KonzerteLiveYou got stalked

The 69 Eyes / Lacrimas Profundere in Köln & Pratteln

Zwei Konzertberichte in einem, wie üblich in unserer „You got stalked“ Kategorie, aus Deutschland und der Schweiz; ihr könnt also herausfinden, ob zwei Reporter in zwei Venues nun unterschiedliche Eindrücke hatten – oder nicht. FOTOGALERIE HIER. Als erstes dran ist:

6. 11. 2019, Köln, Essigfabrik

Vampire aus dem Norden brachten uns „West End“ – und eine Tour zur Unterstützung ihrer neuen gleichnamigen Platte. Neue Alben kommen und gehen, aber der Look, der Sound und die Show mit der gleichen guten alten bekannten Formel der 69 Eyes bleiben. Ich denke, wir alle haben diese Bands, wo uns weniger die neuen Songs interessieren als mit guten alten Erinnerungen an unsere Rock’n’Roll-Vergangenheit wieder aufleben zu lassen. Die zeitlosen 69 Eyes sind ideal für genau das!

Die Supportband Lacrimas Profundere kam auf dieser Tour mit und fügte noch ein weiteres vertrautes Gefühl hinzu – dieselben beiden Bands, die ich 2004 in einem kleinen lokalen Club in Karlsruhe gesehen habe. Und obwohl ich sie seitdem ein paar Mal gesehen habe, war diese Tour für mich wieder einmal etwas Besonderes und Persönliches. Allerdings nicht ohne Änderungen, denn Lacrimas haben inzwischen wieder einen neuen Hauptdarsteller bekommen. Und was für ein Mann! Unvergesslich – ja, voller Energie – ja, großartiger Sänger – ja, engagierter Interpret – sehr groß ja, kompatibel mit der Band – äääh…. weniger ein Ja. Julian Larre ist ein junger Sänger mit einer eigenen Band (siehe LESSDMV in Finnland), der erst kürzlich die Nachfolge des früheren Sängers Rob angetreten hat. Die neueste Veröffentlichung der Band mit Julians Gesang macht einen guten Eindruck. Insgesamt schwermetallischer bietet das neue Album wieder die alten Doom-Sounds von Lacrimas, sodass es definitiv faszinierend war, die Band wieder live zu sehen mit dem neuen Sänger.

Dieser Sänger wurde zur gleichen Zeit wie die Band geboren, hat also eindeutig viel Energie und tut so, als würde er in einer Arena auftreten! Julian ist interaktiv mit Fans und hielt während des gesamten Sets einen sehr guten Kontakt zum Publikum am gesamten Veranstaltungsort. Irgendwann verschwindet er sogar von der Bühne, taucht singend mitten im Publikum wieder auf, was ihm die Ehrfurcht der weiblichen Fans sichert. Sein Gesang ist tief und kräftig und trägt die Stimmung der Lacrimas-Songs sehr gut. Während er ein fesselnder Performer und körperlich beeindruckend ist, macht sein Kaugummikauen dazwischen ihn optisch unattraktiv. Mein persönliches Highlight – eine magische Performance von „Ave End“, die einem Gänsehaut verpasst. Ich denke, viele von uns beim Konzert haben dennoch die Originalversion des Originalsängers Christopher in all ihrer Gothic-Perfektion vermisst.

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LP ist heute definitiv mehr Metall. Ich muss jedoch sagen, dass ich mich freue zu sehen, wie diese Band vorankommt und sich nicht mehr auf kommerziellere Seiten des dunkleren Genres konzentriert und stattdessen versucht, jüngere Zuhörer zu gewinnen. Also im Allgemeinen ein sehr gutes Konzert mit meist neuem Material, mit ein paar Ausflüge in die Vergangenheit der Band. Dennoch ein widersprüchlicher Eindruck: Frische Energie trifft auf den Sound der etablierten Band, ist das eine Formel, um die Lacrimas-Band am Leben zu erhalten und natürlich weiter zu entwickeln, oder ist das ein Rezept für einen langfristigen Misserfolg? Die Zeit wird es zeigen, aber im Allgemeinen freue ich mich darauf, Julians Musikkarriere und seinen Stil zu verfolgen.

