Darkfall: Metal ist Nicht Tot zu Kiegen
Schön langsam entwickelt sich die Alpenrepublik zu einem metallischen Ländchen. Täglich schiessen neue Bands aus dem – anscheinend recht fruchtbaren – österreichischen Boden. Doch nicht erst seit kurzem ist das Land von Mozart und Andreas Gabalier auch ein Garant für qualitativ hochwertigen Metal, wie uns die schon seit längerem bestehenden Darkfall zeigen. Mit ihrem neuen Output „Road to Redemption“ legten die Steirer ein durchaus auch international achtbares Stück Thrash Metal auf die CD-Theke. STALKER hat Sänger und Mastermind Thomas „Spiwi“ Spiwak zum Gespräch gebeten.
Hallo Spiwi, danke für deine Zeit. Wie geht’s dir und DARKFALL jetzt 2 knappe Monat nach dem Release?
Servus Bernd, vielen Dank für das Interesse an DARKFALL und der Nachfrage. Bei uns läuft es momentan recht gut. Die ersten Release-Shows sind nun bereits absolviert und vor kurzem spielten wir noch eine Show im Vorprogramm von EXHUMED. Die Resonanzen auf das neue Album sind einerseits in der internationalen Metal-Presse und andererseits bei den Fans auch eher positiv ausgefallen, von daher könnte alles durchaus schlechter laufen.
Es ist ja auch wirklich ein Album geworden, auf das ihr stolz sein könnt. Erzähl ein wenig darüber; in welche Richtung bewegt ihr euch musikalisch und textlich auf ROAD TO REDEMPTION?
Musikalisch würde ich uns im Schnittbereich von Thrash und Death Metal ansiedeln, wobei die Abwechslung nicht zu kurz kommen darf. Die Texte auf ´Road To Redemption´ drehen sich um die Themenkonzept Leben und Tod und jeder der Texte beschreibt eine in sich geschlossene Variante des Sterbens. Der Titel des Albums bezieht sich auf eine Straße als Metapher für das Leben an und für sich bis hin zur Erlösung, den Tod. Auch das Cover, welches von Michael Freitag gestaltet wurde, ist eine bildliche Darstellung dieses Konzeptes und das gleichnamige Intro zur Scheibe soll das Artwork vertont darstellen.
Der Tod als Erlösung, das klingt ja bisweilen recht düster. Hast du textlich auch persönliche Erfahrungen verarbeitet oder ist alles eher allgemein zu betrachten.
Schlussendlich muss sich ja jeder von uns irgendwann mit dem Tod auseinandersetzen. Direkt oder indirekt, er ist ein Teil unseres Lebens. Und dies sollen die Texte, welche auf historischen Begebenheiten, aktuellen Weltgeschehen, fiktiven Geschichten und auch persönlichen Erfahrungen basieren, auf „Road To Redemption“ verdeutlichen. Früher oder später, gewollt oder ungewollt kommt jeder von uns auf die verschiedensten Arten und Weisen mit dem Tod, Erlösung oder nicht, in Berührung. „Road To Redemption“ soll als Soundtrack für diese Begegnung dienen.
Du erwähntest, dass ihr euch im Schnittbereich zwischen Thrash und Death ansiedelt, dem kann ich auch beipflichten. Erzähl doch den Lesern, die euch noch nicht kennen, ein wenig über den Werdegang von DARKFALL; wie habt ihr euch entwickelt und wer sind die Menschen hinter dem Sound von „Road To Redemption“.
Die wurde Anfang 1995 gegründet und schon damals bewegten wir uns hauptsächlich in der Schnittmenge von Thrash und Death Metal, wenngleich früher oder besser gesagt auf der ersten Veröffentlichung ´Winter Leaves´ die Thrash-Anteile vielleicht etwas dominanter waren. Auf dem zweiten Werk ´Dimensions Beyond´ wurde es dann etwas melodischer und erstmals wurden auch Keyboard-Passagen in die Songs integriert. Die Ansätze dieser beiden Alben wurden dann auf dem Drittwerk ´Firebreed´ perfektioniert und die Band feierte schließlich die ersten internationalen Erfolge und ein größeres Publikum wurde auf uns aufmerksam. Leider konnten wir jedoch aufgrund diverser Meinungsverschiedenheiten kein Kapital aus diesen Entwicklungen schlagen und etwas später kam es dann auch zum Bruch innerhalb der Band. Einige Mitglieder gründeten eine neue Band und ich hielt eben die Fahnen von DARKFALL weiterhin in den Sturm.
