Summer Breeze 2005
18.-20.8.2005 Abtsgmünd, GER
Nach einem verregneten Festivalsommer glimmte in uns doch die Hoffnung auf einen sonnigen Abschluss beim diesjährigen Summer Breeze im tiefen Süden Deutschlands. Am ersten Tag sah auch noch alles danach aus, dass der Veranstalter, Achim Ostertag, es wieder einmal geschafft hatte einen Deal mit Petrus auszuhandeln und Nomen est Omen dem Festivalnamen alle Ehre machen würde. Das Gute nach einem nasskalten Sommer ist, dass man jede sonnige Minute genießt und genau das konnte man am Donnerstag und der ersten Freitag Hälfte noch ausgiebig tun.
(Interaktive Fotogalerie am Textende)
DONNERSTAG
Leider haben widrige Verkehrsumstände dafür gesorgt, dass wir nur das letzte Viertel des Auftritts der Newcomer sehen konnten, die das Summer Breeze mittags um 13:00h einläuteten. Aber für einen ersten Eindruck reichte es allemal.
MIDNATTSOL – MAIN STAGE
Sehr viel Publikum hatte sich noch nicht eingefunden, aber die Anwesenden waren von der in eine weiße Tunika gehüllte Sängerin, Carmen Elise Espanaes sehr angetan. Zu dumm, dass die deutsch / norwegische Band (nur Carmen ist Norwegerin und wohnt schon ewig in Deutschland) damit wirbt, bzw. beworben wird, dass Carmen die kleine Schwester von Liv Kristine ist. Was soll uns das sagen? Klingt Carmen wie ihre große Schwester und ist die Band ein bloßer Abklatsch? Schlecht gewählte Promotion, meine Lieben. Auch wenn optisch die Verwandtschaft zwischen Carmen und Liv nicht von der Hand zu weisen ist, kann sich Carmens stimmliche Bandbreite nicht mit der Liv’s messen, dafür hat sie aber eine doch sehr eigenständige Note, die durchaus neugierig auf mehr macht. Das Lampenfieber war der Band ziemlich stark anzumerken, denn die Bühnenpräsenz wirkte noch sehr unsicher. Carmen und Gitarrist Christian Hector (Orkus Magazin & Ex-Penetralia), die auch Gründer der Band sind, konnten jedoch trotz augenscheinlichen Unsicherheiten durch viel Engagement das mit jeden Song etwas wachsende Publikum mit ihrem melancholischem Gothic Metal, der mit norwegischen Folk gepaart wurde, bei der Stange halten.
THE BONES – MAIN STAGE
Spaß pur war bei The Bones Programm und das Publikum war mittlerweile auch zahlreicher eingetrudelt. Mit ihrem Punk’n’Roll und Krachern wie „Screwed Blued & Tattooed“, „Do You Wanna“ und „Memphis 77“ blieben keine Mundwinkel unten. Bei der ausgelassenen Stimmung wurde den sympathischen Schweden in den Augenschmerzenden Outfits auch ein dicker Fettnapf verziehen, als dem Abtsgmünder Publikum ein lautes: „Good to be back in Bavaria!“ entgegen geschmettert wurde.
PINK CREAM 69 – MAIN STAGE
Im Metalzirkus sind Pink Cream 69 eine mehr oder minder eine feste Größe, wobei sie auf dem Summer Breeze ein ziemlicher Außenseiter waren. Wirklich ernst nahm die Combo wohl niemand, ließ sich jedoch gerne beim chillen in der Sonne mit den Klängen aus der alten Zeit beschallen.
Sänger David präsentierte beim Ansagen der Songs stolz seine Deutschkenntnisse und versuchte sooft wie es ging das Publikum mit einzubeziehen. Eine wirklich sympathische und unterhaltsame Performance. Wirklich begeistern konnten sie allerdings erst mit einem Cover von Bob Marley’s „No Women No Cry“. (Welches aber von Anathema’s Karaoke Nummer auf unserer STALKER Anniversary Party im Januar übertroffen wurde)
SCHANDMAUL – MAIN STAGE
Wie gewohnt verbreiteten Schandmaul ihren gute Laune-Party-Mittelalterrock mit viel Leichtigkeit und ohne große Überraschungen. Ein lieber Kollege beschrieb sie mehr als treffend: „Schandmaul sind wie PUR auf Mittelalter getrimmt“ (Zitat: Gunnar Sauermann). Abenteuerland goes Midage! Das willige Publikum nahm jeden Animationsversuch von Bandleader Thomas zum Anlass voll abzugehen. Das nette Memo, dass in A4 mit dickem Edding für die Musiker auf der Bühne angebracht wurde, welches da lautete: „We don’t know when you start your show, but we know exactly when it’s over!“ ignorierten Schandmaul dann auch gleich. Die drei Zugaben wurden voll ausgekostet und bei „Walpurgisnacht“ war der Zenit der guten Stimmung im Publikum erreicht.
