Hellsinki Metal Festival 2024: Anlaufstelle für Metal-Hearts
Auch in einem Metal-Paradies wie Finnland haben es Festivals leider nicht so leicht. Jedoch scheint sich Hellsinki Metal Festival bereits im Jahr 2 etabliert zu haben: Ein ausverkaufter Tag und insgesamt 16.000 Fans auf dem Gelände, der Erfolg spricht für sich. Überdies hielt das Wetter am gesamten Wochenende, trotz bedrohlicher Wolken und Platzregen am Vormittag.
Freitag, 9. August 2024
An der doch etwas entfernt gelegenen Straßenbahnhaltestelle erwartete mich schon das Ende einer gewaltigen Menschenschlange – obwohl drin schon Deathchain loslegte. Nein, kein Stau am Einlass – es war die Bändchenausgabe, die man eigentlich schon im Vorfeld hatte erledigen können… Vermutlich kriegten viele die solide kraftvolle Show von Wolfheart nur akustisch von draussen mit. Nach diesem frühen persönlichen Höhepunkt kam ich kaum mehr dazu, Gigs vollständig anzusehen. Eine Kamerafrau und drei Bühnen, dazu die vielen Anbieter, Ausstellungen, eine Wrestlingshow und ein Children Of Bodom Tribut – daher meinerseits die allgemeinen Eindrücke, die etwas fundierteren Kommentare zu einzelnen Shows überlasse ich dem Kollegen.
Das Programmangebot hatte für jeden Geschmack etwas dabei, von altgedienten Death / Black / Thrash Legenden wie Terrorizer oder Hellhammer (letzteres eines meiner Tageshighlights), -core Bands wie Emmure und The Amity Affliction (die Australier traten zum ersten Mal in Finnland auf) und etwas skurrile Acts wie Gutalax (etwas analfixiert, wo der Sänger versucht, wie ein Frosch zu klingen) oder Cadaver mit dem „Gespenst“ am Bass. Nach so viel Death und Thrash fand ich Obscura und Soen mit ihrem Groove&Prog eine wahre Offenbarung. (KW)
Lassen wir die Bilder für sich sprechen: ZUR FOTOGALERIE VON TAG 1
Nun der Kollege zu den heiß erwarteten Bands des Tages:
Deicide
sind eine absolute Death Metal Walze und waren einer der Hochkaräter dieses Festivals. Mastermind Glen Benton und seine Mannen zeigten von Beginn an kompromisslos auf, dass sie eine verlässliche Größe sind und hatten das Publikum vom ersten Ton an voll unter Kontrolle. Ein Kracher folgte auf den nächsten und das Publikum war immer mächtig in Bewegung. Besonders bei „Scars Of The Crucifix“ kannte die Menge kein Halten mehr. Die Fans dankten es Deicide mit viel Beifall. Bei einem sehr guten Sound entfaltete sich die ganze Bandbreite der Songs und somit hatte der erste Festivaltag zu einem noch recht frühen Zeitpunkt ein erstes Highlight. Sehr starker Auftritt der Amerikaner !!
Satyricon
Viele waren im Vorfeld ihres Festivalauftritts gespannt auf die Norweger und es wurden reichlich Vorschusslorbeeren an Satyr und seine Mitstreiter verteilt. Und man muss sagen, das auch verdientermaßen. Mit einem erstklassigen Sound versehen, überzeugten Satyricon als „Headliner“ auf der kleinen Bühne. Frontman Satyr strahlte in seinem Erscheinungsbild eine Ruhe und Abgeklärtheit aus und war immer mit den Fans in Kontakt. Die Stimmung war erstklassig, nur die Platzverhältnisse vor der Bühne nicht ausreichend, was Satyr auch süffisant anmerkte. Ein sehr guter Auftritt der Norweger, der mit dem legendären „Mother North“ sein großartiges Highlight hatte !! (Hanzi)
Zwei deutsche Bands als Abräumer des Tages auf der Hauptbühne: Heaven Shall Burn lieferten eine geniale, mitreißende Show, das Moshpit war fast pausenlos am Rotieren und es gab auch eine Wall Of Death! Am Schluss sprang Sänger Marcus Bischoff sogar in den Graben, um Fans in der ersten Reihe die Pfoten zu schütteln.
Avantasia beeindruckten auf vielfache Weise auf ganzer Linie, vom gewaltigen Bühnenaufbau über die gesanglichen Leistungen bis hin zum toll inszenierte Drama, eine Kombi aus Konzert und Musical – eine wahrlich gewaltige Show! (KW)
Samstag, 10. August 2024
Da ich am ersten Tag doch einige Kilometer auf die Schuhsohlen gespult und trotzdem nicht ALLE Bands geschafft hatte, beschloss ich, mich auf die beiden großen Bühnen zu konzentrieren. Ausverkauft bedeutete auch überall Andrang, wo man viel schwerer von A nach B kam …
Der brandneue Act Crownshift hat mit seinem All-Star-Lineup alleine für Aufsehen in der Szene gesorgt, das eingängige, nahezu Pop-mässige Songmaterial tut sein übriges. Der erst zweite Helsinki Gig der Finnen überzeugte auf ganzer Linie – behaltet diese Band im Auge!
