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Imperial Age & Seraina Telli @ Z7 Pratteln

05.10.2023 @ Z7 Konzertfabrik Pratteln

Langsam wird es Herbst, aber trotzdem dürfen wir uns über schönes Wetter und warme Temperaturen freuen. Ebenso darauf, dass jetzt nach dem Festivalsommer Marathon wieder viele Bands touren und man gemütliche & kleinere Konzerte wieder richtig geniessen kann.

Heute Abend steht eine Band auf dem Programm, die ich noch nie gesehen habe, und ein paar bekannte Schweizer Gesichter. Leider musste der Support Infinitas aufgrund der Erkrankung von Sängerin Mary absagen.

Mehr Auftrittszeit für die andere Vorband, über die ich mich besonders freue und auch der Grund, warum ich heute kurzfristig auch noch mit dabei bin, wenn sie schon vor der Haustüre spielen. Zwar war Seraina Telli mit ihrer Band gerade erst Support bei Monster Magnet im Juni, aber diesen Act kann man nicht oft genug sehen. Die Dame, die «Addicted to Color» ist, tritt mit einem weissen Hosenanzug auf, warum? Weil sie es verdammt noch mal kann. Sie behauptet sich nicht nur durch ihren eigenen Stil, sondern mit ihrem unglaublichen Können. Man könnte vor Neid erblassen, aber ich für meinen Teil freue mich einfach nur darüber, dass es noch junge Rock Nachwuchskünstlerinnen gibt, die einfach ihr Ding durchziehen und ihre Sache beherrschen. Und das ist bei Seraina nicht nur der Gesang, sondern auch das Instrument Gitarre. Ich schätze es, dass diese Frau mehr kann als einfach nur dastehen und hübsch aussehen und nicht halbnackt auf die Bühne treten muss, um von ihrem mässigen Gesangstalent abzulenken. Jedem das seine und es ist OK für jene, die mehr Haut zeigen möchten, aber toll, dass es nicht alle machen.

Mit ihrer Band heizt Seraina dem Publikum schon mal gut ein und obwohl der Musikstil nicht so ganz zu Imperial Age passt, kann sie mit ihrem Auftritt den ein oder anderen Fan mehr dazugewinnen. Mit sympathischen Ansagen und Gesang, bei dem einfach jede Note sitzt, kann diese Frau aber wirklich jeden von sich überzeugen – sogar mich. Ihr kennt Seraina Telli noch nicht? Dann wird es jetzt Zeit, mal in ihr Schweizer Charts Nr.1 Album «Addicted to Color» reinzuhören. Diesen Auftritt absolvieren die drei Aargauer auf jeden Fall mit Bravour.

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Imperial Age hatte ich bisher nicht auf dem Schirm, obwohl die Band schon seit 2013 existiert und bei einigen namhaften Bands wie Therion oder Orphaned Land im Vorprogramm spielte. Deswegen sehr wahrscheinlich auch eine eigene Headliner-Tour. Dafür scheint mir die Halle des Z7 aber dann noch ein bisschen sehr gross berechnet. Bei knapp 300-350 Besucher hätte es auch eine kleinere Venue getan und ich bin mir sicher, dass einige wegen Seraina Telli und wegen Infinitas da sind und den Hauptact auch nicht kennen. Nun gut, seit man das Metal Hammer nicht mehr liest, bekommt man nicht mehr so viel mit. Die Band scheint ein ziemlich turbulentes letztes Jahr gehabt zu haben, denn man ist wegen des Kriegs mit der Ukraine aus der russischen Heimat geflohen, in die Türkei und wurde mittlerweile von Großbritannien wegen der aussergewöhnlichen Talente aufgenommen. Sicher nicht einfach, alles zurückzulassen, und das  aus reiner Überzeugung zu tun, ist schon mal toll. Gegründet wurde Imperial Age von Jane Odintsova und Alexander «Aor» Osipov, zusammen mit Belf am Bass, Manuele di Ascenzo am Schlagzeug, Tour Gitarrist Jeremy de Boar und Sängerin Anna Kiara Moiseeva bilden sie die Magier von Atlantis und erzählen mit einer Mischung aus Symphonic Metal und Speed Metal ihre Geschichten.

ImperialAge (11)

Die klassischen Gesangsausbildungen der drei Sänger Anna, Jane und Aor kann man gleich hören, obwohl die Abmischung heute erstmals ziemlich in die Hose geht. Erst sind die beiden Damen gar nicht zu hören, dann mal ja mal nein, was das ganze ein bisschen mühsam macht, um dem Geschehen zu folgen. Auch das sehr steife Stehen auf der Bühne bietet für mich zu wenig Anreiz, um mir die ganze Show anzusehen. Die Band ist gut, spielerisch wie gesanglich, und wenn die Soundtechnik funktioniert, wohl auch noch einiges besser Live, aber irgendwie langweilig. Irgendwie mag der Funke nicht überspringen bei mir, ich kann es nicht ganz fassen, woran es liegt. Gegen Mitte des Konzerts lockert das Ganze ein wenig auf und es gibt Bewegung auf der Bühne, aber im Großen und Ganzen hat man das Gefühl einer Tanzshow Choreografie und trotzdem wirken alle am Ende ein bisschen verloren. Dennoch scheint es dem Grossteil des Publikums zu gefallen und das ist doch die Hauptsache. In der ersten Reihe schwenken die Fans die Arme im Takt, springen mit und feiern ihre Imperial Age.
Für mich eine Band, die ich mir gut als Vorband vorstellen kann, aber als Hauptact fehlt noch ein bisschen die Routine auf einer so grossen Bühne.

Sandy Mahrer

Fresh Act Redakteurin, Reportagen, Reviews, Fotos - - - Favorisierte Musikrichtungen? - Hard Rock, Heavy Metal und Pop-Rock, etc. Weniger Death, Black, Grind Core