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Bang Your Head Festival 2014

Wie lange doch so ein Jahr sein kann, wenn man sich auf das ByH freut. Um so mehr schade, wenn man dann auch noch erst Freitagsmorgens anreisen kann, aber Grave Digger, Stormwarrior und Bullett sind nun auch keine Kapellen, die man nur alle Jubeljahre mal sieht. Ansonsten sieht das Billing in diesem Jahr doch recht vielversprechend aus, selbst wenn einige Frevler stöhnen: Twisted Sister – schon wieder?!? Ich bin gespannt auf Snider & Co. Wettermässig schaut es zwar erst mal nicht so toll aus, jeder Online Wetterdienst, den ich bemühe, zeigt irgendwas zwischen 70% Regenwahrscheinlichkeit und annähernd Weltuntergang an, aber am Ende ging auch das die 19 Jahre Edition weitgehend trocken vonstatten.

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Freitag
Von Warlord bekomme ich leider nur noch den Schluss beim Aufbauen mit, aber scheinbar verpasse ich hier gerade schon das erste Highlight des Tages. „Deliver us from evil“ und „70.000 Sorrows“ klingen aber auch aus etwas mehr Entfernung als ob Tsamis & Co. nichts verlernt haben.

Heimspiel für Kissin´ Dynamite. Die Suabian Steelheadz haben ihr Publikum von Anfang an im Griff und können mit Titeln wie „Sex is War“, „She´s a Killer“ und „I will be King“ mit ausgelassener Spielfreude beim Publikum punkten. Beim letztgenannten Titel stolziert Sänger Hannes Freddie Mercury like mit rotem Umhang über die Bühne und ist auch ansonsten ständig zu Späßen mit dem Publikum aufgelegt.

Riot V sind die neuen Riot! Mit dem Unterschied dass von der Originalbesetzung quasi keiner mehr dabei ist. Schmerzlich vermisst wird hier der vor zwei Jahren verstorbene Mark Reale, mit Nick Lee hat man zwar einen passablen Gitarristen gefunden, und auch Sänger Todd Hall macht seinen Job weit mehr als nur passabel. Bereits nach wenigen Songs kann der Blickfang von sich behaupten, dass ihm das Publikum aus der Hand frisst, entsprechendes Qualitätsfutter haben Riot V mit „Johnny`s Back“, „Flight of the Warrior“, das unverzichtbare „Swords and Tequlia“ und „Thundersteel“ mitgebracht.

Wat hab ich mich auf Exodus gefreut! Das Kriegsbeil mit Steve „Zetro“ Souza wurde begraben und die langjährige Exodus Säge durfte wieder zurück in den Kreis der Familie. Aus welchen Gründen man Rob Dukes nun genau gefeuert hat, darüber schweigt sich die Band bis heute mehr oder weniger aus. Vereinzelt kommt mal eine Ladung schmutziger Wäsche aus dem Dukes Lager angeflogen. Ich habe von Exodus noch nie ein wirklich schlechtes Konzert gesehen, weder mit Zetro noch mit Dukes. Vermutlich können die das auch gar nicht, allerdings hab ich mir hinterher sagen lassen. es sei nicht grade Zetros Live Sternstunde gewesen. Selbst wenn; für den ersten Live Auftritt seit weiß-Gott-wievielen-Jahren war das einwandfrei. Vielleicht hatte ich in Sachen Exodus auch eine rosa Brille auf, für mich waren Exodus DER Bringer des Tages mit einem arschcoolen Gary Holt (der seine Perlen leider vorrangig bei Slayer vor die Säue wirft), einem absolut tight trommelnden Tom Hunting und einem nicht minder grandiosen Lee Altus. Auf der Setlist standen demnach natürlich Titel von der 2004er Scheibe „Tempo of the Damned“ und der ersten drei Alben. Eigentlich schade, denn die Rob Dukes Phase hat ebenfalls einiges zu bieten, aber so ist das eben meist, wenn ein vormaliger Shouter zurückkehrt. Warum sollte es bei Exodus anders sein.