GOD DETHRONED – PAIN STAGE
Die Deathmetal-Veteranen aus den Niederlanden zerlegten in gewohnt schneidiger Art die Pain Stage. Die böse rotzige Stimme von Henri unterstützt von einer Band die spieltechnisch nichts zu meckern aufkommen ließ schaffte als erste Band des Tages ein stattliches Moshpit und bei Songs wie „Boiling Blood“, „Art Of Immolation“ und „Salt In Your Wounds“ ließen mit Hilfe der Sonne die ersten „zuheißundzuvielbier“ Ausfälle auftreten.
EKTOMORF – PAIN STAGE
Die meisten Journalisten die auf dem Summer Breeze wuselten sind sich so gut wie nie einig, aber hier haben wie eine der berühmten Ausnahmen und das Highlight des ersten Festivaltages. Dicht gedrängelt bildete sich ein riesiges Moshpit mit Crowdsurfern ohne Unterlass, von dem die bisherigen Bands leider nur träumen konnten. Ektomorf heizten dermaßen ein, dass selbst die im Publikum die sich beste Plätze beim Mainstage für Amon Amarth sichern wollten einfach mithüpfen mussten, wenn Sänger Zoltan Fargas „Jump!“ brüllte. Auch seine mittlerweile allgemein bekannten Ansagen in denen das Wort „Fuck“ in jeder erdenklichen Form pro Satz mindestens dreimal untergebracht wird, fehlten nicht. Klasse!
AMON AMARTH – MAIN STAGE
Routiniert und gut trifft es wohl am besten, denn Amon Amarth lieferten hier eine gewohnt gute fehlerfreie Show ab, der aber besondere Highlights fehlten und sie somit im Vergleich zu vorherigen Festival Auftritten im Vorjahr, nicht sonderlich lange im Gedächtnis haften bleiben wird. Das Publikum war allerdings spitze! Noch von Ektomorf angeheizt, wurden jetzt alle Plastikäxte, Pommesgabeln und Armschienen rausgekramt, hochgehalten und jeder Songs lauthals mitgesungen. Herrlich! Erstaunlich wie viele Johan Hegg Doubles im Publikum waren. Nach dem Konzert fragte ein Journalist (keiner von uns!) einen jungen Mann, ob er ein Interview mit ihm führen könnte, leider war der betreffende nicht Johan, sondern ein Fan. Wäre sicher ein lustiges Interview geworden.
KLEINES STALKER-DRAMA
Irgendwo zwischen „An Ancient Sign Of Coming Storm“ und „Fate Of Norns“ passierte ein kleines STALKER-Drama, denn unsere Fotografin, Diana Nitschke, trat ein ein großes tiefes Loch im Fotograben und zog sich dabei einen üblen Bänderriss zu, doch dazu später mehr, denn verrückt wie sie ist hat sie trotzdem die Show zu Ende fotografiert.
HAGGARD – PAIN STAGE
Als Abschluss des Festivaltages zogen die Masse an Leuten aus denen Haggard besteht, in voller Montur auf die Bühne. Klassik meets Metal ist zwar nicht neu und auch nicht besonders Originell, aber alleine der Anblick der Band fasziniert schon. Schön war´s und der passende Schluss, wenn da nicht wie jedes Jahr bei diesem Festival (wir haben das so noch bei keinem anderen Festival erlebt) der Saft abgedreht worden wäre. Also wirklich liebe Stagemanager… Wir finden: entweder der Band Bescheid sagen, dass es nicht mehr für einen weiteren Song reicht, oder die 2 Minuten, die er länger gedauert hätte dulden, ist nicht viel verlangt und würde weniger lange Gesichter auf und vor der Bühne verursachen.
