Luftgitarren-WM 2023: Wundervoller Irrsinn
23.-26.8.2023 Oulu, Finnland
Seit 26 Jahren zählt die Luftgitarren-WM zum Fixpunkt im Eventkalender von Oulu, und das hat dieser finnischen Stadt im Norden weltweite Berühmtheit verschafft, noch ehe sie 2026 zur Europäischen Kulturhauptstadt wird. Dementsprechend kommen die TeilnehmerInnen aus allen Ecken der Welt, sind vernetzt durch diverse lokale Clubs und nationale Organisationen, die sich gegenseitig unterstützen und dann alljährlich in Oulu treffen. Eine eingeschworene Gemeinschaft also, wo gemeinsam Spaß haben zählt und nicht das verbissene Ringen um einen Spitzenplatz. Das ist das Schöne daran und macht auch dem Publikum immer wieder Spaß – abgesehen vom traditionellen Slogan „Make Air Not War“, Luftgitarre als Deklaration zum Weltfrieden.
Traditionellerweise beginnt die WM daher als großes Familienfest, wie diesmal die Airientation am 23.8., um sich gegenseitig und Oulu etwas besser kennenzulernen. Am 24. traf ich gerade rechtzeitig zum ebenfalls traditionellen Dark Horse Bewerb im Club 45Special ein. Dieser entscheidet, welche 8 unabhängigen Luftgitarristen zusätzlich zu den Siegern der Nationalbewerbe und dem Titelverteidiger 2022 Kirill „Guitarantula“ Blumenkrats ins Finale kommen. Diesmal vergab nicht nur die Jury Punkte, sondern auch die anwesenden Medien durften einen Favoriten aus den 23 LuftgitarristInnen* wählen.
Das Finale am Marktplatz (Rotuaari Platz) mitten in Oulu ging am nächsten Tag über die Bühne, mit prominenter Jury aus der örtlichen Kulturszene: Juha Torvinen (Gitarrist von Eppu Normaali und Luftgitarren-Juror seit 1996), Hanna Ikonen (Produzentin des Events von 2017 bis 2022), Sami Ylisaari (Oulus Kulturstadtrat), Anne-Maria Mäkelä (Kulturmanagerin) und Viera Karem (BusinessOulu und Vizevorsitzende einer örtlichen Exil-Ukrainer-Organisation). Im Finale kam eine gewisse Verwandtschaft zum Eislaufen noch deutlicher raus: Die Juroren vergaben maximal 6.0 Punkte für das 1-Minuten-Kürprogramm und danach für das Pflichtprogramm der besten 8 aus der ersten Runde, zu einem erst kurz vor Ort präsentierten Musikstück (das war diesmal „Surprise You’re Dead“ Faith No More).
Barbie und Käärijä hatten ihre Spuren hinterlassen … siehe Slam Cabbage mit seinem im Prinzip essbaren Kostüm oder die Präsentatoren (Master of Airemonies) Dan “Björn Türoque” Crane und Jani Kortti, verstärkt durch „Nordic Thunder“ Justin Howard, dem besten Luftgitarristen aller Zeiten. Für zusätzliche Lacher sorgte Björn, als er Franzosen und Belgier verwechselte – zunächst wohl unabsichtlich, dann wurde es der Running Gag, später nur noch getoppt durch Dirty Beaujolais‘ Kostümadaption, der Brüller („Ich bin Belgier“) 🙂
Ein atemberaubendes Pausenprogramm mit den Artisten Kat & Jared war nur der Auftakt für eine dramatische Runde 2 – gleich mehrfache Punktegleichheit sorgte u.a. für eine zusätzliche Knockout-Runde mit einem eigenen Musiktitel (den ich mir vergessen hatte zu notieren) für drei Teilnehmer, Slam Cabbage, Shorty und Lord Scrat = und nur letzterer kam in die Pflichtrunde. Ein harter Abend für den Franzosen also, gleich 3 Auftritte kurz hintereinander – und er wurde von Mal zu Mal waghalsiger (siehe Startfoto).
Die Fotogalerie versucht sich als eine Art Dokumentation, damit ihr diesen wundervollen Irrsinn nachvollziehen könnt.
Ich war ja froh, nicht in der Jury zu sitzen, die Punktevergabe wäre mir schwer gefallen – mit einer Ausnahme: Seven Seas‘ Kür alleine erfüllte alle Anforderungen von „Airness“, dass für mich bereits in der Halbzeit kaum ein Zweifel bestand, wer die handgefertigte FlyingFinn Gitarre von Matti Nevalainen mit nach Hause nehmen würde… und einen neuen Rekord aufstellte: zum dritten Mal Luftgitarren-Weltmeisterin, und damit die erfolgreichste Luftgitarristin in der Geschichte des Bewerbs!
Das Endergebnis:
1. Nanami „Seven Seas“ Nagura (Japan) 35,8 points
2. Aapo “the Angus” Rautio (Finland) 35,2 points
3. Kirill „Guitarantula“ Blumenkrats (France) 35,1 points
4. Matt „AIRstotle“ Burns (USA) 34,8 points
5. Corentin “Airgus” Fermont (Belgium) 34,6 points
6. Frederic „French Kiss“ Reau (France) 34,4 points
7. Bryan „Dirty Beaujolais“ Antoine (Belgium) 34 points
8. Vincent “Lord Scrat“ Roussel (France) 33,5 points
Audience FavAIRite of the World Final:
Erstmals gab es einen Publikumspreis, den Frederic „French Kiss“ Reau aus Frankreich in Form einer aufblasbaren pinken Gitarre überreicht bekam.
Video credit: Air Guitar World Championships
* Die Dark Horse Teilnehmerliste:
1. Patrick „Ehrwolf“ Culek
2. Aska „Sunflower“ Tabata
3. Sven „Spandex“ Smith
4. Rina „Slice“ Donovan
5. Miska „Pink Lightning“ Haakana
6. Alex „Jinja Assassin“ Roberts
7. Alexis „Princess Balboa“ Essadki
8. Eric „Mean Melin“ Melin
9. Oskar „Loggy Kilmister“ Stockfelt
10. Heidi „Pink Passion“ Toivio
11. Luke „Slam Cabbage“ Sevcik
12. Vincent „Lord Scrat“ Roussel
13. Apolline „Lady Attila“ Andreys
14. John „BerserkAir“ Davis
15. Brian „Fan AirNation“ Dunn
16. Kurt „Shred Lasso“ Brown
17. Justin „Hypes“ Hypes
18. Aapo „The Angus“ Rautio
19. Hennessy „Airmazon Prime“ Williams
20. Toshio „Shariten KD“ Kado
21. Fermont „Airgus“ Corentin
22. Nora „SistAir of Mercy“ Anderson
23. Nicole „Little Old Me“ Sevcik