Nach einem kurzen Intro aus Phantom of the Opera betreten The 69 Eyes die Bühne und sofort hat man das gute Gefühl, dass es die gleiche Band ist, die man seit Paris Kills und von noch früher her liebt. Helsinki Vampires, die heuer ihr 30-jähriges Jubiläum feierten und auf wundersame Weise keinen Tag in ihrer gesamten Geschichte gealtert sind, erscheinen in ihren inzwischen markanten Skelettlederbekleidungen und Pilotenbrillen. Wenn sich in einem Song Texte wie “wearing leather” mit “wanting to live forever” reimt – weiß man sofort, dass man auf dem Lost Boys / Finnish Rockers Konzert ist.

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Es ist lustig, dass Leute oft motzen, wie sie den ursprünglichen authentischen Look/Sound der Band von damals vermissen, sich dann aber beschweren, wenn die Band in der Vergangenheit festsitzt und sich nicht weiterentwickelt. Nun, The 69 Eyes sind ein gutes Beispiel dafür, wie man allen gefällt…. Sie sind immer noch die gleichen wie vor 15 Jahren, klanglich und optisch großartig, Original Line-Up, die immer noch so halbnackte wandelnde Fitnesswerbung Jussi69, der sehr charismatische blasse Frontmann und seine schwarzhaarige Bande in passendem Leder, aber es gibt doch einige Hinweise auf das Neue. Du wirst immer wieder zurückkommen wollen, um zu sehen, was es ist, nur um zu finden, dass es die gleichen guten alten, zeitlosen Vampire sind, und ich möchte nur sagen: Bitte ändert euch nie. Ich vermisse Finnland und ich vermisse mich mit 22 Jahren in Finnland und jedes Mal, wenn ich die 69 Eyes sehe, bekomme ich diese Nostalgieanfälle.

Jyrki69 ist wie ein Gothic Elvis, er verkörpert den Geist des Goth’n’Roll und lässt uns damit zusammen rocken. Mich kümmern die Texte nicht einmal so sehr, es ist die Musik und die Energie des Live-Konzerts der Band, was hochgradig ansteckend ist. Er spricht nicht viel und nahm außerhalb der Setlist mit dem Publikum wenig Kontakt auf. Er hat auch nie seine Sonnenbrille abgenommen, aber das gehört sich so für Lost Boys! Er agiert so, um seinem Text treu zu bleiben, und wir lieben ihn dafür.

In dieser Nacht kriegen wir einen guten Mix aus dem neuesten Album „West End“ und Hits der vorherigen Platten. Nichts kann jedoch Wasting the Dawn, Paris Kills und Blessed Be übertreffen. Egal in welcher Epoche, dies ist der Soundtrack unserer besten Zeiten und wird immer die Basis für ein Super 69 Eyes Erlebnis bleiben. Es fehlte nur Gothic Girl, aber was den Rest betrifft – ein ausgezeichnetes Set der Vampire im Herzen.

Text: Marina Minkler Photos: Stalker

17.11.2019 @ Z7, Konzertfabrik Pratteln, Schweiz

Der Winter hätte noch einen Tag warten können, aber in höheren Lagen fällt der Schnee kräftig und sorgt im ganzen Land für eisige Temperaturen. Kein Problem für die Herren heute im Z7, denn die Nordmänner sind Eiseskälte gewohnt.