SPÄTE EINSICHT & UNHEIMLICHE BEGEGNUNGEN IM KH
Nach Haggard´s Auftritt, bemerkte unsere Fotografin dann doch, dass ihr Knöchel irgendwie schmerzlich geschwollen war und ließ sich überreden mal einen Arzt ein Auge drauf werfen zu lassen. Der schickte sie dann auch postwendend ins Abtsgmünder Krankenhaus. Weiße Gänge in denen sich schwarz gekleidete Menschen, die zu 99% alkoholisiert waren und meinten sie könnten Jackass besser machen, tummelten, empfingen Diana dort. Die erstaunlich nervenstarken Krankenschwestern überlegten schon die Antworten die sie fast jedem geben mussten auf Tafeln zu malen, die meist „Nein, ich habe keine Zigarette“, „Im Getränkeautomaten gibt es kein Bier“ oder „das Kreuz ist nicht verkäuflich“ lauteten. Frisch geschient kam Diana dann mit dem letzten Summer Breeze – Krankenhaus, Krankenhaus – Summer Breeze-Shuttle wieder zurück und wurde vom Rest der Crew zum rumsitzen und schonen verdonnert (hat bei dieser Workoholikerin nicht immer funktioniert). Da Kollegialität zwischen den meisten Fotografen und Magazinen groß geschrieben wird, sprang Caroline Traitler ein und vertrat Diana würdig. Nochmals DANKE Caro! Am nächsten Tag wurde Diana dann auch promt mit mir vom Schwaren Krauser für die diesjährige DVD interviewt. Wie letztes Jahr findet man somit etwas STALKER-Schleichwerbung vielleicht im Visions, indem die DVD auf der wir auch letztes Jahr zu finden waren als Beileger enthalten war. Danke für die Werbung Jungs!
Ein für uns bewegter Tag neigte sich dem Ende zu und wir zogen uns erstmal zurück. Auch ein dickes Dankeschön an die Jungs von Laut.de für das liebe Fahrangebot.
FREITAG
Schöne Sonne lockte uns verheißungsvoll aus den Federn und nach einigem Hin und Her wer wie und warum hatten wir Powerwolf und Maroon verpasst und schafften es zum zweiten Song von Kopiklaani dann doch noch.
KORPIKLAANI – MAIN STAGE
Bei knallender Hitze stiegen die Finnpolkametaller von Korpikalaani auf die Bühne. Skandinavische Rednecks wie aus dem Bilderbuch in Fell und Leder, mit Jeans und Hut. Im Gegensatz zur schwitzenden Band konnte das für Mittags erstaunlich heftig feiernde Volk sich von einem Wasserschlauch den der Veranstalter herbei holte, abkühlen. Das ging nämlich richtig gut mit. Leider hatten die Finnen ziemliche Probleme mit dem Sound. Geige und Akkordeon waren kaum wahrnehmbar. Bis zum „Hunting Song“ war das Problem allerdings behoben.
KRISIUN – MAIN STAGE
Das Trio aus Brasilien schmetterte über Menge hinweg. Wirbelten über die Instrumente, als ginge es darum, alle 32tel Varianten des Universums anklingen zu lassen. Perfektes Spiel, aber Kommunikation mit dem Publikum war nie die Stärke dieser Band. Ihre Versuche, dann doch mal einen Funken überspringen zu lassen, klangen leider etwas holzig und wiederholten sich. Die Menge nahm es dementsprechend verhalten auf und erste Regentropfen benetzten die Metalheadz.
EMIL BULLS – MAIN STAGE
Die kleine Crowd, die vor der Bühne stand, kam mit dem Sound der Fünf nicht wirklich klar. Erst zur Mitte des Sets, der Regen hatte sich etwas verstärkt, kam die Masse mehr in Schwung. Die deutlich groovigeren Tracks fanden sichtbar mehr Gehör. Als „Symphony of Destruction“ von mit den Worten: „Einer der besten Metalsongs aller Zeiten“ angekündigt wurde, nahmen sich die Bullen selber die Hörner ab, denn der Humor war noch zu hoch morgens 16:30h in Deutschland. Bei der bewegungsfreudigen Menge jetzt noch mal zu Punkten wurde schwer. Eine gewisse Unlust war auf beiden Seiten nicht mehr schön zu reden. Schade.
