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Grendel: Monster und Schädelzertrümmerer

Es als Metalband in Finnland ganz nach oben zu schaffen, is nicht so einfach, denn man muss sich gegen eine beinharte Konkurrenz durchsetzen. Melodic Metalband Grendel wollen nun mit ihrem zweiten Album „A Change Through Destruction“ beweisen, dass sie der Herausforderung gewachsen sind. Mit gesteigertem Härtegrad haben es die Jungs immerhin schon mal problemlos geschafft, sich einen Platz in der Finalrunde des diesjährigenTuska Wettbewerbs zu sichern und sich die Gunst der STALKER Crew zu erspielen. Schon mal nicht schlecht! Sänger Mikko verrät euch Einzelheiten zum neuen Album und wie man damit die Konkurrenz platt machen will!

Kurz vor der Veröffentlichung eures neuen Albums “A Change Through Destruction” in Finnland, wie aufgeregt seid ihr?
Total aufgeregt– wie Kinder kurz vor Weihnachten. Wir können es kaum erwarten herauszufinden, wie das Album bei den Leuten ankommt. Dieses Album ist ganz anders als das Debüt, also ist es für uns gleich doppelt so interessant. Dieses Mal hatten wir auch nur wenig Werbung in Zeitungen, im Web und auf der Straße; also ist es auch interessant zu sehen, wie sehr Marketing Plattenverkäufe beeinflusst.

Wie viel Blut, Schweiß und Tränen sind in das Schreiben, Aufnehmen, Produzieren geflossen?
Ich würde sagen, dass es ein eher einfacher Prozess war, obwohl wir 12-Stunden-Tage hatten und auch im Studio noch ein paar Sachen komponieren und schreiben mussten. Nicht allzu viel Blut und Tränen, aber vielleicht ein bisschen mehr Schweiß 😉

Der Albumtitel “A Change Through Destruction” [Veränderung durch Zerstörung], ist er bezeichnend für die allgemeine Stimmung der Band während der Aufnahmen oder warum wurde er ausgewählt?
Der Name kommt vom Titel des zweiten Songs auf dem Album. Ich dachte, es beschreibt die Art und Weise wie unsere Musik einen großen Schritt in Richtung aggressiverem, brutalerem Metal genommen hat. In dem Song deutet der Titel auf eine Veränderung im Leben hin, verursacht durch Krankheit, Krieg, Tod, Klimawandel, etc…

Worum geht´s in den Songs, was ist deine Inspiration?
Die Inspiration kommt meist von Dingen, die mich wütend oder traurig machen. Es gibt auch eine Ausnahme, auf dem Album ist ein Song, hinter dem eine eher positive Idee steckt. Bei „One Desire“ geht´s um die Leidenschaft für Musik, aber auch dieser Song wird aus einer negativen Perspektive dargestellt. Unsere Lyrics sind nie fiktive Geschichten oder Moralpredigten.

Was ist dein Lieblingssong auf dem Album?
Ich weiß nicht…Alle Songs sind gut, deshalb ist es schwer, nur einen Lieblingssong zu nennen. Meine Meinung ändert sich ständig und der Lieblingssong auf dem Album ist nicht unbedingt der Lieblingssong live.

Was, glaubt ihr, wie das Album aufgenommen wird? Falls es, aus welchen Gründen auch immer, nicht auf die Resonanz stößt, auf die ihr gehofft habt, wie groß wäre dann die Enttäuschung?
Hmm, ich erwarte, dass die Leute das neue Album mögen, weil ich glaube, dass es gut ist, aber ich weiß auch, dass einige Leute, die unser Debüt mochten – weil es einfachere und melodischere Songs hatte – wahrscheinlich ein wenig von der Brutalität des neuen enttäuscht sein werden. Wir sind sehr bodenständige Leute und wir haben auch einen gewissen Zynismus für alles, was mit dem Musikbusiness zu tun hat, entwickelt. Ich glaube, unsere Erwartungen, was das Album angeht, sind sehr realistisch.

Die Band hat jetzt auch einen Plattenvertrag mit Firebox Records unterschrieben, wie viel hat sich damit für die Band verändert?
Es hat uns sehr geholfen. Vor einem Jahr mussten wir uns um alles selbst kümmern und jetzt gibt es etwa 11 Leute, die für die Band arbeiten. Dabei geht´s vor allem darum, Gigs zu verkaufen, Marketing zu planen, sich um Logistik und Finanzen zu kümmern, usw… Die Tatsache, dass wir nicht mehr für alles selbst zahlen müssen, ist auch genial!

Da du ja für das Artwork der Band verantwortlich bist, kannst du mal ein bisschen über das Albumcover erzählen? Wer ist die Lady?
Zuerst muss ich sagen, dass du wahrscheinlich die Erste bist, die denkt, dass die Person auf dem Cover eine Frau ist – und das ist richtig. Sie ist eine russische Bäuerin und sie hat als Person keine Verbindung zu irgendwas. Ihr Gesicht hat einfach so viel Ausdruckskraft, Weisheit und Mystizismus, dass es mich nicht mehr losließ. Dir ist es auch gleich ins Auge gefallen, also funktioniert es, denke ich. Das faltige Gesicht und das Altern sind auch zerstörende Veränderungen irgendwie, also gibt´s hier ne Verbindung zum Titel.

Gibt es ein bestimmtes Artwork Konzept für die Band im Allgemeinen?
Kein festgelegtes, aber vielleicht in meinem Unterbewusstsein. Wenn man sich das ganze Artwork, das wir haben, anschaut, sieht man, dass es immer recht dunkel ist, aber nicht allzu fies. Ich würde für Grendel keine Cannibal Corpse Sachen entwerfen. Das würde einfach nicht zusammenpassen. Ich bin ein großer Fan von Niklas Sundin (Cabin Fever Media) und wenn es möglich wäre, würde ich ihn liebend gern für Grendel´s Artwork Konzept verantwortlich machen.