Nachdem die Besetzung wieder komplettiert war, folgte der Nachfolger „Phoenix Rising“, welcher etwas weniger verspielt und geradliniger als eben noch „Firebreed“ war. Etwas später folgte dann noch das Box-Set „Through Fiery Times And Beyond“, welches uns livetechnisch wieder quer durch Europa streifen ließ und eigentlich einen guten Grundstein für die nächste Veröffentlichung legte. Leider kam wieder alles anders als geplant und das Line-Up zerbrach wieder Stück für Stück. Erst Anfang 2012 waren wir dann endlich wieder komplett und die Arbeiten zu ´Road To Redemption´ begannen. Für die Aufnahmen und den Mix konnten wir Peter Fritz vom Tonstudio 66 und für das Mastering Andy Classen vom Stage One Studio rekrutieren. Für unsere Begriffe lieferten beide eine erstklassige Arbeit ab und wir hoffen, auch in Zukunft mit den beiden zusammenarbeiten zu dürfen.
Du sprichst die Zukunft an, was wird sie bringen? Welche Konzerte, Touren stehen bei euch an und arbeitet ihr eventuell schon wieder an neuem Material?
Anfang August werden wir auf dem Metal Invasion Open Air in Österreich zu sehen sein, alles Weitere ist noch in Arbeit. Aber wir werden definitiv wieder vermehrt unterwegs sein und hoffentlich klappt es auch mit einer ausgiebigen Tournee. Aber bis dato ist leider noch nichts spruchreif.
Du hast ja gerade ein neues Festival in Österreich angesprochen und warst ja selbst jahrelang Mitveranstalter des legendären Kaltenbach Openairs. Wie siehst du die Entwicklung der europäischen bzw. österreichischen Festival- und Konzertszene.
Festivaltechnisch ist es hier eher ein Auf und Ab, und in den letzten Jahren sind einige größere Festivals wie eben das Kaltenbach Open Air, das Rock The Lake oder das Rocky Mountains auf Eis gelegt worden. Ob und wie es weitergeht wird sich weisen. Anstelle dieser Festivals sind einige kleinere wie das Eine in Teich oder Darkness Over Paradise in die Bresche gesprungen und diese Entwicklung ist durchaus positiv. Es gibt auch wenige große Festivals wie das Nova Rock oder das See Rock, die scheinen gut zu laufen und sich international etabliert zu haben. Konzerttechnisch läuft so ziemlich alles in Wien ab und nur selten verirrt sich eine Tour auch in andere österreichische Städte. Ausnahmen bestätigen die Regel, aber ich persönlich bin der Meinung, dass es in Wien definitiv ein Überangebot gibt. Sinkende Zuschauerzahlen sind sicher ein Indiz dafür.
Sind aber nicht gerade diese sinkenden Zuschauerzahlen auch der Grund, warum Touren in kleineren Städten nicht mehr halt machen? Gerade neulich habe ich wieder erlebt, dass „Fans“ bzw. Festivalbesucher sich lieber am Campingplatz zusaufen als den Konzerten beizuwohnen. Wie stehst du als Musiker, Fan und „Szene-Urgestein“ dazu bzw. ist diese Entwicklung neu?