NORTHER – PAIN STAGE
Verkatert sahen sie aus und daher überraschte es auch nicht wirklich, dass Petri Lindroos recht zu Beginn des Norther Sets das Publikum fragte: „Is somebody having a worse hangover?“ Als dann keiner seinen Arm hob, kam ein entrüstetes „Don’t you guys know how to use alcohol?“, denn dass passiert einem typischen Finnen sicher nicht an einem zweiten Festivaltag. Musikalisch konnte man der Band den Kater nicht wirklich anmerken und so multiplizierten sie schon nach zwei Songs das Publikum welches sich noch von den Vorgängerbands gehalten hatte mal drei und hielten bis zum Ende durch. Eine Crowdsurferin mit einer riesigen Finnlandfahne hätte man fast als Teil der Show sehen können. Als liebe Aktion der Ordner ist mal anzuführen, dass einer nachdem er den weiblichen Fan sechs Mal aus dem Moshpit gehoben hatte einfach dazu übergegangen sie auf dem Arm zu behalten und sie von dort den Rest eines Songs lang winken lassen. Headbanger’s heaven!
DIE APOKALYPTISCHEN REITER – MAIN STAGE
Irgendwie hatte man den Eindruck, dass die Apokalyptischen Reiter von irgendwas ablenken wollen. Normaler Weise soll oftmals viel Tamtam auf der Bühne von mangelnden Können ablenken. In diesem Fall hatte die Band eine überdimensionale Hüpfburg aufgebaut und Karten an Mädels verteilt mit denen sie dann kurz vor Beginn der Show auf die Bühne durften. Gegen Mitte des Sets durften sie dann loslegen und einige verhalten, andere exzessiv, schienen doch alle viel Spaß gehabt zu haben. Übel wurde mir allerdings als einer der Reiter auf die glorreiche Idee kam seine Hose runter zu lassen und seinen Finger in den Po zu stecken. Wem er wohl danach die Hand geschüttelt, oder über die Wange gestrichen hat? Eeeeek! Zur Musik kann ich nur sagen, dass es wie immer klang und das Drumherum seinen Dienst erfüllte und völlig ablenkte.
BEHEMOTH – PAIN STAGE
Nach Nergal’s Ankündigung die Pain Stage zu erobern, folgte die Umsetzung und es wurden keine Gefangenen gemacht und das Publikum gleich mit erobert. Mit Corpsepaint-Aufmachung, im Regen und mit einer guten Ladung Hass auf alles rissen sie die Bühne beinahe nieder. Ein wahrhaft böses Highlight auf dem Summer Breeze.
DARK TRANQUILLITY – MAIN STAGE
Frontmann Mikael Stanne war mit seiner feuerroten Lockenpracht unermüdlich damit beschäftigt, die Fans zu animieren, was ihm nach ein paar Songs auch super gelang. Mit hautsächlich Krachern aus ihrem neuesten Album „Character“ aber auch einigen Evergreens wie „The Treason Wall“, oder „Punish My Heaven“ spielte die Band ihr Set bei gutem Sound und offensichtlicher Spielfreude, dass von den meisten Leuten im Publikum als viel zu kurz erachtet wurde.
ATROCITY – PAIN STAGE
Mit „Gods Of Nation“ legten Atrocity los und schafften es vom ersten Song an mitzureißen. Neben dem ständigen Dialog mit dem Publikum, ist es schon ein feiner Anblick, wenn Alex Krull mit seinen kniekehlenlangen Haaren bangt als gäbe es kein Morgen mehr und animiert einfach zum mitgehen. Bei dem Tears For Fears Cover „Shout“, gab’s dann auch Unterstützung von Krull’s Ehefrau Liv Kristine, die sich wie gewohnt perfekt einbrachte. Gelungene Show, trotz des mäßigen Sounds mit dem die Band zu kämpfen hatte und ersten Ermüdungserscheinungen aufgrund des nun schon länger anhaltenden Regens.
OPETH – MAIN STAGE
Diese Band live zu sehen hat Seltenheitscharakter und war bisher immer etwas Besonderes. Dementsprechend war die Erwartungshaltung auch sehr hoch angesiedelt um die Band, zu der man zwar schlecht abfeiern kann, aber die es oftmals schafft einen in eine recht Einzige Stimmung zu bringen. Aggressive Death-Parts, gepaart mit schweren Dark Metal-Parts und atmosphärischen Keyboard Passagen abgerundet mit psychodelischen Elementen, kurzum: Opeth-Sound, verzauberte die Anwesenden. Die Bühnenshow, Licht und Sound waren perfekt darauf abgestimmt. Die Songauswahl war ein Mix aus den letzten drei Alben, wobei die Schweden das Hauptaugenmerk auf das aktuelle Album „Ghost Reveries“ lenkten.
