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Rockperry 2009

17.-18.7.2009 Vasiluoto, Vaasa, Finnland

Von Vaasa weiß man eigentlich nicht viel, außer, dass die Stadt irgendwo in Westfinnland liegt und es nicht weit bis Schweden ist. Einmal im Jahr jedoch passiert auch mal in Vaasa etwas und zwar das Rockperry Festival, worauf sich die örtliche Jugend schon seit einem Jahr freut, bietet das Festival doch ausreichend Grund, endlich mal wieder die Sau rauslassen zu können. Den Soundtrack zum diesjährigen feucht-fröhlichen Gelage auf der Insel Vaskiluoto bieten unter anderem Turbonegro, Apocalyptica und Lordi.

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Apocalyptica_rockperry2009 (1)

FREITAG

51 Koodia
Vor sich sehr langsam einfindenden Zuschauern absolvierte die finnische „Boyband“ 51 Koodia das Eröffnungskonzert des Rockperry 2009. Die Jungs erfreuten mit ihren finnisch-gesungenen Weisen nicht nur die U18 Delegation in der ersten Reihe, sondern auch die etwas älteren Semester, die das eine oder andere Lied, bekannt aus Funk und Fernsehen, durchaus mitsingen, -summen und schunkeln konnten. (KG)

Kotiteollisuus
Nach den Jungs von 51 Koodia folgen Kotiteollisuus. Man kann hingehen wo man will, diese Herren findet man an jedem Festival und ebenso die schreiende Weiberschar im Publikum, auf die Sänger Jouni Hynynen eine geradezu hypnotisierende Wirkung haben muss. Beim heutigen Auftritt spielen sie ausnahmsweise mal zu viert mit einem zweiten Gitarristen und Background Sänger. (SM)

Indica
Wer hier glaubt, er habe sich aus Versehen an eine Modenschau verirrt oder an einen Schönheits-Contest, liegt falsch. Indica spielen zwar Pop-Rock doch das ganze kommt wirklich eher wie ein Beauty-Wettbewerb rüber. Vor allem Keyboarderin Sirkku scheint die Bühne mit dem Catwalk verwechselt zu haben. Außer ihren Hit-Songs „Vuorien Taa“ und „Pahinta tänään“ spielen die Damen reichlich Lieder, die nicht von einander zu unterscheiden sind. (SM)

Sunrise Avenue
Der erfolgreichste Export seit es finnischen Pop-“Rock” gibt. Sunrise Avenue gibt´s natürlich auch nicht ohne quietschende Mädels in den ersten 10 Reihen und auch nicht ohne “Samu Schlafzimmerblick Haber”. Die Jungs bescheren den Zuschauern einen ordentlichen Popgasm und verschwinden, wie sie gekommen sind, nach „Fairytale Gone Bad“ von der Bühne. (SM)

Disco Ensemble
Nach dem Riesenerfolg im Ausland, vor allem in den letzten beiden Jahren, gaben sich die Jungs mal wieder im Heimatland die Ehre, allerdings vor nicht ganz so buntgemischtem Publikum wie bei Sunrise Avenue zuvor. Trotz Miikka Koivistos leicht irreführenden Wu-Tang Clan Fanshirts gab´s einmal mehr dynamischen, energiegeladenen Indierock und wenn der feine Herr Koivisto grad mal nicht an seiner Heimorgel klimperte, hetzte er, wie gewohnt, von einer Bühnenseite zur anderen. Gespielt wurden natürlich alle Hits wie „Drop Dead Casanova“, „Black Euro“ und auch die allererste Hitsingle „We Might Fall Apart“ wurde nicht vergessen. (KG)

Sturm und Drang
Im Hintergrund gibt die rockende Nonne, die man ja bereits aus dem Video zur Single „Rising Son“ kennt, schon mal den Ton. Die Jungs von Sturm und Drang wirken auch immer noch etwas wie Klosterschüler – zu nett und irgendwie harmlos. Und das, obwohl man versucht, wie die ganz Großen auf Show zu spielen, allerdings geht das Gepose doch auf die Kosten der einen oder anderen Note. Na, den Mädels ist egal, was der Sturmtrupp, der heute ein absolutes Heimspiel hat, da von sich gibt. Es ist eben doch noch kein Meister vom Himmel gefallen. (KG)

Apocalyptica
Wer würde denken, dass ein mehrheitlich instrumentaler Act auf einem Festival so gut ankommen kann. Perttu, Eicca und Paavo fiedeln, was die Saiten hergeben, hauptsächlich Songs von Metallica an diesem Abend. Schlagzeuger Mikko strapaziert sein Schlagzeug bis auf´s äußerste. Als besonderes Extra kommt Sänger Tipe Johnson (Leningrad Cowboys) auf die Bühne und trillert mit den Jungs Songs wie „I´m not Jesus“ und „Live Burns“, das vielleicht sogar besser klang als im Original. Ein klasse Sänger, der den Auftritt der Cellisten gekonnt unterstützte. (SM)

Backyard Babies
Die Backyard Babies bildeten dann den Höhepunkt des ersten Festivaltages und die Schweden konnten sich in Vaasa fast wie zu Hause fühlen. Durch das kuschelige pink-blaue Licht kam man sich auch vor, wie in einem kleinen, engen Klub und daher war die Stimmung vor der überdachten Bühne grandios und wurde nur noch von den Jungs mit ihrem mitreißenden, rotzigen Rock´n´Roll und Bühnenshow mehr angeheizt – es wurde auf Boxen gesprungen, das Publikum zum springen animiert usw. Bei den über-Songs „Brand New Hate“ und „Minus Celsius“ war dann das gesamte Publikum gesanglich miteinander vereint. Und es bleibt nur noch zu sagen „I think it´s all because of YOUUUUU“. (KG)

