Devildriver – Dez Fafaras 7 Todsünden
Dez Fafara ist ein funkelnder Name im Metal-Zirkuszelt. Der Mann mit dem phonetisch so überzeugenden Namen hat Geschichte geschrieben, mit dem was er mit seiner früheren Band Coal Chamber in den 90er-Jahren gemacht hat.
In der viel zu kurzen Zeit, die diese vier düsteren Gestalten zusammen auf der Bühne standen, brachten sie drei Alben, die später als „Gothic-Metal“ bezeichnet werden sollten, hervor. Vor allem Herr Fafara, der ständig alle Facetten, die eine menschliche Stimme so bietet, auszutesten schien, ohne dabei affig zu wirken, blieb den Hörern in Erinnerung. Und auch optisch passte es: Piercings, Schminke, extravagante Klamotten und vor allem sein „Barttatoo“ am Kinn unterstützten das Bild des labilen Psychopathen, das er mit seinen Vocals zeichnete und auf die Optik und die Spielweise seiner drei Bandkollegen übertrug. Nun, mehr als fünf Jahre nach Auflösung von Coal Chamber, aufgrund von, wie er selbst sagt, „allen Dingen, die falsch laufen können, wie z.B. Frauen und Drogen“, steht er wieder an der Spitze einer gewaltigen Metal-Band, die jedoch so ziemlich das komplette Gegenteil von Coal Chamber sein dürfte. Devildriver haben nichts mit Schminke zu tun, Fafara hat ein paar Pfunde zugelegt und ist vom Netzhemd-tragenden gebrannten Kind zum langhaarigen Metal-Prediger geworden.
Die Musik, die Devildriver auf ihren beiden bisherigen Alben erzeugt haben, bietet die ganze Palette: Double Bass-Gewitter, zweistimmige Gitarren, und infernales Gebrülle, allerdings immer noch Marke „Fafara“: Das heißt, ein bombastisches Arsenal an verschiedenen Schreiweisen wird aufgefahren, und es wird offensichtlich viel Wert auf den Klang einzelner Wörter im Kontext zueinander gelegt. Devildriver haben die Härte-Grenze, die Slipknot mal gesteckt haben, noch um ein paar Zentimeter erweitert. Das heißt: Wem Slipknot fast schon zu hart sind, der wird Devildriver erst nach wiederholtem Hören lieb gewinnen.
Es ist ein heißer Tag, an dem das „Hellfest“ im Backstage zu München stattfindet. Während die drei Bands Trivium, 36 Crazyfists und Devildriver ihren Sound checken, sitzen Journalisten neben Fußballfans in einem Biergarten vor einer Großleinwand und schauen irgendein Länderspiel bei kühlem Bier. Herr Fafara ist heute etwas unleidig: Der vereinbarte Interviewtermin wird verschoben, da er ein Nickerchen hält. Ca. zwei Stunden später ein Anruf von der Promoterin: „Jetzt hat er Zeit – oh nein – doch nicht, er will zuerst etwas essen, ich rufe später noch mal an.“ Wieder eine halbe Stunde später wird das STALKER-Team hinter den Backstagebereich gebeten, dort stehen Bierbänke, wo wichtige Menschen, wie Journalisten, Bandmitglieder der anderen beiden Kapellen und weitere Presse-Promoter sitzen, und fachsimpeln. Eine freie Bank ist für unser Interview mit Dez bestimmt. Wir setzen uns so, dass das Licht auch für die Fotos stimmt…. 15 Minuten später, werden wir von der uns nun schon wohl bekannten Presse-Dame gebeten, doch zu Herrn Fafara nach drinnen zu kommen, da der sich offensichtlich vor Feuerameisen fürchte. Kein Problem. Kurz darauf: ein gemütlicher, stiller Raum voller fremder Menschen (, die wie sich herausstellt, Bandmitglieder, Manager, seine Ehefrau, Musiker, usw. sind), und mitten drin, Dez Fafara, der scheinbar kein Problem damit hat, dass all diese Leute dem Interview lauschen.
Wir haben das auch nicht, und jetzt, da wir so lange gewartet haben, wollen wir mal einen Blick in die Abgründe der Psyche Fafaras wagen. Er ist ein angenehmer Gesprächspartner, gibt klare Antworten, sagt unmissverständlich, was er denkt, auch wenn das jemanden nicht gefallen könnte. Hier für euch das, was er zu den sieben Todsünden meint:
LUST
Mein Gott, Ich liebe dieses Gefühl.
VÖLLEREI
Kann ich mir nicht leisten, ich muss jeden Abend auf der Bühne stehen. Das mach ich später. Unersättlichkeit gibt es für mich nur bei Wein.
NEID
Neid? Hab ich noch nie in meinem Leben empfunden. Ich kenn dieses Gefühl nicht einmal. Ich denke über neidische Menschen, dass sie sich einfach mit ihrer Situation abgeben müssen.
FAULHEIT
Faulheit? Ich arbeite seit ich zehn Jahre alt bin. Ich war zehn Jahre durchgehend auf Tour. Faulheit gibt es für mich nicht. Und wenn ich für sechs Wochen nach Hause komme: Couch! Das ist aber dann nicht Faulheit, wenn man sich eine Pause verdient hat.
ZORN
Dafür lebe ich. Das wirst du heute Abend auf der Bühne in ca. 45 Minuten, wenn es losgeht, sehen. Und das ist kein Klischee, es ist verdammt ernst. Mir hat heute Morgen jemand gesagt, ich hätte viel Hass in meinem Herzen, aber ich denke, das ist, worin ich aufgehe, ich liebe es. Es ist ein freundlicher Hass.
GEIZ
Du musst viel Geld haben, um gierig sein zu können. – Oder sehr wenig.
EITELKEIT
Jeder Mann ist in seiner Art eitel. Ich schaue ständig in den Spiegel, um sicher zu gehen, dass ich bereit bin loszulegen. Genauso wie du oder jeder andere auch.
Autor: Andy Kuhn, Photos: Josef Loher, translation: Kathleen Gransalke