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YOU GOT STALKED: Poets of the Fall

2 Länder, 3 Berichte, 1 Band. Dieses Mal widmen wir YOU GOT STALKED den Finnen Poets of the Fall. Während meine Kollegin Stefanie bereits um die 100 Konzerte von ihnen gesehen hat, ist es für mich „nur“ das dritte Mal, dass ich die Jungs Live sehe. Und auch das erste Mal ausserhalb von Finnland.

Interaktive Fotogalerie am Textende

Das Konzert heute Abend wurde kurzfristig vom Z7 in die nahegelegene viel kleinere Galery (Pratteln CH) verlegt, weil einfach im voraus zu wenig Tickets verkauft wurden. Von Stefanie erfahre ich dann auch, dass es immer wieder ein paar Ungereimtheiten gab mit den Zeiten des Meet & Greet, an welchem sie teilnahm und für das man sich vorab auch ein spezielles Ticket kaufen konnte. Schlussendlich wurden aber dann die wartenden Fans doch noch abgeholt, um die Band kurz zu treffen.

Die ganze Situation um die Band scheint ein bisschen chaotisch abzulaufen, vielleicht aber auch, weil es einfach das erste Konzert dieser Tour durch Deutschland, Österreich und der Schweiz ist. Zumindest habe ich es bisher noch nie erlebt, dass eine Band mit diesem Bekanntheitsgrad so ein Drama um Fotos macht. 3 Songs ohne Blitz, ok so ist das immer, dann raus und Kamera abgeben?? EMM ich befinde mich in einer kleinen Halle wo 250 Leute Platz finden, wo es für gewöhnlich keinen Fotograben gibt (ja auch der musste extra für die Band angelegt werden) und jeder Fotos machen kann, mit welcher Kamera auch immer, und nicht in einem Hallenstadion! Naja, egal also bringe ich nach drei Songs meine Kamera ins Auto, damit sie nicht irgendwo unbeaufsichtigt liegen bleibt.

Die Band selber erklimmt die Bühne ziemlich pünktlich um halb 9 und zu Beginn frage ich mich, ob das wirklich die gleiche Band ist, die ich in Finnland gesehen habe. Wo ist das Make-up, wo der charismatische Sänger abgeblieben? Irgendwie ist die ganze Band hier zurückhaltender und unnahbarer. Mir macht Jaska an der Gitarre ständig den Eindruck, als würde er das Ganze nicht gerne machen. Stinkstiefel oder einfach nur so konzentriert beim Spielen? Das ist hier die Frage. Immerhin scheinen die anderen doch ab und an Spass zu haben und das Konzert trotz kleiner Location zu geniessen. Musikalisch sind sie wie immer sehr gut unterwegs, auch wenn sich Marko Saaresto bei den schnelleren Songs nicht so Mühe gibt, wie man das von ihm gewöhnt ist. Es braucht eine ganze Weile, um mit den Jungs warm zu werden – zumindest für mich, und das, obwohl ich bei ihren Konzerten sonst vom ersten Moment total hin und weg war. Die Ansagen von Saaresto haben doch immer einen gewissen Witz, und die meisten Leute im Publikum scheinen die Band voll und ganz zu mögen. Klar, ist auch das erste Mal in der Schweiz und viele haben sie noch nie gesehen. Wenn man es nicht anders kennt, verstehe ich, dass man das mag, mir fehlte was, leider bis zum letzten Song. Der Akustik Teil der Show – eigentlich schon die Zugabe – war dafür genial. Er hätte aber ruhig länger sein können und „Roses“ hat einfach auf der Setliste gefehlt.

Für mich war dieses Konzert leider recht enttäuschend, weil ich einfach weiss, wie sie sonst sein können. Und das ganze Drama drum herum macht die Band leider nicht sympathischer, obwohl es nicht sicher ist, ob das aufgrund ihrer Weisungen passiert oder derer des Managements. Aber wenn man nicht mal mit 15 am Schluss noch wartenden Fans klar kommt und durch den Hinterausgang verschwindet obwohl man hier keinen grossen Bekanntheitsgrad hat, finde ich das schon ein bisschen schwach, schliesslich sind das die Leute, die der Band die Rechnungen bezahlen. (Sandy Mahrer)

12.10.2013 Deutschland, Freiburg, Schmitz Katze
Immer mal wieder gibt es diese Konzerte, bei denen der Funke zwischen Band und Publikum sofort überspringt und bei denen sich hinterher alle einig sind, dass sie etwas Besonderes waren. Das Poets of the Fall Konzert in Freiburg war ein solches. Eine kleine, aber feine Location, ein gleichzeitig aufmerksames und begeisterungsfähiges Publikum und eine Band, der die Spielfreude an diesem Abend deutlich anzumerken war, sorgten dafür, dass alle zufrieden nach Hause gehen konnten.

Das Konzert war das fünfte der Tour, und nachdem die beiden Konzerte in Pratteln und Wien rückblickend eher als gute „Aufwärmgigs“ bewertet werden können, drehten Poets of the Fall bei jedem Konzert in Deutschland mehr auf. Freiburg war dann der vorläufige Höhepunkt, wo einfach alles stimmte.

