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Murderdolls: Der größte Spass, den ich je hatte

Nach einer 9-jährigen Pause sind sie endlich zurück auf der Bühne: die MURDERDOLLS. Das neue Album „Women and Children Last“ von Gitarrist Joey Jordison und Wednesday 13 beweist, dass die Band besser ist als je zuvor. Im Moment touren sie durch Europa und STALKER hat die Chance genutzt, Murderdolls-Fronter Wednesday 13 vor der Show in Zürich, Schweiz zu treffen. Mir gegenüber, sitzt ein ruhiger, vielleicht sogar ein wenig scheuer Typ, mit einer sehr faszinierenden, interessanten Persönlichkeit.

Wie geht es dir?
Gut. Ich konnte mich letzte Nacht ausruhen und habe fast den ganzen Tag geschlafen, ich bin grad zum Soundcheck aufgewacht. Ich bin immer noch irgendwie am “aufwachen.”

Wie war die Tour bisher? Wie ist es wieder mit den Murderdolls unterwegs zu sein?
Gut so weit. Es war mit viel reisen verbunden und vielen langen Tagen, da denkt man: “Ah…” (macht eine Geste von gelangweilt sein) wenn man mal überlegt, was Bands im Bus machen, die meisten Leute wissen nicht, was wir tun. Die meisten von uns sitzen nur rum und machen: „Ohhh“ (macht wieder die gleiche Geste wie zuvor) „Um welche Zeit spielen wir?“ oder „ Ich habe Hunger!“ oder „Meine Klamotten stinken“ (lacht) Das sind die Dinge, die wir den ganzen Tag machen, davon wird man schnell müde. Denn dies ist bereits unser 20.Tag und wir haben 6 Shows gespielt.

20 Tage unterwegs und erst 6 Shows?
Naja, nicht in Europa, seit ich von Zuhause weg zum Proben bin. Also wir haben in Amerika geprobt und dann war der Flug, dann wieder ein Tag frei, reisen, Show, einen Tag frei, wieder reisen! Es ist einfach so: „Fuck, ich bin seit drei Wochen hier und dann nur sechs Shows“. (macht eine Grimasse und fängt an zu lachen). Aber jetzt haben wir fünf am Stück und dann gehen wir nach Frankreich, Belgien und dann gehen wir nach England. Dann spielen wir da fast zwei Wochen lang Shows, das wird cool. Letzte Nacht, war irgendwie der letzte Tag der so war: (atmet tief ein) „ Durchatmen!“ Und jetzt ist es nur noch Bang, Bang, Bang, was grossartig ist, denn ich liebe es, jeden Tag zu spielen. Ich hasse dieses Warten, das ist völlig sinnlos.

Wie waren die Reaktionen der Fans bisher auf der Tour?
Es war toll. Ich wusste nicht, was ich vorher zu erwarten hatte, weil ich auch nicht wusste, ob es die gleichen Fans von vor 8,9 Jahren sein würden oder neue. Jede Abend, du wirst es auch nachher hören, werde ich sagen: „Wer hat die alte Platte?“ und nicht jeder wird etwas sagen, und dann werde ich fragen: „Wer hat die neue Platte?“ Und dann sagt auch nicht jeder etwas. Es ist irgendwie halbe, halbe; ich weiss auch nicht wirklich, wie ich es deuten soll. Aber wenn wir die Songs spielen, gehen alle ab. Ich weiss nicht, ob es die neuen oder die alten Fans sind, aber egal, sie sind hier und das Feedback bis jetzt ist toll. Wir haben in Amsterdam gespielt, haben einige Shows in Deutschland gespielt und in Italien und die Reaktionen waren toll. Es scheint als mögen sie das neue Zeug genau so wie das alte. Und wir spielen lange. Ich glaube, einige Leute denken: „Wie lange werden diese Fucker spielen?“ (lacht) Naja, für uns ist es so lange her, seit wir das letzte Mal gespielt haben, deshalb wollen wir ein langes, intensives Set spielen. Du bekommst recht viel. Du bekommst nicht beide Alben komplett. Aber du bekommst das Beste von beiden.