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Lange war nicht klar, wer der Support Act sein wird, aber mit Lacrimas Profundere setzt man auf eine Band, die schon des öfteren mit den Eyes auf Tour gewesen ist, wenn auch mit unterschiedlichem Line-up. Das erste Mal habe ich die Band zusammen mit den Eyes in Zürich gesehen im Dynamo Club, das dürfte 2005 gewesen sein. Damals war noch Oliver Schmid der Sänger und auch das sonstige Line Up sah bis auf Niklas Schmid noch ganz anders aus. Ausser Niklas ist keiner mehr von damals mit dabei. Erst im letzten Sommer verliess Sänger Roberto Vittaca die Band, um das Mikrophon an Julian Larre weiter zu geben. Am Bass findet sich zurzeit Ilker Ersin, der einigen als Gründungsmitglied von Freedom Call bekannt sein dürfte, und am Schlagzeug Dominik Scholz. Musikalisch fährt man mit dem neuen Album „Bleeding the Stars“ aus diesem Jahr harte Geschütze auf, mehr Growls und härtere Beats. Beim Publikum kommen die neuen Sachen nicht so an, aber die alten Songs aus 2005 sorgen auch heute noch dafür, dass keiner in der Halle stillstehen kann. Fast 15 Jahre später muss ich auch sagen, dass „Ave End“ nach wie vor das beste Album ist, das die Band je rausgebracht hat, auch wenn „Antiadore“ von 2013 sehr nahe an diese Qualität anschloss. Heute ist die Band mit nur vier Mitgliedern auf keinen Fall langweilig anzusehen und anzuhören. Sänger Larre sorgt für mächtig Action auf der Bühne, da er keine Sekunde stillstehen kann – und auch einmal über den Mikrophonständer stürzt und auf der Nase landet, was er aber einfach weglächelt. Er springt auch zweimal auf die Absperrgitter, um näher am Publikum dran zu sein, was die Mädels in der ersten Reihe sehr freut. Für den letzten Song nach knapp einstündiger Spielzeit zieht er dann auch noch sein Shirt aus – von mir aus hätte er nicht unbedingt seinen Oberkörper zeigen müssen. Der Auftritt der Jungs war gut, aber auch ein wenig chaotisch.

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Als es heisst Licht aus, Spot an, quiekt es in den ersten Reihen wie Meerschweinchen. Einige Mädels scheinen sich mehr als nur zu freuen, denn sie haben sich extra nochmals aufgehübscht in der Pause für ihre Hellsinki Vampires. Es ist schon lustig, egal wie alt die Herren Jyrki, Jussi und Co. werden, die Mädels, die ihnen hinterher laufen, bleiben recht jung und könnten locker die Töchter der nun reiferen Herren sein. Schon beim letzten Konzert von The 69 Eyes hatte ich den Eindruck, dass die Herren ein wenig verhalten auf der Bühne sind und das ist leider auch dieses Mal wieder so. Auch wenn sie sich sehr Mühe geben, scheinen sie ein bisschen wo anders mit den Gedanken zu sein und die Show einfach abzuspielen. Im Vergleich zu früher gibt es mehr Ansagen von Jyrki, was ich sehr gut finde, denn früher hätte er kaum ein Wort rausgebracht. Irgendwie fehlt ein wenig der Biss im Auftritt, auch wenn die Jungs versuchen Stimmung zu machen, und leider ist auch der Sound nicht optimal eingestellt. Schade, aber der tollen Musik der Finnen kann das nichts anhaben. Die Helsinki Vampires feiern in diesem Jahr ihr 25-Jähriges Bühnenjubiläum. Passend dazu kam auch zu Beginn des Jahres ihr 13. Studioalbum „West End“ auf den Markt. Ihre Setliste beinhaltet neben den neuen Songs wie „Black Orchid“, „Cheyenna“ oder „27 & Done“ auch die alten Klassiker, bei denen das Publikum einfach tanzen muss.  Jyrki fordert die Menge immer wieder auf, mit ihm zu tanzen und mitzusingen und tanzt selber ein wenig aus dem Takt auf der Bühne herum. Nach 14 Songs verlassen die Eyes das erste Mal die Bühne, um für vier weitere zurückzukehren, wie zum Beispiel „Dance D’Amour“ und zum krönenden Abschluss „Lost Boys“ – was für ein tolles Konzert.

Text & Fotos: Sandy Mahrer

Contributors

Sandy Mahrer

Fresh Act Redakteurin, Reportagen, Reviews, Fotos - - - Favorisierte Musikrichtungen? - Hard Rock, Heavy Metal und Pop-Rock, etc. Weniger Death, Black, Grind Core