Ankkarock 2005
6.-7.8.2005, Korso, Vantaa, Finnland
Ankkarock (zu deutsch: Entenrock) ist sozusagen die kleine Schwester des finnischen Ruisrock, und findet in einer Parkanlage in Vantaa, nahe bei Helsinki statt. Dieses Jahr gab es über 31.000 Besucher, um die fast 30 Bands auf 3 Bühnen zu sehen. Das Wetter meinte es zwar nicht durchgehend gut mit uns, aber der Spassfaktor war trotzdem gross.
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SAMSTAG
JULIETTE & THE LICKS
Hier handelt es sich um niemand anderen, als die US-Schauspielerin Juliette Lewis. Üblicherweise geht es ja nicht gerade gut aus, wenn Schauspieler versuchen zu singen, und umgekehrt. Doch Juliette ist anscheinend die Ausnahme, die die Regel bestätigt: das Mädel hat Biss und und begeistert das Publikum, obwohl sie zu einer undankbar frühen Zeit auf dem Plan steht.
URIAH HEEP
Altrocker Uriah Heep hat sich ebenfalls hier beim Ankkarock eingefunden. Seine Hymne ”Lady in Black” weiss auch heute noch Alt und auch Jung zu begeisstern, der Rest des Konzertes ist nicht unbedingt aussergewöhnlich.
THE HELLACOPTERS
Die Schweden sind immer gern gesehene Gäste auf den finnischen Festivals, und liessen es sich nicht nehmen, auch hier wieder abzurocken. Natürlich präsentieren sie sehr stark ihr neuestes Album ”Rock & Roll is Dead”, aber auch Klassiker wie ”Toys and Flavors” fehlen nicht.
Nun wird es unfair und ungerecht: 2 gute Bands, The Rasmus und Teräsbetoni stehen gleichzeitig auf 2 verschiedenen Bühnen! Was tun? Teilen geht schlecht, also muss ich hin-und her-hüpfen, was durch den teils unwegsamen Naturpark, wo das Festival stattfindet, nicht gerade leicht fällt.
TERÄSBETONI
Die ”finnischen Manowar“ Teräsbetoni (zu deutsch: Stahlbeton), kommen schnurgerade aus Deutschland, wo sie auf Wacken gespielt haben. Ihre Songs handeln zwar überwiegend von recht klischeemässigen Themen, sind teils recht Machomässig und vollkommen in Finnisch, aber das macht nix. Hier gibt’s gute Laune pur, das Volk is begeistert und singt mit. Natürlich gibt’s auch die beiden in Finnland als Singles veröffentlichten Songs ”Taivas lyö tulta” (Der Himmel speit Feuer) und ”Orjatar” (Sklavin) zu hören, und die Metalgemeinde moscht, was das Zeug hält!
THE RASMUS
Während sich die Mehrzahl der Herren und die Metalgemeinde bei Teräsbetoni aufhält, schmelzen die Damen bei The Rasmus dahin, und haben sich rechtzeitig die ersten Reihen gesichert. Aber auch insgesamt ist der Platz zum bersten voll. Der Opener ist ”Guilty”, und auch sonst ist das 2003er Album ”Dead Letters” sehr stark vertreten mit ”In The Shadows”, ”First Day of my Life” oder ”In My Life”. Auch in Bezug auf neues Material wird das Publikum nicht enttäuscht: Die Band stellt die 3 Songs ”Shot”, ”Sail Away” und ”No Fear” vom am 9.9. erscheinenden Album ”Hide From The Sun” vor, was das Publikum mit Jubel quittiert.
Den Abschluss bildete der melancholische ”Funeral Song”, und für Tag 1 schliessen nun die Tore um den Ententeich.
SONNTAG
SONATA ARCTICA
Wie auch bei Ruisrock ist es undankbar früh, als Sonata Arctica spielen. Etwas, das diese Band wirklich nicht verdient hat, denn Toni Kakko und seine Mannen verstehen ihr Handwerk! Dies wissen auch ihre Fans, und haben sich trotz der frühen Stunde schon eingefunden. Toni versteht es, den Kontakt zum Publikum zu halten, und animiert z.B. zum Mitsingen, und dirigiert mit dem Mikrofonständer. Auf der Setlist stehen vorwiegend Songs von ”Reckoning Night”, wie ”Blinded No More” und ”Shamandalie”
Während ”My Land” wird ein kurzer Teil von Kiss’s ”I Was Made For Loving You” eingeflochten. Natürlich fehlt auch die Hitsingle ”Don’t Say A Word” nicht.