Ihr habt euer neues Album “Women and Children Last” letzten Sommer veröffentlicht, warum habt ihr ganze 9 Jahre für den Nachfolger von “Beyond the Valley of Murderdolls”, welches 2002 veröffentlicht wurde, gebraucht?
Wir waren alle so beschäftigt. Es ist sehr leicht, jemanden aus den Augen zu verlieren, vor allem, wenn du nicht in der selben Gegend wohnst. So wie zum Beispiel Joey und ich. Joey lebt in Iowa und ich lebe in North Carolina, das ist sehr, sehr weit weg. Und dann hat Joey seine Band Slipknot. Also, als die Murderdolls Pause gemacht haben… wir haben im Juni oder Juli 2003 aufgehört… hat Joey angefangen, am neuen Slipknot Album zu arbeiten. Und sie sind so eine riesige Band, wie du weisst, sie haben eine zwei-jährige Tour gemacht. Zuerst hörten wir „Es wird eine kurze Tour sein!“ Und dann wurde sie länger und länger. Also sass ich rum und dachte: „ Fuck, es ist jetzt schon fast ein Jahr, in dem ich gar nichts gemacht habe!“ Also habe ich einfach angefangen und mein eigenes Zeug ausprobiert, zum Spass und dann ging´s mit Wednesday 13 los und Joey war wieder mehr mit Slipknot unterwegs. Und dann habe ich eine weitere Platte gemacht und er spielte mit Korn, ich machte eine weitere Platte (lacht) und er spielte mit Ministry und Satyricon. So scheint es, als wäre es eine lange Zeit, ja es war eine lange Zeit. Aber wenn du dir alles anschaust, was er in dieser Zeit gemacht hat, und was ich gemacht habe in diesen Jahren… es ist viel. (lacht) Ich weiss nicht, wie viele Alben ich seither herausgebracht habe. Ich glaube, ich habe zwei Country Alben gemacht, drei Solo-Alben und eine weitere Band, Gunfire 76, gegründet.

Also jedes Jahr etwas Neues?
Jedes Jahr habe ich etwas herausgebracht, ja das war cool. Und dann hat er zwei Slipknot Alben herausgebracht, und dieses Roadrunner United Ding gemacht und war bei der Rob Zombie Tour dabei. Es ist einfach, dass wir gearbeitet haben, wir haben nicht aufgehört, wir sind nicht solche Typen, die nur herumsitzen. Vor allem Joey, er ist sehr wahrscheinlich noch viel ´schlimmer´ als ich. Es ist so, wenn er herum sitzt und nichts zu tun hat, sagt er immer: „Ich muss etwas machen!“

Warum habt ihr den Titel “Women and Children Last” gewählt?
Naja, es gibt ein Van Halen Album, das “Women and Children First” heisst. Und bei allem, was wir bisher gemacht haben, ich denke auch in der Vergangenheit, haben wir immer versucht, nicht uns über irgendwas lustig zu machen, aber irgendwie …du weisst schon. Wie der Song „Drug me to Hell!“ Ich habe den Film nicht mal gesehen „Drag me to Hell“. Ich glaube, ich habe es aufgeschrieben, in einem Buch, und habe anstelle von „Drag me to Hell“, „Drug me to Hell“ geschrieben. Es ist einfach ein Spiel mit Worten. Wir mochten „Women and Children Last“ das war eine lustige Abwandlung von „Women and Children First“. Es ist einfach irgendwie dieselbe Art, aber wir versuchen immer Leute auf die Palme zu bringen, sie verrückt zu machen. (mit einer höheren Stimme) „Sie können das nicht sagen, das ist gemein!“ Aber wir meinen das nicht ernst.

