Interviews

David Isberg (bloodofjupiter, Opeth): „Zorniger Ausdruck meiner Seele“

Das wurde wirklich ein sehr fruchtbares Gespräch mit David Isberg, ein Mann mit vielen Talenten: Musiker, Erfinder, Autor und Sommelier – hier könnt ihr zum Beispiel herausfinden, was es mit bloodofjupiter Bleedgin Unholy Strength 66,6% auf sich hat…

Wann bist du zu Opeth gestoßen, David? Wie sollte die Band eurer Vorstellung nach klingen?
Ich bin nie beigetreten, ich habe die Band am 7. April 1990 gegründet, als ich einige Jungs im House of Kicks Plattenladen traf. Wir machten uns sofort ans Üben und teilten uns den Proberaum mit Tiamat in Runan in Täby Kyrkby, nördlich von Stockholm.
Die Idee war, wie brutaler Death Metal aus der Zeit von Necrophagia, Obituary, Necrodeath, Vital Remains, Mortuary Drape und Cannibal Corpse zu klingen.
Nach dem Sommer jenes Jahres geriet ich mit den anderen in Konflikt, als ich Mikael Åkerfeldt in die Band holte, also machten er und ich ohne die anderen weiter und unser Ziel war es, die bösesten und dunkelsten Riffs zu kreieren, die die Welt je gesehen hat. Wir waren stark beeinflusst von den frühen Judas Priest, Mefisto, Possessed und dem „Fatal Portrait“ Album von King Diamond.

Irgendwelche Lieblings-Metal-Bands?
Meine großen Vier: Iron Maiden, Deep Purple, Black Sabbath, Venom

Warum hast du Opeth verlassen?
Wir waren jung und nicht einer Meinung, und ich wollte bei einer anderen Band, Liers In Wait, mit ehemaligen Grotesque-Mitgliedern mitmachen, aber abgesehen von einer Fotosession wurde nie was draus.

Wann wurde bloodofjupiter gegründet? Wolltet ihr, dass sich diese Band von Opeth unterscheidet?
bloodofjupiter ist eine völlig andere Geschichte. Die Band wurde 18 Jahre nach meinem Ausstieg bei Opeth im Jahr 2010 gegründet, aber es wurde erst 2011 Realität. Ich hatte viele Bands dazwischen und leider hat sich mein Vorhaben, mit Mynjun zu spielen, nie durchgesetzt. Also war ich mental sehr weit von Opeth und den früheren Tagen entfernt. Ich reiste mehr oder weniger zurück ins Jahr 1983, man nehme „Born Again“ von Black Sabbath, einige Demos von Hellhammer und Mantas und zum Abschluss noch einen Hauch von Venom.
Da ich mich in meiner eigenen Musik wiederfinde und nicht nur versuche, mit einer Band zu spielen, ist dies eher ein zorniger Ausdruck meiner Seele.
Aufgrund von Ereignissen in meinem Leben kam die Band erst Ende 2014 richtig in Fahrt, es gab viele Besetzungswechsel (die meisten deswegen, weil die Leute auch in anderen Bands spielen). Später in 2018 haben wir dann endlich angefangen, live zu spielen. 2020 nahmen wir unser erstes Album auf, spielten außerhalb Stockholms und bekamen unser erstes internationales Booking beim Eindhoven Metal Meeting (wegen Pandemie abgesagt). Ein weiteres Line-Up fiel der Pandemie zum Opfer, aber wir nahmen 2021 wieder Songs auf für eine EP-Veröffentlichung in 2022.

Ich wechsle ein wenig das Thema, aber es ist immer noch wichtig.
Letzten Winter wurden wir in Nepal von Raw And Extreme Records auf einer Compilation-Platte mit vier anderen Bands aus den USA, Nepal, Indien und Argentinien namens „Doomed to Death“ veröffentlicht. Eine wirklich coole Platte, auf der nicht weniger als vier Songs von uns zu hören sind, und sie ist fvkk ace mit dieser weltweiten Sache.
Im Moment arbeiten wir daran, bald einen Gig in Nepal zu spielen. Es gab auch schon Interesse aus Finnland und Chile. Wir kommen überall hin, wo wir ein Visum bekommen, schickt uns einfach die Flugtickets…
Wir wissen zumindest über die Merch-Verkäufe, dass wir eine weltweite Fangemeinde haben, die groovt, und wir streben die Weltherrschaft an mit unserem doomigen Boogie der totalen Zerstörung.

Was passiert derzeit bei bloodofjupiter?
Unlängst haben wir in Schweden und in den Niederlanden gespielt, als Headliner einer ausverkauften Clubshow in Den Haag mit den holländischen Ten Ton John und Typhus aus Griechenland als Support, sowie als Co-Headliner eines Festivals außerhalb von Arnheim. Wir haben zwei neue Songs als digitale Singles veröffentlicht, die uns hoffentlich einen Vertrag für unser nächstes Album einbringen werden.
Wir versuchen, so viele Gigs wie möglich zu spielen, denn wir sind ein echtes Live-Erlebnis.
Wir arbeiten an neuem Material und sobald wir unter Vertrag stehen, wollen wir unser zweites Album mit dem Titel „Thunderdoom“ aufnehmen.