Was sind die größten Unterschiede zwischen diesem Album und eurem Debütalbum “Lost Beyond Retrieval”?
Die größte Veränderung ist definitiv in den Vocals. Mika und ich singen auf beiden Alben, aber dieses Mal gibt´s viel aggressives Schreien und Growlen in den Songs, auf „Lost Beyond Retrieval“ gab´s nur Clean Vocals. Die nicht-melodischen Vocals geben uns mehr kreative Freiheit mit den Instrumenten. Ein weiterer Unterschied zwischen den Alben ist auch die Tatsache, dass die Songs auf dem ersten Album während einer Zeitspanne von 5 Jahren geschrieben wurden. Das Schreiben des neuen Albums dauerte vielleicht ungefähr 1,5 Jahre maximal.

Gibt es Pläne, das Album auch außerhalb von Finnland zu veröffentlichen?
Ja, das Album wird definitiv außerhalb von Finnland veröffentlicht werden. Wir haben schon europaweit über Lizenzen verhandelt und wahrscheinlich werden noch mehr folgen. Wir werden sehen…

Es gibt ja so viele Metalbands in Finnland, glaubst du, es ist eher ein Vorteil oder ein Nachteil so viel Konkurrenz zu haben? Ist es schwerer, ganz nach oben zu kommen?
Vielleicht gibt es einfach mehr Interesse an Metalmusik, aber andererseits gibt´s es so viele großartige Bands, dass es wirklich schwer ist, Aufmerksamkeit zu bekommen. Ja, es ist schwerer, nach oben zu kommen.

Was würdest du sagen, lässt Grendel aus der Masse hervorstechen?
Großartige Songs mit einer Bandbreite an verschiedenen Stimmungen und Atmosphären. Clean Vocals gepaart mit Growls. Gute, rockende Live-Auftritte. Ich weiß, das kann man über viele Bands sagen und es lässt Grendel nicht wirklich hervorstechen. Aber wir haben Jahre harter Arbeit hinter uns und wir sind schon fast seit dem Beginn mit dem gleichen Line-Up zusammen. Ich denke, das zeigt sich auf eine positive Art bei allem, was wir machen.

Was ist für dich das Wichtigste bei einem Song?
Ich würde sagen, dass das Wichtigste von der Art des Songs abhängig ist. Das Wichtigste bei einem ruhigen Songs kann die Atmosphäre und gute Melodien sein und bei einem heavy Songs sind es die Gitarrenriffs.

Wenn man sich mal die Meilensteine der Bandgeschichte anschaut, dann scheint es bisher recht glatt gegangen zu sein. Was war bis jetzt denn die größte Hürde für euch?
Die erste Hürde (glaube ich) gab´s als der frühere Vokalist Jarno Blom die Band 2001 verlassen hat. Es dauerte etwa ein Jahr bis ich hinzukam und ihn ersetzte. Die größte Hürde war allerdings definitiv einen vernünftigen Plattenvertrag zu bekommen. Das dauerte 8 Jahre.

Der Bandname stammt ja aus dem angelsächsischen Epos “Beowulf”. Wird von einer finnischen Band denn nicht eher erwartet, irgendwas aus dem Kalevala [finnisches Nationalepos] zu benutzen?
Ja, das wird ganz klar erwartet und deshalb ist es auch verboten 😉

Im Epos ist Grendel der Bösewicht, ein Monster “von allen gefürchtet” – wie hängt der Bandname dann mit der Band oder euren Songs zusammen?
Überhaupt nicht. Obwohl ich – als riesiges Monster und Schädelzertrümmerer – von allen gefürchtet werde; der Name Grendel hat für uns in diesem Sinne keine Bedeutung. Es ist einfach nur der Name unserer Band. Jarno Blom – der sich den Namen ausgedacht hat – ist noch nicht mal mehr in der Band, wie ich vorher schon erwähnte.

Wie kam die Band überhaupt zusammen? Was waren damals eure Ziele und was sind eure Ziele heute?
Wir waren alle in der gleichen Schule, damals 1996. Grendel wurden 1999 gegründet und das Line-Up hat sich 2002 stabilisiert. Ich glaube, damals gab es mehr Dinge, die wir erreichen wollte, aber im Prinzip sind es immer noch die selben: mehr Gigs kriegen, mehr Fans bekommen, mehr Alben machen, bessere Musik machen, besser spielen. Es wäre großartig, wenn wir uns nur auf die Band konzentrieren und unsere Jobs kündigen könnten.

Was magst/hasst du am meisten an Live-Auftritten?
Ich hasse unprofessionelle Leute, mit denen man arbeiten muss, wenn man in verschiedenen Städten tourt. Ich hasse auch die Momente, wenn das Mischen schlecht ist und man sich nicht mehr hört oder alles einfach nur scheiße klingt. Ich liebe die Momente auf der Bühne, wenn wir gut klingen und uns gut fühlen und man das auch durch das Publikum spürt.

Was steht für Grendel als Nächstes an?
Das neue Album promoten, viele Gigs, neue Songs und das nächste Album planen 😉

Danke für das Interview und viel Glück mit dem neuen Album!
Vielen Dank!

Photos: Grendel

Kathleen Gransalke

Redakteurin für Reviews - Übersetzungen, Reportagen, Fotos - - - Favorisierte Musikrichtungen? - Punk, Rock, Death Metal, Mathcore - - - Favorisierte Bands? - Coheed & Cambria, Black Dahlia Murder, Dillinger Escape Plan, Mastodon