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Kamelot / Myrath / Eleine / League of Distortion @ Z7 Pratteln

12.03.2023 Z7 Konzertfabrik Pratteln, Schweiz

Es ist soweit, der letzte Tag des Konzertmarathons und scheinbar bin nicht nur ich müde von diesem schönen, aber auch ein bisschen anstrengenden Weekend. Ich trinke kein Tropfen Alkohol und fühle mich trotzdem, als hätte ich drei Tage durchgefeiert. Vielleicht werde ich einfach nur alt. Heute stehen gleich vier Bands auf dem Programm mit der Kamelot Tour, also ein grösseres Spektakel.

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Den Anfang machen heute League of Distortion. Frontfrau Anna Brunner, die schon lange in einer Beziehung mit Kissin‘ Dynamite Sänger Hannes ist, hätte ja eigentlich schon gestern mit ihnen anreisen können, dem war aber leider nicht so. Aber gut, dass sie sich jetzt auf ihre eigene Band konzentriert, denn gesanglich hat die Frau einiges auf dem Kasten. League of Distortion ist eine neue Band, die gerade ihr erstes Album auf den Markt gebracht hat. Kleiner Tipp: Unbedingt kaufen. Die Musik der Deutschen ist abwechslungsreich und bewegt sich mal im Progressiven, mal im Punk und Metal und dazu die kraftvolle Stimme von Anna, ganz anders als diese hohen Frauenstimmen. Für die erste Show auf der ersten grossen Tour schlagen sie sich alle ganz gut, hier und da könnte man noch ein bisschen das Timing und das Miteinander optimieren, aber ich bin zuversichtlich, dass das bald kommen wird. Beim Song «Wolf or Lamb» trägt Anna einen «Rotkäppchen» Umhang, der als dünner Chiffonstoff und länger besser ausgesehen hätte (ich habe den gleichen von Wish und naja Qualität ist da halt Fehlanzeige). Zu den Lack/ Leder Klamotten hätte ein edleres Stöffchen besser gepasst. Aber ansonsten hat es sich für mich gelohnt, nur wegen dieser Band heute zu kommen. League of Distortion werden noch einiges von sich sehen und hören lassen, checkt sie jetzt schon mal aus.

Nach kurzem Umbau folgen auch schon die Schweden Eleine. Dark Symphonic Metal, der seit 2014 von sich reden macht. Für mich ist es eine Premiere, glaube ich. Zumindest kann ich mich nicht erinnern, die Band schon einmal Live gesehen zu haben. Sängerin Madeleine Liljestam kommt offenherzig auf die Bühne und präsentiert eher ein üppiges Dekolleté als eine kraftvolle Gesangsstimme. Um ehrlich zu sein, die Musik von Eleine ist ziemlich kräftig und hat Power, die Growls und der Gesang von Rikard Ekberg passen da auch sehr gut dazu, aber bei der sanften Stimme von Madeleine denkt man immer so …kommt da noch mehr ….da müsste doch jetzt noch ein bisschen mehr Power kommen. Aber das bleibt leider aus. Die Dame ist sehr präsent auf der Bühne und ohne Zweifel auch ein hübscher Anblick. Aber Outfit und Stimme mit Musik passen irgendwie einfach nicht zusammen. Für mich müsste da noch ein leichter orientalischer Einfluss mit rein, gerade wenn man die Bilder von der Dame kennt, die bauchtanzend über die Bühne wirbelt. Aber wenn Musik und Bauchtanz nicht zusammenpasst, ist das einfach schade. Die Stimmung kommt nicht ganz so auf, wie man sich das wünschen würde und bei 30 Minuten Spielzeit werden mindestens 10 Minuten davon zugequatscht. Da würde ich eher mehr Songs spielen.