THE EXPLOITED – PAIN STAGE
Das war der Tiefpunkt des zweiten Festivaltags. Nicht etwa, dass der Sound, oder die Songauswahl nicht gut waren, aber was ist daran Rock’n’Roll, bzw. Punk, wenn der Sänger Wattie einen Fan Gewalt antut? Ein Fan hatte sich heimlich auf die Bühne geschlichen um einfach etwas mit zu ihm zu pogen und bangen. Zuerst hielten es die meisten (auch wir) für eine eingebaute Showeinlage, bis die Wattie sich als absolute Spaßbremse und Idiot outete und den Fan mit roher Gewalt, bevor die Security eingreifen konnte, von der Bühne stieß. Dieser knallte erst auf eine Box und anschließend auf eine Fotografin im Fotograben. Beide verletzten sich und die Band spielte einfach weiter, als wenn nichts gewesen wäre. Sehr gut fand ich die Reaktion eines Teils des Publikums, das daraufhin der Bühne den Rücken kehrte. Leider fanden einige Zuschauer das Ganze auch noch cool. Kommt mal klar! Typen die auf irgendeinem schlechten Trip hängen geblieben sind – er lief schon den ganzen Tag Backstage rum, als wenn er gleich explodieren würde – sind uncool! Rafft das endlich.
IN EXTREMO – MAIN STAGE
Voll war’s als die Mittelalterbarden losrockten. Mit ihren ganz eigenen Bühnenoutfits und selbst hergestellten reproduzierten Instrumenten verstehen sie es wie keine andere Band dieses Sektors original Mittelalterliche Stücke mit Rock zu paaren, ohne dabei lächerlich zu wirken. Okay, es ist ein eigenartiger Anblick Dr. Pymonte, mit seinen ca. 1,90 und vielleicht 120 kg (sorry André falls wir Dich zu Verbildlichungszwecken evtl. fülliger geschrieben haben, als Du vielleicht bist!) und seinen Tattoos die Harfe zupfen sieht. Bei diesem Instrument erwartet man doch etwas gänzlich anderes… Aufgepeppt wurde die Show neben den lustigen Ansagen des Sängers Micha aka. Das Letzte Einhorn, wie so oft durch Feuerspuckerei und einem seltsamen Dudelsackballett. Spaß war’s und der richtige Balsam nach dem Exploited Mist.
WINTERSUN – PAIN STAGE
Als Geheimtipp gehandelt, waren wir schon sehr gespannt auf das was wir bei Wintersun zu hören bekommen würden. Die Band, die zunächst ein Nebenprojekt des ehemaligen Ensiferum Sängers und Gitarristen Jari Mäenpäa war und sich nach seinem Rauswurf aber zur Hauptband mauserte, hatte den einzigen Doppelbelasteten Musiker des Tages dabei, denn Jukka Koskinen war schon am frühen Nachmittag mit Norther mit seinem Bass dabei gewesen und musste als einziger Finne nach seinem Auftritt bis zum nächsten nüchtern bleiben, der Arme. Es war das erste Mal, dass die Band in Deutschland live zu hören war.
GIBBERISH CHAOS
Spät war´s und wenn ihr irgendwann einmal versucht habt einen Sack Flöhe zusammenzuhalten, habt ihr einen Eindruck wie es war Nergal und Thomas von Behemoth, Frederik von Amon Amarth, Niklas von Dark Tranquillity und Chris von Samael and einen Tisch zu bekommen um sie mit Hilfe von Jägermeister, Jack Daniels und Grand Reserva für Euch ein Gibberish fabrizieren zu lassen.
Kaum hatte ich Frederik gefunden, war Nergal weg. Hatte ich dann Nergal und Chris war Frederik wieder verschollen, bis ich Caroline Trailtler und Liesbeth Harmsen dazu verdonnerte die jetzt grad anwesenden bloß nicht weg zu lassen. Wie sie es geschafft haben weiß ich nicht, aber Hut ab! Als ich mit Frederik und Mikael eintrudelte waren alle beisammen und was bei der netten Mischung herauskam, könnt ihr im nächsten STALKER lesen.
SAMSTAG
Der letzte Tag ist angebrochen und ein super Line Up und übelster Regen kämpfen um den Gemütszustand der Summer Breeze Besucher. Irgendwann hat man den Regen einfach satt und da hilft kein Kaffee und auch kein Morgenbier. Nun, das mit dem Kaffee wollten wir dann aber doch ausprobieren und wurden nebenbei von lauten Klängen von der Mainstage neben der Kaffeebude wachgerüttelt und entschieden uns für gute Laune.