Was inspiriert dich zum Schreiben? Interessierst du dich für okkulte Themen?
Das Leben, abnormales Verhalten und Seltsamkeiten, die ich erlebe, inspirieren mich generell zum Schreiben.
Ob es okkult ist? Nun, es liegt an jedem selbst, die Texte zu interpretieren. Im Song „Bleeding“ geht es zum Beispiel um Demenz und meine Version dessen, was im Kopf einer dementen Person vor sich geht. Die Texte beschreiben aus der Perspektive der Person, was sich im Kopf abspielt.
„Blood on the Sun“ präsentieren jene Stimmen im Kopf, die eine Person in eine immerwährende, schwere Depression hinabziehen.


In „The Eagle’s Assassin“ geht es um einen Mord, der in meiner Straße, 100 Meter von meinem Fenster entfernt passiert ist. Es geht nicht um den Mord an sich, sondern um die Menschen, die hier drei Tage lang rumstanden und wenig Respekt zeigten für die Polizei, die an den Tatorten arbeitet, oder Bürger wie mich, die dann Probleme hatten, die eigenen Häuser zu betreten usw. Es ist eine Art von Beobachtung der Realität, die typisch für mich ist, aber das Thema ist untypisch. Mir ist jetzt klar geworden, dass es ein Song zur Unterstützung der Polizei von Haninge/Nynäshamn ist 🤣 …
In „Curse of the Damned“ geht es darum, von der Gesellschaft zu Boden geschlagen zu werden, aber sich wieder zu erheben, zurückzuschlagen und den Krieg zu gewinnen. Es ist eine wahre Geschichte und ich habe sie geschrieben, nachdem ich einen Streit mit einer ehemaligen Fernsehpersönlichkeit hatte. Diese Person hat mir tatsächlich die Augen geöffnet, wenn ich vergleiche, was damals und was heute passiert ist.
In meiner Jugend hatten einige Leute Spaß daran, mich bei Auftritten zu schikanieren, weil ich viel jünger war als sie, aber ich habe mich jedes Mal gewehrt. In diesem Streit, den ich absichtlich provoziert habe, gewann ich die Erkenntnis, dass diese Ex-Fernsehpersönlichkeit und auch andere in ihrem Leben geistig noch nicht weiter gekommen sind.
Ich selbst bin ein erfolgreicher Unternehmer, Künstler und Erfinder und tauche nicht nur auf Gigs auf, wo ich gratis reinkomme oder für die ich als Moderator bezahlt wurde.
Ich habe selbst gespielt, Gigs organisiert und Bands über all die Jahre mit meinem eigenen Schweiß und meinen letzten Moneten ausgeholfen.
Diese Typen haben der Szene über dreißig Jahre lang nichts Wertvolles geliefert und haben nichts, absolut nichts, außer ihren großen Mäulern, was eine Rechtfertigung ihrer heutigen Attitüde wäre.
Also ein großer Gewinn für mich.
Ich habe auch Songs über dunkle Phantasien, Zauberei und schwarze Magie geschrieben. Wie „Hommage des Ténèbres“, „Eternal Damnation“, „Seeing the End“ und „Storm Past Torture“, um nur einige zu nennen. Es geht also nicht nur um ein einziges Thema und meine Songs sind immer noch hauptsächlich von Verrücktheiten und abnormalen Ereignissen im Leben inspiriert.

Welche Zukunftspläne und Projekte hast du?
Als Erfinder und Künstler habe ich eine Marke rund um die Band mit extremen Merchandise-Artikeln geschaffen. Nun haben wir zwei Versionen von rarem Artisan Gin hergestellt, der eine andere Balance und einen anderen Geschmack aufweist als die meisten anderen Gins. Der bloodofjupiter Bleedgin Heavy Strength 45% und der bloodofjupiter Bleedgin Unholy Strength 66,6%. Natürlich habe ich auch einen lokalen Brauer mit dabei, der passend zum Gin das bloodofjupiter Doomonic Tonic herstellt. Alles natürlich handgefertigt. Es gibt auch einen Cajun/Voodoo-beeinflussten Schnaps namens bloodofjupiter Liquid Damnation 45%, ich mache kleine Chargen von Craft Bieren bei Gamla Enskede Bryggeri, die in einigen der bekanntesten Bars in Stockholm wie OT/Oliver Twist, Akkurat & Zum Franziskaner ausgeschenkt werden und jetzt auch eine Hot Sauce, die der Produktfamilie hinzugefügt wurde.

Dieser Gin soll noch in diesem Jahr in Europa und hoffentlich auch in den Vereinigten Staaten von Amerika erhältlich sein.
Neben der Herstellung von verrücktem bloodofjupiter-Merchandise arbeite ich auch an nicht weniger als drei Büchern, von denen das erste bereits fertig ist. Es ist ein Gedichtband auf Schwedisch. Im Moment suche ich nach einem Verleger. Ich hatte Verhandlungen mit einem Verlag für dieses Buch, aber er hat fünf Monate lang auf keine E-Mail geantwortet, also habe ich den Verlag aufgegeben.
Außerdem bin ich seit 2009 professioneller Sommelier, und im Moment sieht es so aus, als ob mein nächster Job eine Gin-Verkostung in Manchester, England, sein wird. Außerdem arbeite ich an zwei neuen bloodofjupiter-Platten, werde als Gastsänger auf der nächsten Mother Misery-Platte zu hören sein und einige Iron Maiden-Shows besuchen…

Just Let Life Burn!

Porträtphoto: Jonas Husbom
Interview: John Wisniewski

GastmitarbeiterInnen / guest contributions

Reguläre GastmitarbeiterInnen u.a. Melanie Kircher, Tatjana Tattis Murschel, Grit Kabiersch, Marina Minkler, Maria Levin, Jasmine Frey, Nina Ratavaara, Elvira Visser, John Wisniewski