Die Michael Schenker Group ist bisher immer weitgehend an mir vorbeigelaufen, allerdings tritt der ex-Scorpions Gitarrist und ehemaliges Gitarrenwunderkind mit den ebenfalls ex-Scorpions Mitgliedern Francis Buchholz und Herman Rarebell auf, was die Sache natürlich um einiges interessanter macht. Auch Doogie White, seines Zeichen ehem. Rainbow Sänger ist dabei und so lässt man sich doch etwas länger darauf ein und geniesst den Opener „Doctor, Doctor“. Ach stimmt ja, bei UFO hat er ja auch mal mitgespielt – außerdem Scorpions Titel wie „Lovedrive“ und „Another Piece“. Bei den folgenden eigenen Titel „Assault Attack“ verlässt mich aufgrund der übertrieben in die Länge gezogenen Gitarrenwichserei das Interesse und ich wende mich der flüssigen Nahrungsaufnahme zu. „Rock you like a Hurricane“ hat er dann auch noch zum Besten gegeben, war auch gut.
Als nächstes ist der seines Auftretens nach, größte Rockstar des diesjährigen ByH mit seinem Auftritt dran. Die Rede ist hier natürlich von Sebastian Bach, der mit dem inflationären „Fuck“ Gebrauch. Muss man sich nicht näher mit beschäftigen, war nicht der Rede wert. Bitte nicht nochmal verpflichten.

Axel Rudi Pell darf heute gleich 25jähriges Jubiläum mit seiner Soloband und 30jähriges Jubiläum seiner ersten Steeler VÖ feiern. Aus dem Grund dauert der ARP Auftritt heute auch etwas länger als sonst. Mit dem Steeler Song „Call her Princess“ geht der Reigen los und so wird, einigermassen in Reihenfolge, die Steeler und ARP Geschichte mit massig namhaften Gastmusikern wie Jeff Scott Soto und Rob Rock abgearbeitet. Nur was ein gewisser Bochumer Polizist namens Harry hier auf der Bühne als Moderator zu suchen hat, muss man nicht unbedingt verstehen. War wohl ein Gefallen, nunja – kann man drüber hinwegsehen. Hätte ja auch lustig sein können. Wir sind bei den Titeln „Fool, Fool“, „Burning Chains“, dem Neil Young Cover „Hey hey, my my“ und „Rock the Nation“ angekommen, womit der eigentliche Hauptteil schon vorüber ist. Aber wie eingangs erwähnt, ist dieser Auftritt ein besonderes Special und wird bei einer Umbaupause mit einer Drummingschlacht zwischen Bobby Rondinelli und Vinnie Appice (ex-Black Sabbath) eingeleitet. Allerdings sind nach 90 min Pell die ersten Ermüdungserscheinungen erkennbar und der Messeplatz leert sich langsam aber offensichtlich. Es sollte allerdings ein absolut würdiger Zugabenteil folgen, der sogar noch überzogen wird. Mit dem Pretty Maids Sänger Ronnie Atkins covert man Deep Purples „Black Night“. Es folgen ausserdem noch Klassiker wie ZZTop´s „Tush“, „Mistreated“, ein grandioses von Graham Bonnet vorgetragenes „Since you´ve been gone“ und mit „Long live Rock´n Roll“ und „Smoke on the Water“ ist dann aber doch Schicht. Zu früh Gegangene haben hier durchaus etwas verpasst.

Samstag
Um frühmorgendliche, absolut unchristliche 11.45 Uhr gehts mit Hirax auch schon wieder los. Warum ich mir das antue, verstehe ich selbst nicht wirklich. Der Katon W. DePena ist ein sympathischer Extreme Metalhead vor dem Herrn, aber so richtig vom Hocker reisst mich das Gebotene nicht wirklich. Irgendwie fehlen da ein paar markante Hits.

Bei Obituary fängt es erst mal an zu regnen und wer nicht grade Die hard Fan, regenfeste Kleidung oder Obituary in diesem Jahr schon gesehen hat, sucht sich irgendwo Unterstand. Im Prinzip zockt man die gleichen Titel wie vorher auf dem Rock Hard Festival gesehen. Nur leider wesentlich gelangweilter. Trevor Peres gähnt diverse Male, was man sich auf der Bühne vielleicht doch versuchen sollte zu verkneifen. Nichtsdestoweniger werden „The End Complete“, „Slowly we rot“, „Immortal Visions“, „Chopped in Half“ und das neue „Inked in Blood“ vom Publikum mit fliegenden Haaren und harschen Moshpits abgefeiert. Tight gespielt, etwas mehr Bewegung hätte aber sein dürfen.

