handhaben.
Micha: Aber wir sind alle ein bisschen krank.
Specki: Und wir trinken nun Tee statt Wodka. Irgendwas stimmt mit uns nicht.
Micha: Es ist die Klimaanlage, glaub mir. Vor drei Tagen in Nizhny Novgorod war es auf der Bühne so heiß, dann kam vom Dach die Klimaanlage an, und ich spürte es. Ich meinte noch, dass sie das Scheissding abdrehen sollten, aber keiner hat auf mich gehört.
Wenn du was daran ändern könntest, wie das Business läuft, was wäre das erste, das du tätest?
Specki: Gute Frage. Als erstes würde ich das Internet abdrehen 🙂 Vieles hat sich in den letzten Jahren im Showbiz geändert. Es gibt keine Plattenfirmen mehr.
Micha: So viele Leute stehlen Musik.
Specki: Yeah. Und jeder stiehlt von jemand anderem, einem anderem Projekt. Aber du kannst solche Dinge nicht aufhalten. Und in Zukunft wird es wieder passieren. Also ist das erste vielleicht, die Plattenfirmen und Plattenläden zu fördern, denn die gibt es nun kaum noch. Was sehr traurig ist.
Es gibt viele traurige Sachen, ja. Ihr habt aber viel Positives über Magie zu sagen. Wie findet ihr die Inspiration dazu?
Micha: Wir schreiben gemeinsam an Songs. Und wenn du mit offenen Augen durch die Strassen gehst, dann siehst du die Magie!
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Text und Fotos: Varja Murasheva and Julia Andreeva