Also sollte man es gar nicht allzu ernst nehmen!
Yeah. Die Leute, die es ernst nehmen, werden sauer und das sind genau die Leute, die wir sowieso ärgern wollten. Also funktioniert es! (lacht)

Wer von euch beiden ist zuständig für das Songwriting, macht ihr das zusammen oder getrennt und präsentiert dann einfach dem anderen den fertigen Song?
Wir beide. Ich meine es ist genauso, wie beim ersten Album. und ich respektiere, dass wir beide unsere Sachen kombinieren. Wie teilweise bei diesem Album, wir hatten all diese Songideen. Wir waren nie zusammen in einem Raum und haben Gitarre gespielt, es lief alles über Telefonate, Chat und so weiter seit 2005 bis zum März letzten Jahres. Alles über Telefonate, keine persönlichen Treffen, keine Besuche.

Also habt ihr einfach Dateien miteinander ausgetauscht?
Ja, alles Internet. „ Hey, ich habe diesen Song, ich sende ihn dir“, „Ok, ich mag ihn, er ist cool!“ Von 2003 bis letztes Jahr haben wir es nur so gemacht. Also stell dir vor, wie viele Songs wir hatten. Als wir ins Studio gingen, um das neue Album aufzunehmen, hatten wir 50-60 Songs, glaube ich. Und wir dachten: „Ok, dieser ist ok!“ Wir haben einfach damit angefangen, sie auszusortieren. Und als wir damit fertig waren, hatten wir noch 18, welche alle zu dem Zeug verarbeitet wurden, das auf dem neuen Album gelandet ist. Und es war nur er und ich, wir hatten einfach die Idee für den Song und versuchten einiges und meinten “Oh lass uns diesen Teil ändern!“ Es war wirklich einfach! Einige Leute meinten, es werde sehr schwierig, aber für uns war es so natürlich, nie negativ, nie „Oh, ich muss hier raus aus diesem Studio, ich hasse dich!“ Wir waren einfach so:“Lass uns länger bleiben, lass uns mehr aufnehmen.“ Es war wirklich, wirklich gut. Es war der grösste Spass, den ich je bei Aufnahmen hatte. Weil es im Studio schon manchmal langweilig wird. Aber es hat einfach soooo viel Spaß gemacht.

Also besteht die Chance das ihr nicht weitere 8 Jahre wartet bis zum nächsten?
Ich und Joey sagten: “Wir hatten so viel Spass beim Aufnehmen dieses Albums!” Und ich bin sicher, wenn wir eine Pause einlegen, ich weiss nicht, was er plant, ich kann mir nur vorstellen, dass er etwas macht, das mit Schlagzeug spielen zu tun hat. Und natürlich sollte er das auch, weil er dieses Jahr zum besten Drummer der Erde gewählt wurde. Und er ist jetzt auf der Bühne und spielt Gitarre, was wirklich unglaublich ist, denn er ist ein grossartiger Performer ist. Aber ich denke, wenn wir hier fertig sind, wird er sich wieder dem Drummen widmen. Und irgendwann kommen wir wieder zusammen und probieren ein weiteres. Wir haben Spass zusammen, da gibt es keinen Zweifel. Es ist nicht so, dass die Band eine Auszeit genommen hat, weil wir einander nicht mochten. Es war einfach so, dass wir sehr beschäftigt waren und deshalb irgendwie in unserer eigenen Welt verloren gingen. Und dann als wir wieder zusammen kamen, war es wirklich als würden wir uns einander wieder vorstellen. Weil wir beide, den Scheiss, den er durchmachen musste und der Scheiss, durch den ich durch musste für fünf Jahre, wir sind jetzt einfach andere Leute. Also war es so, als wenn wir uns wieder miteinander anfreunden. Es war wie du und ich, Fremde! Weisst du, wir hatten Erinnerungen, aber es war einfach viel Arbeit. Aber das ist jetzt alles gut. Also, alles ist cool und hoffentlich werden wir in 1,5 Jahren wieder an einem anderen Album arbeiten oder es kann vielleicht auch schon früher passieren. Ich weiss es nicht.

