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Steel Panther / Gus G. @ Z7 Pratteln

19.02.2019 Live @ Z7 Pratteln, CH

Zum allerersten Mal gibt die wohl bekannteste Cover-Band des L.A. Sunset Strip dem Z7 die Ehre. Steel Panther haben bisher nur Konzerte in Zürich gegeben, was immer eine gelegene Ausrede für mich war, nicht hin zu müssen. Aber wenn die Herren gleich quasi vor der Haustüre spielen, kann man ja nicht anders als sich das mal antun.

Bereits auf dem Weg ins Z7 wird klar, dass hier einfach nur der Spass zählt. Viele Männer haben sich in knallenge Leggins gezwängt, teilweise Schminke und Perücke aufgezogen und stehen so pünktlich um 19.00 Uhr für den Einlass bereit. DJ Matt Stocks unterhält das Publikum mit Hard Rock Klassikern am Anfang und während der Pause. Seine Songwahl ist gut und so ist die Stimmung bereits vor Konzertbeginn ausgelassen und das fast ausverkaufte Z7 fiebert der ersten Band entgegen.

Den Konzertabend an sich eröffnet ein bekannter Musiker, Gus G. und seine Band, hauptsächlich mit instrumentalen Songs. Leider kommt bei diesen nur wenig Stimmung auf. Aber sobald der Bassist das Mikro übernimmt, kommt das Publikum in Fahrt. Zwar ist Gus mit Sicherheit ein begnadeter Gitarrist, aber seine Band ist als Support hier einfach irgendwie fehl am Platz, ein echter Stimmungsmacher wäre besser gewesen. Ansonsten sollten sie einfach mehr Songs mit Gesang performen, weil diese wirklich gut sind. Selbstherrliche Gitarristen sind einfach nicht jedermanns Ding – eher was für spezielle Fans von Gitarrenkünsten – und sollten nicht unbedingt als Support Act für so einen Headliner mit auf Tour sein.

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Nach kurzer Umbauphase mit DJ Matt Stocks geht dann das Gekreische los. Ich war ja auf einiges vorbereitet, aber die Hair Metal / Hard Rock Verarscher Nummer 1 lösen bei den meisten Damen im Publikum nicht nur Gekreische, sondern gleich visuelle Orgasmen aus. Auf der Bühnenseite steht auch bereits ein (zur Showcrew gehörendes) junges Mädel, das die Herren auf der Bühne während der Show anschmachtet. In den ersten Reihen säumen sich leichtbekleidete Girls, die nichts unversucht lassen, auf sich aufmerksam zu machen, als Michael Starr und seine Männer die Bühne betreten. Wer Steel Panther kennt weiss hier wird mit allen Rock’n’Roll Klischees gespielt. Sex, Drugs und ……Gequassel.

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Ja, eigentlich hätte ich einen Abend voller Steel Panther Songs und einigen Covern erwartet, stattdessen ist über die Hälfte der Showzeit irgendein Primitiv-sexistisches Gequassel und die Leute fahren trotzdem drauf ab. Gut, mal darüber hinweggesehen wäre es schön, wenn wenigstens die Musik zu 100% Live wäre, aber man hat leider immer wieder das Gefühl, dass es hauptsächlich Playback ist. Dem Publikum scheint es egal zu sein und so tanzen und feiern sie ab zu Steel Panther Songs und einigen Covers, unter anderem Ozzy’s «Crazy Train», bei welchem Michael Starr die bekannte Ozzy Brille aufsetzt und wie er über die Bühne schlurft und Show macht. An der Gitarre übernimmt derweilen Gus G. – gekleidet wie Satchel samt dessen Perücke – die Gitarrenparts. Diese Aktion war für mich das Highlight des Abends, bei dem man wenigstens mal wirklich lachen konnte. Es wäre viel lustiger, würden sich die Bandmitglieder jedes Mal umziehen und die Künstler so nachahmen als so primitiv über Frauen zu reden.
Natürlich dürfen auch Lexxis Schmink- und Haarspray einlagen nicht fehlen, während dem Satchel mal wieder quasselt und quasselt.

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Und dann fängt es an: zum Song «Asian Hooker» wird die erste Dame auf die Bühne geholt, eine junge Asiatin, die laut Starr für 20 Euro jedem ein Happy End beschaffen wird. Natürlich darf auch der Moment nicht fehlen, in dem gleich alle willigen Mädels die Bühne stürmen dürfen, was der Securitys reichlich Arbeit bereitet, alle auf die Bühne zu hieven. Und auch ein Mann wird von Micheal Starr auf die Bühne gebeten, was aber der persönliche Bodyguard nicht mitbekommen hat und ihn gleich wieder unsanft von der Bühne befördert. Die Mädels auf der Bühne lassen nichts unversucht, sich in Pose zu werfen und einen der Steel Panther Jungs für sich zu erobern, oder zumindest eines der begehrten Aftershow Tickets. Während eine Blonde Schönheit gefühlte 100 Selfies mit Lexxi schiesst, wagt eine andere ein Tänzchen mit Starr und eine entledigt sich zuerst ihres Pullovers nach Aufforderung der Band und dem «Boobies» schreiendem Publikum. Ihrem Gesicht nach bereut sie das gleich kurz darauf wieder, es ist ihr wohl klar geworden, dass es spätestens am nächsten Tag jeder im Internet sehen kann. Was da ab geht ist für mich haarsträubend, ich verstehe nicht, wie man sich so anbieten kann, auch nicht zum Spass. Vor allem sind die Mädels locker 20 Jahre jünger als die ganze Band. Die meisten finden es ja zum Glück ganz lustig, aber mir ist das zu blöd. Hübsche, intelligente junge Frauen sollten das wirklich nicht gutheissen, aber egal. Jeder wie er/sie es gut findet. Nach zwei Songs wird die Bühne geräumt und es geht wieder ein bisschen gesitteter zu. Nur noch im Publikum wird ab und an oben blank gezogen, was die Herren auf der Bühne aber nicht wirklich mehr zu interessieren scheint, denn nach etwa 90 Minuten ist die Luft draussen.

Michael, Lexi, Satchel und Stix haben ganz klar Ahnung vom Showbiz und sie wissen ganz genau, wie man Erfolg hat, aber für mich ist das eine ziemlich überbewertete Band. Aber zu ihrem Glück sieht das der Grossteil der heute Anwesenden anders und so werden uns Steel Panther wohl noch weiter erhalten bleiben.

Sandy Mahrer

Fresh Act Redakteurin, Reportagen, Reviews, Fotos - - - Favorisierte Musikrichtungen? - Hard Rock, Heavy Metal und Pop-Rock, etc. Weniger Death, Black, Grind Core