Myrath stehen als nächstes auf dem Plan. Das Vermächtnis des Progressiven Metals aus Tunesien, mit ihren orientalischen Einflüssen haben die Herren ein einzigartiges Merkmal kreiert, das heute nicht mehr weg zu denken ist. Leider gibt es heute keine aufwändige Bühnenshow, wie das teilweise bei ihnen der Fall ist. Das wird wohl dem Hauptact überlassen. Die Show eher Dezent gehalten, merkt man aber doch ab und an, dass die Jungs Spass haben, hier auf der Bühne zu stehen, aber dass irgendwie noch auf Halbmast gefahren wird. Es kommt so eine Power rüber, deswegen ist dezente Zurückhaltung bei der Show ein wenig schade. Noch schlimmer ist der Sound: Eine Katastrophe, viel zu Bass-Drum lastig, immer wieder hört man nichts ausser dumpfes Dröhnen aus den Boxen. Wer hier am Mischpult sass, hat keinen guten Job geleistet, um dies wenigstens auch nur annähernd zu beheben. Schade. Auch hier muss ich sagen, dass für mich keine Stimmung aufkam. Zwar fanden die Leute im Publikum die Show wohl grösstenteils spannend, gesanglich passte alles sehr gut, aber mein Gesamteindruck war eher flau. Vielleicht muss die Band einfach noch ein bisschen warmlaufen, da es die erste Show der Tournee ist.

Die Umbauphase bei Kamelot zieht sich unnötig in die Länge. Die Bühne ist mit einem grossen weissen Tuch verdeckt, so das man auch ja nichts vom Bühnenbild sieht. Und dann fällt der Vorhang beim ersten Klang und man sieht… em, nix…. Also nichts Weltbewegendes. Zwei grosse K wie Kamelot Embleme auf einem Ständer und eine typische Treppierung, auf der einen Seite steht Oli Palotai und auf der anderen Neuzugang Drummer Alex Landenburg. Die Band promotet auf dieser Tournee ihr neues Album «The Awakening», welches ab 17.03. erhältlich ist und auf welchem auch Gastsängerin Melissa Bonny zu hören sein wird. Die junge Schweizerin aus Montreux ist auch mit auf der Tour mit Kamelot und verleiht mit ihrer hohen Stimme und den Growls den Kamelot Songs einen extra Kick, was Sänger Tommy Karevik nicht gelingt. Umso toller, dass auch ihre Mama im Publikum mit dabei ist und ganz stolz mit der Tochter beim Tourauftakt mitfiebert. Melissa macht auch eine gute Figur auf der Bühne auch wenn ab und an mal ein hoher Ton nicht ganz so sitzt.

Etwas enttäuscht bin ich von der Leistung von Karevik, der etwas eingerostet rüber kommt. Thomas Youngblood und vor allem Sean Tibbetts sorgen dafür, dass man auf der Bühne auch mal ein bisschen Action zu sehen bekommt. Sean wirbelt wie wild mit seien Dreads über die Bühne, ihm schaut man gerne zu. Aber der Rest ist ein bisschen langweilig, da hilft auch das Schwingen der Schweizerfahne nicht wirklich. Finde ich schade, gerade bei einer Band wir Kamelot. Die Rund 1000 Besucher wirken ab und zu ein bisschen träge und so muss er bei gewissen Ansagen dann doch auch mal fragen, ob die Leute denn müde seien oder was los ist. Ja, vielleicht liegt es auch daran, dass man nach dieser langen Zeit der Abwesenheit und nachdem 5 Jahre kein Album erschienen ist, etwas mehr erwartet hätte als die alte Treppe und die Podeste. Nicht, dass die Band eine schlechte Leistung gebracht hätte, dafür sind die Herren einfach zu professionell, aber auf Dauer wird immer das Gleiche halt ein bisschen langweilig. Und die Setliste war auch einfach nicht ganz so mitreissend wie früher.

Somit geht ein Drei-Tage-Konzertmarathon zu Ende, der leider gegen Ende ein bisschen an Fahrt abgenommen hat. Schade, ich hätte gerne das erwartete pompöse Ende mit Kamelot gehabt, aber vielleicht muss man sich nach dieser ersten Show erst warmlaufen. Die Band tourt noch eine Weile durch Europa. VIP-Tickets sind für Rund 80 Euro relativ günstig zu erwerben. Wer also mal ein Meet & Greet mit der Band möchte, zuschlagen und mit den Herren von Kamelot abrocken.

Sandy Mahrer

Fresh Act Redakteurin, Reportagen, Reviews, Fotos - - - Favorisierte Musikrichtungen? - Hard Rock, Heavy Metal und Pop-Rock, etc. Weniger Death, Black, Grind Core