Auf Blackbraid hatte ich mich schon gefreut, denn Black Metal von amerikanischen Ureinwohnern aus der Adirondack-Wildnis kriegt man ja nicht oft geboten. Mastermind und Frontmann Jon Krieger entpuppte sich auch als wahres Energiebündel!
Es waren aber nicht Novitäten, sondern Nostalgie, welche den Tag 2 beherrschte mit einer ganzen Reihe legendärer Acts aus dem In- und Ausland, die schon seit Jahrzehnten verlässlich für Qualität sorgen; dementsprechend enthusiastisch reagierte das Publikum.
Doro ist nach wie vor ein Powerhaus und hat neben legendären Songs auch immer wieder ein paar launige Stories auf Lager. Meshuggah – eine gnaden- und wortlose Abrissbirne mit gut sortierter Setlist – meine Fresse, was für ein Auftritt! Für mich eine harte Headlinerkonkurrenz… Ebenso Hammerfall, die immer wieder für eine Party mit Spaßfaktor gut sind, wobei die Bühne wieder einmal völlig unterdimensioniert wirkte. Solide und machtig wie immer, der Headliner Kreator und dann Mayhem als der krönende Abschluss des Festivals. (KW)
Die Bilder sprechen auch hier für sich: ZUR FOTOGALERIE VON TAG 2
Nun wieder etwas detailliertere Beobachtungen vom Kollegen:
Havukruunu
Die Bühne 3 in der Eishalle Helsinki war gut besucht, als Havukruunu ihren Set eröffneten. Die Finnen spielen sehr eingängigen Pagan Black Metal, bei dem das Tempo ziemlich variiert und bei dem die Songstrukturen ein gehöriges Maß an technischen Feinheiten enthalten. Die Fans nahmen es dankbar an und es wurde eifrig mitgesungen. Havukruunu nutzten ihre Spielzeit voll aus und legten einen sehr guten Auftritt hin. Vor allem der überwiegend cleane und abwechslungsreiche Gesang hat mir sehr gut gefallen – Daumen hoch !!
Insomnium
Wie schon am Vortag bei Satyricon stellte sich hier ein Großteil der Fans die Frage, wieso eine Band wie Insomnium auf der kleinen Stage spielen musste. Niko Sevänen und seinen Jungs war`s letzten Endes wurscht. Sie überzeugten auf ganzer Länge mit dem genialen Songmaterial, welches Insomnium auszeichnet, und Ausnahmegitarrist Markus Vanhala beglückte die Ohren der Zuschauer mit seinem technisch versierten, melancholischen Gitarrenspiel. Besonders hervorzuheben wären hier unbedingt „White Christ“ und „While We Sleep“, die bei den Fans besonders gut ankamen.
Barathrum
Sie sind schon seit Ewigkeiten aktiv und sie begeistern immer wieder aufs Neue: Barathrum spielen Black-Doom Metal, bewegen sich hier aber gerne im Midtempo Bereich und haben ihre ureigene, spielerische Note. So auch heute: Mit einem erstklassigen Sound versehen, brachten sie die Fans schon nach kurzer Zeit auf ihre Seite und hielten spielerisch hohes Level über die gesamte Dauer ihres Sets. Die Fans feierten Barathrum und wurden mit einem fetten Auftritt belohnt. Sänger Demonos Sova bestach alleine schon durch seine Präsenz und hatte die Fans voll im Griff. Eine gute Leistung der „ewigen“ Finnen !!
Abbath
Abbath hat nach dem Ausscheiden bei Immortal neue Musiker um sich geschart, konzentriert sich nun vollends und mit Erfolg auf seine Band und war hier in Helsinki mit Spannung erwartet worden. Genießt er doch bei den finnschen Fans nicht nur wegen seines Kultspruches „F*** the Sun“ aus dem Jahre 1997 großes Ansehen. Abbath performte wie aus einem Guss und zeigte eindrucksvoll, wie gut Black Metal sein kann. Aus dem Hause Immortal durften unter anderem leicht veränderte Versionen von „Damned In Black“ und „At The Heart Of Winter“ natürlich nicht fehlen. Die Fans dankten es der Band mit furiosem Beifall. Seinen 1997er Spruch hatte er natürlich auch wieder im Gepäck, was für erheiterte Gesichter sorgte. Alles in allem: Abbath rockt Helsinki mit einer ehrwürdigen Show. Für mich einer der besten Gigs des Festivals.
Fazit:
Das Hellsinki Metal Fest fand zum zweiten Mal statt und ich muss sagen, dass mich angefangen von der Organisation im Vorfeld über den Ablauf bis hin zu den zufriedenen Gesichtern am Ende des Festivals, sei es von Musikern oder Fans, einfach alles schlichtweg umgehauen hat. Hier muss man dem Veranstalter ein großes Lob aussprechen, denn ein Festival in dieser Größenordnung bereits im zweiten Jahr so zu etablieren, spricht für sich selbst.
Trotz der Massen an Fans hat man sich immer Zuhause gefühlt. Das Rahmenprogramm abseits der Musik bot von Tattoo Ständen bis hin zum Wrestling alles, was das Metal Herz begehrt und so muss man ein klares positives Fazit ziehen und bereits jetzt schon den Blick gen Norden für das Hellsinki Metal Fest 2025 richten: Ein tolles Festival mit einer tollen Stimmung und genialen Bands wird da wieder für tausende Metalfans die erste Anlaufstelle in der finnischen Metropole sein !! (Hanzi)