Du warst als Gastsänger für “Zombie Zoo” auf dem neuen Stoneman Album zu hören. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Weisst du, ich habe das total vergessen bis vor ca. einem Monat, als ich online war und ich ihr Video gesehen hab und dachte:” Oh F…., ich habe das total vergessen, weil ich so beschäftigt war.“ Weil ich mitten in einer Tour, die Gesang-Parts aufgenommen habe. Stoneman haben Wednesday 13 2008 supportet, als ich die Solo-Tour gemacht habe. Und ich war auf Tour mit Gunfire und sie (Stoneman) wollten, dass ich bei „Zombie Zoo“ mitsinge. Ich dachte, sie sind coole Jungs und sie haben mir den Track zugeschickt. Ich erinnere mich, dass das schwierigste daran war, diesen Track irgendwie aufzunehmen, weil ich nicht im Studio war. Ich war im Tourbus in Brighton, England, es war so kalt draussen, dass der Wind sogar durch die Busfenster kam und wir haben versucht, den Song auf diesem kleinen Laptop aufzunehmen. Alle standen um mich herum, aber nur ich hab die Musik gehört und ich hab das dann einfach gemacht, ihren Song gesungen und hab mich dabei wie ein Idiot gefühlt, weil alle anderen nur meine Stimme hören konnten. Aber es war cool und die Jungs waren nette Typen. Ich habe nicht mal eine Kopie des Albums, ich habe nur das Video gesehen. Sie sind von hier, oder?

Ja, sind sie!
Ich habe keine Kontaktdaten von den Jungs in der Band. Ich weiss nicht mal, ob sie zu der Show kommen oder ob sie auf Tour sind. Ich glaube, ich habe einen Flyer von einer Tour oder so gesehen. Es war cool und es war mal was anderes.

Kannst du mir etwas über deine Tattoos erzählen? Du hast ziemlich viele, was für Bilder hast du auf deinem Arm verewigt und gibt´s Pläne für ein neues Motiv?
Yeah, ich habe so ziemlich alles bedeckt von hier bis hier (Handgelenk bis Handgelenk) über meine Brust und so weiter. Sie sind alle von unterschiedlichen Horrorfilmen. Ich habe Frankenstein, die Monsters, Nosferatu und so weiter. Es sind einfach meine Lieblings-Horrorfilme als ich ein Kind war. Wenn ich auf sie herunterblicke, ist es einfach so „Oh cool!“ Ich sehe meine Kindheit darin. Ich achte auch sehr auf die Tattoo-Künstler, ich würde nie zu einfach irgendeinem Tattoo-Typen gehen. Ich meine, ich werde dieses Zeug für immer tragen und ich habe wirklich Glück, solch tolle Tattoos zu haben und ich bekomme immer wieder Komplimente. Wenn ich ein schlechtes Tattoo machen lassen würde, wäre ich einfach blöde.

Hast du letzte Worte für die STALKER Leser?
Ich sage nur ganz ehrlich Dankeschön an alle Fans, wir könnten das nicht ohne sie machen. Ich hoffe, wir werden schneller als beim letzten Mal mit einem neuen Album zurück sein (lacht)

Hoffentlich!
Yeah, yeah, ich denke schon! Wir hatten einfach zuviel Spass, um es jetzt zu beenden!

Ok dann, Vielen Dank für das Interview und Alles Gute!
Cool, Danke es war schön, dich kennenzulernen!

Sandy Mahrer

Fresh Act Redakteurin, Reportagen, Reviews, Fotos - - - Favorisierte Musikrichtungen? - Hard Rock, Heavy Metal und Pop-Rock, etc. Weniger Death, Black, Grind Core