BARCODE – MAIN STAGE
Hardcore am Morgen zum wach werden ist grob, aber effektiv. Die Dänen, deren Gitarrist niemand geringerer ist, als Jacob Brendal (Hatesphere) ist, legten gleich ohne langes Vorgeplänkel los. Frontmann, Butch (nein, nicht die Französische Bulldogge aus dem STALKER. Er nennt sich wirklich so) ließ mit seinen in niedlichem Deutsch/Dänisch gesprochenen Ansagen die ersten Mundwinkel aus verkaterten Gesichtern nach oben schnellen. Mit Hatesphere haben Barcode außer Jacob und der Herkunft nichts gemeinsam, aber er Hardcore à la New York Style mag sollte sich Barcode mal zu Gemüte führen.
SUIDAKRA – PAIN STAGE
Hauptsächlich melodisch ging es danach bei Suidakra zu und auch wenn man die Süddeutschen Jungs generell folklastiger in Erinnerung hatte, wurde dann bei „Dead Man’s Reel“ doch noch der Dudelsack ausgepackt. Viel Verständnis gab es vom Publikum, als sich Gitarrist, Mathias Kupka, dafür entschuldigte, dass er zu viel Party im Jack Daniels Zelt veranstaltet hatte und dafür des Ortes verwiesen wurde.
LACRIMAS PROFUNDERE – MAIN STAGE
Die Gothrocker von Lacrimas Profundere verbreiteten trotz übelstem Regen, eine verdammt lockere Stimmung. Sänger Christopher Schmid wusste die Standhaftigkeit der Fans auch zu würdigen und schimpfte auch gleich mal gen Petrus los: „Respekt, dass ihr bei diesem scheiß Gothikwetter hier seit.“ und „Arschlochwetter“ sprachen der Menge dann doch aus dem Herzen. Ein verdammt schnörkelloser Rocknachmittag, bei dem besonders ‚Sarah Lu‘ das Pudelwesen namens Publikum im Griff hatte. Der Spaß und die Beleidigungen des Wetters führten auf fantastische Weise dazu, dass der Regen am Ende des Gigs kurz nachließ.
ENDSTILLE – PAIN STAGE
Blackmetal made in Kiel, der entweder Begeisterungstürme oder totale Ablehnung hervorruft, dass sind Endstille. Einige Kollegen titulieren diese Band als beste deutsche Blackmetal Band dieser Tage und waren vom Auftritt der Band restlos begeistert, andere, wie auch ich, empfanden die Darbietung eher als monotones Gemetzel. Ich bin da wohl doch eine der Melodic Blackmetal Anhängerinnen und kann mit dem von seinen Liebhabern als absolut puren und bösen Black Metal der alten Schule nicht viel anfangen. Um hier trotzdem so objektiv wie möglich zu bleiben, kann ich nur sagen, dass alle das bekommen haben was sie erwarteten und keiner in seiner Meinung verunsichert wurde und enttäuscht war. Für mich und einige Andere war es so mies wie erwartet und für die Anderen war es das bisherige Highlight des Tages. Schmunzeln musste ich allerdings zu Anfang auch, als Endstille uns „Jesus Christus lebt und kommt wieder“ vor den Latz knallten.
ORPHANED LAND – MAIN STAGE
Metal aus Israel… anders als von Sänger Kobi Farhi angenommen ist uns das durch Betzfer schon ein Begriff, aber eine Band zu kennen reicht ja keinesfalls um sich ein Bild zu machen. Betzefer sind hart, sehr gut, aber nicht allzu abwechslungsreich. Orphaned Land waren für eine wirkliche Überraschung und heimliches Highlight. Kobi Farhi trug eine orientalische Tunika und darunter Blue Jeans was auch zur Musik wie die Faust auf´s Auge traf. Die sympathische Band, allen voran der Sänger bewiesen echte Entertainmentqualitäten und hatte Problemlos die Menge auf seiner Seite. Nach dem er die Kutte dann abgelegt hatte, war es einfach ein Genuss ohne Reue. Einfach ein paar nette Metaller von Nebenan die sehr melodischen abwechslungsreichen hebräischen Dark/Death Metal ablieferten. Perfekt gespielt, tolle Songs – nur mitsingen fiel flach – und eine gute Show die mitriss. Die Jungs touren bald, das solltet ihr nicht verpassen. Einfach toll!