Schon mit den ersten Klängen von „Dreaming Wide Awake“ war das Publikum mit Begeisterung dabei, klatschte und sang was das Zeug hält. Diese Energie übertrug sich auf Anhieb auf die Band und die so entstandene Verbindung blieb für den Rest des Abends erhalten.

Die Mischung der rockigen und ruhigen Songs stimmte an diesem Abend. Es wurden sowohl die bedient, die sich austoben, tanzen und Mitklatschen wollten, als auch die, denen ruhiges Zuhören lieber war. Ein großes Lob sei an dieser Stelle dem Publikum ausgesprochen, das nicht nur mitmachen, sondern auch zuhören konnte. Als Marko im Akustik Teil der Show ganz alleine ans Mikrofon trat und die Irische Ballade „The Wind That Shakes The Barley“ sang, hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Auch der Chorgesang bei Songs wie „Illusion & Dream“ und „Late Goodbye“ funktionierten einwandfrei.

Ein Highlight war das neue Instrumentalstück „Rogue“, bei dem Marko von der Bühne verschwand und dem Rest der Band das Rampenlicht überließ, was alle ausnutzen, um ihr Können zu zeigen. Ansonsten waren es wie immer die kleinen Dinge, die das Konzert besonders machten, wie der Moment als Jaska und Jani beschlossen, auf Ollis Gitarre zu spielen oder der, als Captain zum Ende der Show sein Keyboard einfach auf den Knien weiterspielte. Nicht unerwähnt bleiben sollen auch die von einigen Fans mitgebrachten Zettel mit der Aufschrift „Drums: Jari Salminen“, die nach einem Patzer bei der Bandvorstellung am Vortag für viel Erheiterung sorgten. Solche Situationen gab es viele und die Magie des Abends lässt sich kaum in Worte fassen. So sei zum Abschluss nur gesagt, dass sich alle glücklich schätzen können, die an dabei sein durften. (10/10)

19.10.2013 Deutschland, Berlin, C-Club
Nach zweieinhalb Wochen unterwegs beendeten Poets of the Fall ihre Tour durch die Schweiz, Österreich und Deutschland mit einem Konzert in Berlin, bei dem noch einmal alles zusammen kam, was diese Band ausmacht: Musiker, die ihr Handwerk verstehen, Songs, bei denen man nicht unbeteiligt bleiben kann und immer wieder lustige und schöne Interaktionen der Bandmitglieder untereinander und mit dem Publikum.

Wie schon im letzten Jahr waren wieder Menschen aus ganz Europa angereist und so befanden sich allein in der knapp 20 Personen umfassenden ersten Reihe 9 verschiedene Nationalitäten. Auch ansonsten war die Halle gut gefüllt und viele unterschiedliche Sprachen zu vernehmen. Als es dann endlich, mit etwas Verspätung losging, verstummte alles Gerede und die Band wurde lautstark begrüßt.

Der Sound war gut, das Licht – vor allem in Akustik Teil – vielleicht ein wenig grell, die Setlist bis auf eben diesen genauso wie bei den anderen Konzerten. Die Stimmung war jedoch hervorragend und die Band hatte sichtlich Spaß. Da wurde immer wieder auf den an der Bühnenseite stehenden Boxen herumgeklettert, genau beobachtet was die anderen so spielten und auch gerne das eine oder anderen Mal ein kleines Duell ausgefochten.

Neben Hits wie „Carnival Of Rust“ oder „Diamonds For Tears“ wurden auch weniger bekannte Songs von den verschiedenen Alben geboten, und besonders das vom aktuellen Album neu zur Setlist hinzugekommene „The Distance“ sorgte für Begeisterung. Quasi unplugged wurde an diesem Abend „Stay“ gespielt. Die folgende Nummer „King Of Fools“ ging dann schon wieder in eine Bandversion über, was gut zu dem Song passte.

Es war warm in der Halle, Basser Jani entledigte sich bald seines T-Shirts und Sänger Marko drohte gar an, die Hose auszuziehen, ließ es dann aber doch. Stattdessen duschte er zunächst sich und dann das Publikum mit Wasser. Den ganzen Abend über war die Band in Bewegung, Gitarrist Olli vollführte Luftsprünge, Marko tanzte und rannte über die Bühne, selbst Captain kam gelegentlich hinter den Keyboards hervor, um zu prüfen, wie das Publikum mitmachte.

Insgesamt ein schönes, wenn auch gefühlt viel zu kurzes Konzert, an dessen Ende sich auf der Bühne alle umarmten und nach einer letzten Verbeugung viele glücklich lächelnde Fans in die Nacht entließen. Ein gelungener Tourabschluss.  (Stefanie Oepen)

photos: Sandy Mahrer, Stefanie Oepen

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Contributors

Sandy Mahrer

Fresh Act Redakteurin, Reportagen, Reviews, Fotos - - - Favorisierte Musikrichtungen? - Hard Rock, Heavy Metal und Pop-Rock, etc. Weniger Death, Black, Grind Core

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