HANOI ROCKS
Als nächste spielen die Glamrocker Hanoi Rocks. Die Herren legen auf der Bühne mal wieder ein ordentliches Tempo vor. Doch nicht nur da: Sänger Mike Monroe springt mit einem Satz in den Bühnengraben und rast wie ein angestochenes Ferkel vorbei! Schön für die Fans, doch nicht gut für einen Journi-Kollengen, der in der Schnelle den Sprung auf die Seite nicht mehr geschafft hat, und voll umgerannt wird. Anstatt einer Entschuldigung gibt es dann eine Schimpfkanonnade des Sängers und den Stinkefinger!! Nicht nett, Mike Monroe, dafür gibt’s von mir den goldenen Kaktus für schlechtes Benehmen! Nichtsdestoweniger war der Rest des Konzertes vollgepackt mit guter Laune, und guten Songs wie ” Back In Yer Face” und ” Better High” vom aktuellen Album ” Another Hostile Takeover”, sowie ” High School”, ”Delirious”, und ”A Day Late, A Dollar Short”
WITHIN TEMPTATION
Den Niederländern von Within Temptation scheints in Finnland derzeit gut zu gefallen, denn Ankkarock ist das 2. finnische Festival dieses Jahr, auf dem die Holländer zu finden sind. ”Mitä kuuluu?” (wie geht’s?) Fragt Sharon nach dem Opener ”See Who I Am” in die Menge, und diese antwortet mit lautem Jubel. Auch diesmal haben Within Temptation wieder ihr grandioses Bühnenbild im Gepäck, mit zwei gigantischen Engeln und auch die Säulen mit der Elbenschrift. Sharon sieht in ihrem schwarzen Kleid mit Lack-Korsett und weitem Tüllrock wie eine Gothic-Fee aus. Dann Geht’s weiter, mit ”Stand My Ground”, der wunderschönen Ballade ”Angels” und ”Memories”. Begleitet wird das Konzert von einer recht beeindruckenden Pyroshow, die sehr gut auf die Songs und deren jeweilige Stimmung abgestimmt ist. Ich erkenne ein Cover von Kate Bush’s ”Running Up That Hill”, und bin überrascht. Ist ja so gar nicht Within Temptation-like, aber trotzdem gut gelungen. Zum Abschluss der Show gibt’s noch eine Überraschung für die Band: Gold für ihr Album ”Silent Force”. Finnland ist somit das erste Land in Skandinavien, in dem die Band einen Album Award bekommt. Herzlichen Glückwunsch!
APOCALYPTICA
Für mich persöhnlich kommt nun eines der Sahnebonbons des Festivals: Apocalyptica! Dies ist das erste Mal, dass ich sie live sehe, und bin daher sehr gespannt.
Auch ohne Vocals und anfangs ”nur” auf ihren Stühlen sitzend schaffen Apocalyptica es spielend, das Publikum sofort in ihren Bann zu ziehen und eine fast mystische Stimmung zu schaffen. Diese wird durch Licht-und Nebeleffekte noch verstärkt. Das Set besteht teils aus Metallica Covers, wie ”Master of Puppets” oder ”Seek and Distroy”, und ich meine, Rammsteins ”Du Hast” erkannt zu haben. Und dann gabs natürlich all die bekannten Hits: ”Path”, ”Somewhere around Nothing”, ”Hope”, ”How Far” und die beiden Hitsinlges ”Life Burns” und ”Bittersweet”. Bei letzterem hatte ich ja gehofft, die Herren Ville Valo und Lauri Ylönen würden sich einfinden (und mit dem Wunsch war ich sicher nicht die Einzige), aber das Publikum weiss die beiden würdig zu vertreten: der komplette Song wurde wie aus einem Munde Wort für Wort mitgesungen, ja sogar die verschiedenen Stimmlagen der Herren werden berücksichtigt!
NIGHTWISH
Bereits eine Stunde bevor die Band auf der Bühne steht, ist der Platz davor zum Bersten voll! Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass Nightwish die Arena in Helsinki in weniger als einer Stunde restlos ausverkauft haben. Wieder mal ist ”Dark Chest of Wonders” der Opener, begleitet von Pyro-Explosionen. Zu meiner Grossen Freude höre ich das Intro von ”Ever Dream”, was ich auf den letzten Konzerten vermisst habe. Leider sind die Drums recht laut eingestellt, was den Rest ein wenig überdröhnt. Tarja wendet sich an das Publikum, und betont, es sei schön, wieder mal in der Heimat zu spielen, schliesslich befindet sich die Band fast 1,5 Jahre auf Welttournee. Zu diesem ”Heimspiel” werden dann noch mehr Leckereien aus dem Musiktopf gezaubert: Klassiker wie ”Wishmaster”, und der wohl härteste Kracher der Band, ”Slayin The Dreamer”, mit Halskrause-Gefahr durch zu heftiges Moschen, und der 10 minuten lange Song ”Ghost Love Score”, den ich hier zum ersten Mal live höre. Dann verlässt der Rest der Band die Bühne, nur Tarja bleibt, mit den Worten: ”Warum bleibt nur die Sängerin auf der Bühne? Um euch ein Lied zu singen!” und dann kommt absolute Gänsehautstimmung auf: ”Kuolema Tekee Taiteilijan” (Der Tod macht einen Künstler), die Finnische Ballade des Albums Once! Zugabe ist ”Wish I had An Angel”, gefolgt von einem grandiosen Feuerwerk.
Und somit endet Ankkarock für dieses Jahr. Auf Wiedersehen in 2006!