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Nightwish @ Barclays Arena Hamburg

12.12.2022, Barclays Arena Hamburg

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Es war einmal ein eisig kalter Wintertag – an dem sich die Fans in Hamburg vor der Barclays Arena mit heißem Tee, Decken und Schlafsäcken gewappnet hatten, um dann pünktlich in die Arena und die ersten Reihen zu stürmen. Alles nach eben den genannten Reihen blieb jedoch sehr locker besetzt, so hatten auch die Spät-Ankommer die Chance im Innenbereich noch gute Plätze zu ergattern. Während dieser Bereich vielleicht halb voll war, war wenigstens der Unterrang in der Arena gut besetzt, der Oberrang war nicht einmal freigegeben worden. Diese Situation hat mich sprachlos hinterlassen, hatte ich doch erwartet, dass der Andrang groß sein würde bei einer Band wie Nightwish, die sich zwei tolle Bands – Turmion Kätilöt und Beast in Black – als Support gesichert hatte.

Den Fans in den ersten Reihen konnte man ansehen, wie sehr sie auf diese Konzert hingefiebert hatten – und so war die Begeisterung von Beginn an relativ groß und die Stimmung gut, auch wenn nicht jeder der finnischen Sprache mächtig ist und somit das Mitsingen bei Turmion Kätilöt weitgehend wegfiel. Man sah der Band aber an, wie viel Spaß und Energie sie zu verteilen hatten – und das kam einfach beim Publikum gut an, neben dem Fakt, dass die musikalische Mischung bei den Jungs dann doch per se schon etwas Besonderes ist. Der Auftritt war wunderbar kurzweilig, das Publikum kam ein wenig in Bewegung und mehr als das Folgende kann man nicht dazu sagen: gerne wieder und länger, es hat Spaß gemacht!

Weiter ging es dann mit einem musikalischen Kontrastprogramm – und zwar mit Beast in Black. Die Band flog mit einem Lachen und unendlich viel Spaß über die Bühne und war kaum an Bewegungsdrang und Spielfreude zu überbieten. Das hat das Publikum dann Schritt für Schritt mehr auftauen lassen, und auch die doch eher frischen Temperaturen in der Barclays Arena näherten sich langsam dem Normalzustand an. Sänger Anton Kabanen, einigen von euch vielleicht bekannt von Battle Beast, hat eine Stimme, die einfach nur Faszination auslösen kann: von ganz klar männlicher Stimme wechselt er mal so eben in Tonlagen, wo man sich im ersten Augenblick fragt, wo die Band dann die Gastsängerin verstecken würden. Hut ab vor so einer Leistung!

In der letzte Umbaupause wurde die Spannung in der Halle greifbar, der Blick wanderte öfter zur eigenen Uhr und es konnte nicht schnell genug gehen, bis Nightwish endlich auf der Bühne standen – immer mit ein bisschen der Frage im Hinterkopf, ob Floor Jansen nach ihrer Brustkrebs-OP es eher ruhig angehen oder Vollgas geben würde. Es wurde aber schnell klar, dass Letzteres der Fall war. Die Sängerin stand auf der Bühne als sei sie fit wie ein Turnschuh, packte ihre Deutschkenntnisse zur Freude der Fans aus und konnte stimmlich einfach rundum überzeugen und begeistern.

Man sah der Band an, dass sie genau das taten, was sie tun wollten – nämlich hier und jetzt dem Hamburger Publikum eine gut durchmischte Setliste präsentieren, bei der wohl jeder im Publikum etwas für sich herauspicken konnte. Absolutes Highlight war aber kein alt eingesessener Titel, sondern die Livepremiere von „Our Decades In The Sun“ – akustisch, begleitet von andächtiger Stille und vieler Handylichter im Publikum. Und genau so plötzlich und überraschend wie dieser Moment kam, so wurde man auch direkt wieder herausgerissen – und zwar mit Highlight Nummer zwei, wenn man in die Gesichter der Fans schaute: „Nemo“. Alteingesessen, und doch findet sich der Song noch auf der Setliste – jeder kennt ihn, jeder kann mitsingen, was will man da als Band mehr.

Bei allem Lob und wenig Kritik, die man bei der gut durchdachten Show mit Pyro und Effekt-Leinwand bringen kann, einen Wehrmutstropfen gab es dennoch: Das Fehlen von Marco Hietala. Gerade bei „7 Days To The Wolves“ wurde das Fehlen noch deutlicher als es eh schon durch die fehlende Bühnenpräsenz war – egal wie gut stimmlich Troy den Job macht, eine Stimme wie die von Marco wird man nie lückenlos ersetzen können .

Dennoch war es eine Show, die sich sehen lassen konnte und das auch noch einmal mit dem letzten Song des Abends, „The Greatest Show On Earth“, sowie dem Abspann, aufzeigte. Und dann ging das Licht an, es war ruhig – und langsam kam dann die Realität wieder, und die Fans schwirrten aus um durch die Kälte wieder nach Hause zu finden und den Abend wohl in sehr guter Erinnerung zu behalten.

 

Setliste Nightwish:

  1. Intro
  2. Noise
  3. Storytime
  4. Tribal
  5. Élan
  6. 7 Days To The Wolves
  7. Dark Chest Of Wonders
  8. Harvest
  9. I Want My Tears Back
  10. Sahara
  11. Our Decades In The Sun
  12. Nemo
  13. Shoemaker
  14. Last Ride Of The Day
  15. Ghost Love Score
  16. The Greatest Show On Earth
  17. All the Works Of Nature Which Adorn The World: Ⅷ. Ad Astra

 

Carina Ullmann

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