Apulanta
beenden um 0:45 mit ihren finnischen RockPop den 1.Festivaltag offiziell. Zu dieser fortgeschrittenen Stunde sind wir aber schon unterwegs zurück ins Hotel, um Kräfte für den morgigen, ebenso heißen und vor allem explosiven Tag zu sammeln. (KG)

SAMSTAG

Der Vormittag ist von finnischen Künstlern geprägt und so beginnt zunächst Maija Vilkkumaa aus der Kategorie „sehr speziell“ das Prozedere. Ihre finnischsprachigen Songs an sich sind durchaus annehmbar und ziehen Groß und Klein an, leider sorgt ihre doch etwas heisere, schreiige Stimme doch eher für akustische Belästigung. Fehlenden Stimmumfang durch Lautstärke auszugleichen, geht in den seltensten Fällen gut. Auch hier nicht. Danach versuchen Egotrippi mit ihrer professionell vorgetragenen, aber langweiligen „Erwachsenenrockmusik“ die Menge wieder einzuschläfern. Die nächsten, bitte!!! Und das wären dann Dingo, eine Band, die die meisten mit Erinnerungen aus Teenie-Zeiten in Verbindung bringen, denn Dingo waren in den 80ern eine ganz große Nummer in Finnland. Keine Überraschung also, dass das Publikum die Band während des Gigs lautstark gesanglich unterstützt. (KG)

Von Hertzen Brothers
Die Soft-Rocker sind in Zentraleuropa unverständlicher Weise kaum bekannt. Denn die Songs, die sie spielen sind eingänglich und bleiben einem noch lange Zeit danach in Erinnerung. Gäbe es nicht Sänger Mikko, der hin und wieder mal über die Bühne wirbelt, wäre dieser Gig allerdings ziemlich langweilig. Er sorgt mit seiner charmanten Art für gute Stimmung im Publikum. (SM)

Lordi
Die Monstershow, die von Beginn bis Ende ziemlich schief zu gehen schien. Das Intro kam nicht zur richtigen Zeit und die Pausen zwischen den einzelnen Songs waren leider viel zu lang, aber dafür wurden die Fans mit guten Songs und einer üppigen Bühnen-Show entschädigt. Klar, dass der Eurovision Song „Hardrock Halleluja“ nicht fehlen darf. Und die typischen Lordi Einlagen mit Aufspießung einer Jungfrau, die Enthauptung eines Kriegers und das Vorlesen von dämonischen, alt-ägyptischen Formeln werden sogar bei einem Festival routinemäßig durchgezogen. (SM)

M.A. Numminen
Ein weiterer Kandidat aus der Kategorie „sehr, sehr speziell“. Der Helge Schneider Finnlands hat auch in Deutschland mit seinen deutsch-gesungenen Tangoliedern bereits eine gewisse „Berühmtheit“ erlangt hat. Hier und heute trägt er mit Banjo und Akkordeon in Begleitung von Pedro Hietanen zur Belustigung/ komödiantischen Unterhaltung des Publikums bei. (KG)

Tarja
Auch hier gab es einige technische Probleme vor allem bei Mike Terrana am Schlagzeug, dem zwischen den Songs immer wieder mal ein „Fuck“ über die Lippen rutschte. Tarja, die seit dem Rauswurf von Nightwish kaum noch in Finnland gespielt hatte, war sichtlich erfreut darüber, so viele bekannte Gesichter wiederzusehen und konnte mit ihrem Lachen auch die schlechte Laune von Mike vertreiben. Der Auftritt war definitiv gelungen und mit ihrer sympathischen, aufgeschlossenen Art, scheint sie sich langsam aber sicher wieder eine ähnlich große Fangemeinde anzuschaffen, wie zu Nightwish Zeiten. (SM)

Ismo Alanko Teholla
Die Zeit bis Turbonegro muss man sich dann mit Ismo Alanko Teholla totschlagen. Eine gewisse Herausforderung, denn selbst der gemeine Finne findet die musikalischen Ergüsse dieser Kombo etwas sonderlich. Wir stimmen zu. (KG)

Turbonegro
Viele oder zumindest die zahlreich anwesenden Turbojugend-Mitglieder aus ganz Finnland und dem Rest Europas haben auf diesen Moment sehnsüchtigst gewartet. Genial, Euroboy nach seiner schweren Erkrankung wieder auf der Bühne stehen zu sehen und so setzen die Norweger ihre Promo-Tour zu „Retox“ aus 2007 fort. Am Anfang stehen natürlich wieder „die berühmten drei Worte“ – I Got Errrrection!! Und nachdem Hank und Kumpane die Bühne eingenommen hatten, ging´s gleich ausgerechnet mit „All my friends are dead“ los – der Frontmann natürlich wie immer in einem äußerst dezenten Outfit. Unter dem Motto „Rock against Russia“ gab´s vor allem alte Gassenhauer wie “Turbonegro must be destroyed”, “Rock against ass”, “Get it on”, “Fuck the world”, “Gimme some”, “Wasted again”. Ein würdiger Abschluss des Festivals, obwohl zu diesem Zeitpunkt die meisten der Anwesenden alkoholtechnisch schon jenseits von gut und böse waren und dadurch wurde einem ein bisschen der Spaß an der Show genommen. Aber Turbonegro gibt´s ja hoffentlich bald wieder. (KG)

text & photos: Sandy Mahrer, Kathleen Gransalke

 

Contributors

Sandy Mahrer

Fresh Act Redakteurin, Reportagen, Reviews, Fotos - - - Favorisierte Musikrichtungen? - Hard Rock, Heavy Metal und Pop-Rock, etc. Weniger Death, Black, Grind Core

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