Das nicht in jedem Kuhdorf gespielt wird ist klar. Aber würdest Du Städte wie Graz mit 250.000 Einwohnern für österreichische Verhältnisse als klein bezeichnen? Immerhin die zweitgrößte Stadt unseres Landes. Und verhältnismäßig war hier in den letzten Jahren im Vergleich zu Wien schon recht wenig los. Und wenn man wie in Wien gleich mehrere Metal-Konzerte in der Woche hat, ist dies für den normalen Fan einfach zu viel. Aber gut, die Nachfrage bestimmt das Angebot und umgekehrt. Und dass sich die Leute auf Festivals schon mal lieber auf dem Campingplatz die Kante geben, als sich die Bands anzuschauen, ist auch nichts neues, erfahrene Veranstalter haben auf diesen Trend schon längst reagiert. Es ist zwar schade für die Bands, aber die Leute bestimmen nun mal selbst, wie sie ihre Zeit auf dem Festival verbringen möchten. Und dem einen ist die Party am Campingplatz eben wichtiger als sich jede Band reinzuziehen. Ist für mich aber auch völlig OK und nachvollziehbar.
Man merkt, dass aus dir die langjährige Erfahrung spricht. Ist vielleicht auch so etwas wie Abgestumpftheit oder Gleichgültigkeit hinzugekommen, oder brennt in dir noch immer dasselbe Feuer wie zu Anfang deiner Musikerkarriere?
Nein, Gleichgültigkeit sicher nicht, dafür ist mir die Musik einfach zu wichtig. Aber eine gewisse Ernüchterung und Machtlosigkeit gegenüber diverser Entwicklungen auf jeden Fall. Nach knapp 20 Jahren im Geschäft durfte ich als Veranstalter und Musiker so einiges erleben und viele dieser Erfahrungen hätte ich mir auch gerne ersparen wollen. Aber so läuft das Business nun mal und diese Entwicklung macht auch vor der Metal-Szene an und für sich nicht halt. Vieles bekommt man bereits als Fan zu spüren und anderes wenn man etwas hinter die Kulissen blicken darf. Aber solange es noch wahre Idealisten gibt, wird der Grundgedanke von Metal nicht tot zu kriegen sein.
Ein schöner letzter Satz, dem man fast nichts mehr hinzufügen kann. Erzähl mir aber noch kurz von deinen schönen Erlebnissen. Was war der für dich größte/beste Moment in der Geschichte von Darkfall. Was war deine Lieblingsshow und welches war das beste Konzert, das du als Zuseher erleben durftest. Welche Wünsche hättest du noch?
Da die Geschichte von Darkfall eine sehr bewegte ist, gab es neben den Tiefen natürlich auch sehr viele Höhen und die Veröffentlichung von „Road To Redemption“ ist definitiv eine davon. Es ist immer ein großartiger Moment, wenn man ein neues Album endlich als Endprodukt in Händen hält. Dieses Gefühl ist nach Monaten harter Arbeit einfach einzigartig. Getoppt wird das ganze eigentlich nur mehr von diversen Erlebnissen auf der Bühne und das ist für mich unsere Show am Kaltenbach Open Air 2007 ganz vorne dabei. Nicht nur, weil wir diese Show später auf DVD veröffentlicht haben, sondern hier war die Bindung zwischen Publikum und Band ganz besonders. Und in letzter Vergangenheit war die Release-Show in Graz wieder ein absolutes Highlight. Die Unterstützung der Fans nach all dieser langen Wartezeit war schon etwas sehr besonderes. Danke dafür! Als Zuseher war mein absolutes Highlight die Show von Manowar am Earthshaker Festival im Jahre 2005. Alle ehemaligen und gegenwärtigen Mitglieder auf einer Bühne war schon ziemlich genial. Und was ich mir noch wünsche? Die musikalische Weltherrschaft für Darkfall. Und wenn das nicht klappt, zumindest noch ein paar Alben und mehrere fette Tourneen.
Die letzten Worte gehören wie immer dir und den Fans, was ist die Botschaft von Spiwi und Darkfall?
Vielen Dank erst mal für das Interview und das Interesse an Darkfall. Checkt bei Gelegenheit unser neues Album ´Road To Redemption´, für den geneigten Fans sollte sicher etwas dabei sein und vielleicht sieht man sich auf einem unserer kommenden Konzerte.
Autor: Bernd Krumböck, translation: Mark Brandt, photos Darkfall