DISBELIEF – PAIN STAGE
Brachial bohrte sich die Stimme des Frontmannes Karsten Jäger in die Gehörgänge, unterstützt von heftigen Gitarrenwänden. Disbelief standen dem Leistungsdruck den ihr aktuelles Album hervorrief stand und lieferten eine wirklich gute Show ab. Leider spielten sie nur wenig alte Hits, denn nur bei denen war auch das Publikum voll dabei.
THE VISION BLEAK – PAIN STAGE
Dunkel und tragisch sollte es werden. Dunkel und tragisch wurde es, als The Vision Bleak auf die Bühne traten und mit ihrem Gothic/Death Metal angenehmes Gruseln verbreiteten. Das Summer Breeze erlebte einen makellosen Gig, bei dem sowohl die alten, als auch die neuen Songs vom kommenden Album entsprechend live dargeboten wurden. Atmosphäre, Zusammenspiel, Interaktion mit dem Publikum… da gibt´s nichts zu meckern.
SUCH A SURGE – MAIN STAGE
Der Dauerregen hatte mittlerweile das standhafteste Metallergemüt aufgeweicht und so ging noch nicht gleich die Post ab. Die Braunschweiger Crossover-Oldies überraschten mit neuer Härte, fetten Riffs, genialen Grooves und glücklicher Weise wenig Rap. Die eingebauten „Pain in The Ass“-Tracks kamen sehr gut an, aber auch alle Hits der Urgesteine wurden für ein Festival wie dem Summer Breeze von erstaunlich vielen Leuten mitgesungen. Die Band war super motiviert und wirkte sehr zufrieden mit sich und ihrem Publikum. Ein lustiges Detail war auch das Corpsepaint von Basser Axel Horn und Rapper Michel Begeame.
MEET & GREET mit PAIN
Symphorce mussten wir leider auslassen, denn nun war es an der Zeit die Gewinner des
STALKER / metal.de / Focusion – Gewinnspiels in dem es ein Meet & Greet mit Pain zu gewinnen gab zu schnappen und Peter von den Interviews und Fotosessions zu befreien und gemeinsam Futter zu fassen.
Einfacher gesagt als getan, denn Peter Tägtgren und Band waren zwar pünktlich beim metal.de Stand an dem wir uns verabredet hatten, aber die Gewinner, Melanie Kaiser und Caro Hauka steckten am Eingang fest. Nach einigem Hin und Her hatte es dann aber doch noch geklappt alle an einen Tisch zu bringen und gemütlich zu essen. Die beiden Mädels waren zwar anfangs sehr schüchtern und die Band führte Teilweise Tischkonversationsmonologe …
… aber irgendwann tauten die Ladies dann auch auf, ließen sich die STALKER signieren und genossen ihr Bier beim Plausch mit Pain.
Am Ende war die Zeit viel zu schnell um und Band und Gewinner hätten gern noch das eine, oder andere Bierchen gezischt …
Noch mal ein herzliches Danke an Pain, Iris von Focusion und Norman von metal.de.
SUBWAY TO SALLY – MAIN STAGE
Gab es eigentlich ein Summer Breeze ohne Subway To Sally, oder kommt es mir nur so vor, als wenn sie immer da sind und immer das Gleiche bringen? Ähnlich wie am Tag zuvor bei In Extremo, gab es hier und da etwas Pyro zum auflockern. Neben ein paar Liebesbekundungen auf der Bühne gab es kaum Überraschungen und auch die hätte man sich kneifen können. Was aber bei Subway To Sally jedes Mal klappt ist das mitsingen ihrer Hits, die schön und eingängig sind, jedoch nach einer Weile auch nerven. Der neue Song ‚7‘ wurde dabei fast schon wie ein alter Klassiker gefeiert… wen wundert es? klingt er doch einfach wie eine Fortführung des alt Bekanntem.
END OF GREEN – PAIN STAGE
Mit wem kann man End Of Green am ehesten vergleichen? Mir fällt da grade niemand ein. Die eigensinnige Mischung aus Rock und gespielter Melancholie lässt einen weder reinkommen, noch Fuß fassen, weghören kann man aber auch nicht, weil es doch fesselnd ist. Hauptsächlich spielten End Of Green Stücke aus dem aktuellen von Alex Krull produziertem Album „Dead End Dreaming“, aber auch ein paar ältere Stücke wurden mit untergebracht. Ein merkwürdiger, aber durchaus nicht schlechter Auftritt.