Auch wenn ich damals Helloween zu Kiske Zeiten liebte, heutzutage geht der mir mit seiner merkwürdigen Art tierisch auf den Keks. Ich lese gerne die Interviews mit ihm, der Mann hat wirklich etwas zu sagen, aber live? Nö. Ich konnte mir Unisonic nicht allzu lange anschauen und habe „March of time“ und „I want out“ von viel weiter weg angehört.

Anthrax kann man sich eigentlich immer antun, auch wenn sich Scott Ian in den letzten Jahren zu einem Unsympath allererster Kajüte entwickelt hat. Wer mit einem Triple aus „Among the Living“, „Caught in a Mosh“ und „Got the Time“ in den Auftritt einsteigt, kann eigentlich nur gewinnen, entsprechend sind natürlich die Reaktionen im Publikum, wo gemosht wird, was die Nackenmuskulatur hergibt. Ex- Interims und Wieder Fronter Joey Belladonna hat jedenfalls mächtig Spass und rennt über die Bühne wie ein Bekloppter, wirft Bierbecher ins Publikum, trifft allerdings nur einen Fotografen, wofür er sich ausgiebig und gestenreich entschuldigt und post wie ein Junger. „Indians“ ist natürlich ein weiteres Highlight und wird entsprechend abgefeiert, ebenso wie „Madhouse“, „I am the Law“ und das abschließende „Antisocial“. Immer wieder gerne.

In der Halle spielen Atlantean Kodex und legen hier den für mich besten Auftritt des gesamten ByH hin. Schon allein der Opener „Enthroned in Clouds and Fire“ ist schierer Wahnsinn. Kein Wunder, dass die Halle schon zu Beginn sehr gut besucht ist und sich bis zum Ende noch weiter füllen sollte. Sämtliche vorhandenen Fäuste werden der Band entgegengestreckt und annähernd jede Textzeile wird vom einen mehr vom andern weniger textsicher, aber immer laut mitgesungen. Gänsehaut schon beim ersten Titel, absolut magisch! Als nächstes wird „Sol Invictus“ zum Besten gegeben bei dem als einzig auffallenden Unterschied mehr Haare durch die Gegend fliegen. Es folgt „Pilgrim“ vom ersten Album „The golden Bough“ und „From Shores Forsaken“, bevor ein massives „Heresiarch“ ertönt. Atlantean Kodex werden nach allen Regeln der metallischen Kunst abgefeiert und wer solche Musik hervorbringt, der hat das auch redlich verdient. Ich bekomm hier beim Schreiben grad schon wieder eine Gänsehaut.

Was ist eigentlich mit diesem Dee Snider los? Wie kann man in dem Alter noch so fit sein und so über die Bühne rennen? Twisted Sister waren schon immer ein Garant für professionelles Auftreten und Verhalten, aber mit diesem Auftritt setzen sich Twisted Sister ein Denkmal. Dee Snider singt wie zu seinen Hochzeiten und hat mit seiner extrem großen Klappe, die ein Entertainer ja auch besitzen sollte, die Massen sofort im Griff. Natürlich reiht sich hier ein Hit an den anderen „Stay Hungry“, „You can´t stop Rock´n Roll“, die Horror-teria, natürlich „We´re not gonna take it“, Motörheads „Born to raise hell“, „The Price“ und selbstverständlich „I wanna rock“, also eigentlich ja die komplette Stay Hungry von 1984. Ich hätte ja gerne noch etwas von der „Under the Blade“ gehört, aber man kann halt auch nicht alles haben. Sehr geiler Abschluss für ein hammergeiles Festival.

Alle verfügbaren Daumen hoch für so ein tolles Festival und vielen Dank an das Team um Horst E. Franz und die meist freundliche Security. Schade waren die diversen Preiserhöhungen, solange das Bier noch unter 1€/100ml bleibt, ist´s aber noch i.O. Die Essenspreise waren jedoch im Allgemeinen zu hoch angesetzt für das, was man meist bekommen hat. Für das nächste Jahr freuen wir uns jedenfalls jetzt schon auf die zwanzigjährige Jubiläumsshow, die, wie von Horst angekündigt, volle drei Tage dauern wird und für die bereits jetzt schon W.A.S.P., Y&T, die Pretty Maids, Primordial und einige andere in den Startlöchern stehen… und es werden noch einige folgen.

 

 

text & photos: Björn Schmiterlöw

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Björn Schmiterlöw

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