TRISTANIA – PAIN STAGE
Schade, denn wie auf dem Wacken Open Air, kamen Tristania einfach nicht rein. Irgendwie passte nichts wirklich. Das mittlerweile bis auf die Knochen durchweichte Publikum war aber regenbedingt so schon in melancholischer Stimmung, dass man die Regenpause beim Auftritt von Tristania kaum zur Kenntnis nahm und einfach weiternickte.
LACUNA COIL – MAIN STAGE
Süß ist sie, die Christina und kein bisschen Diva. Es ist wirklich angenehm auch mal eine Frauenstimme kredenzt zu bekommen, die nicht als gestecktes Ziel hat Gläser mit der Stimme zerbersten zu wollen. Zu Anfang hatten Lacuna Coil noch mit Soundproblemen zu kämpfen, aber das legte sich zum Glück schnell und neben hauptsächlich Stücken des neuen Albums „Unleashed Memories“ wie „Senzafine“ welches komplett in Italienisch ist und „When A Dead Man Walks“ wurde auch ein neuer Song der Gothicmetaller zum Besten gegeben dessen Titel ich leider nicht verstanden habe, der aber ein wenig härter klingt und trotzdem unverkennbar ein Lacuna Coil. Man darf auf das neue Machwerk gespannt sein. Ein guter Auftritt!
PAIN – PAIN STAGE
Herrlich! Ein Ohrwurm nach dem Anderen und ein vor Energie sprühender Peter Tägtgren, der eingesäumt von den beiden Augenweiden Alla und Andrea, die wirklich sexy bangten, herumhopste und wütete wie ein Berserker. Mitgesungen wurde besonders laut bei der Singleauskopplung des neuen Albums „Same Old Song“. Aber auch Ohrwürmer wie „Shut Your Mouth“, „On And On“ und “Stay Away”, zusammen mit tollem Sound und Licht ließen keine Wünsche offen und viel, viel zu schnell war der Auftritt vorbei und das Summer Breeze damit beendet.
SCHLAMMPACKUNG INKLUSIVE
Am Morgen danach war es nicht nur unser Bus, der einige Schwierigkeiten hatte aus dem Modder wieder raus zu kommen und das häufigste Bild des Vormittags waren müde Metaller, die von ihren lieben Autos schön eingeschlammt wurden. Woanders wird für sowas viel Geld bezahlt …
FAZIT:
Allgemein ist das Summer Breeze nach unserer Ansicht eins der gemütlichsten und stressfreiesten Festivals. Zwei Bühnen, keine Überschneidungen und recht entspannte Securities, welche dieses Jahr noch lieber waren, denn hier war keine professionelle „keine Haare, bullig und grimmig guckende“ Delegation einer Security – Firma am Werk, sondern Fans, die per Ausschreibung gefunden wurden. Das Ergebnis war, dass sie nicht nur entspannt waren, sondern freundliche, hilfsbereite und gute Stimmung verbreitende Ordner, die wir sehr gerne auf mehr Festivals sehen würden.
Sanitär hat das Summer Breeze auf dem Gelände nachgelassen. Waren letztes Jahr noch Toiletten mit Waschbecken und Spülungen neben der Painstage, wurde dieses Jahr darauf verzichtet und einfach ein paar mehr Dixies aufgestellt. Wäre schön wenn das wieder eingeführt werden würde und die eine oder andere Wasch- und Duschgelegenheit mehr kann auch nicht schaden.
*KORRKEKTUR: uns wurde glaubhaft versichert, dass die eben erwähnten Toiletten neben der Bühne doch wieder vorhanden waren. Wahrscheinlich führte Koffeinentzug dazu, dass wir sie trotz voller Blase übersehen haben. Was die Toilettensituation auf dem Campinggelände angeht wurden die vermissten Toiletten mit Spülung mit mehr Dixies ersetzt. Ein schwacher Trost für Dixie Hasser, aber immerhin.*
Die Preise für Essen und Trinken hielten sich in Grenzen, was das Essen angeht leider auch der Geschmack, aber da muss man durch. Nur wo ist der Tolle Kaffee und Croissant Stand für die metallischen Frühaufsteher auf dem Festivalgelände geblieben? Den haben wir Koffeinsüchtigen schmerzlich vermisst. Ansonsten weiter so! Es war ein schönes Festival dass ohne Meganamen auskam und eins der abwechslungsreichsten Line Up’s hatte.
Text:
Samira Alinto, translation: Klaudia Weber, Sanne Peters
photos: Diana Nitschke, Caroline Traitler