Velcra, Iiwanajulma, Misterer @ Nosturi
11.10.2019 Nosturi, Helsinki, Finnland – ZUR FOTOGALERIE
An diesem Wochenende genügte Münzewerfen nicht – ob allerdings 3D-Schach dabei geholfen hätte, sich da durchzulavieren, sei dahingestellt: Blow Up Festival (mit u.a. Cirith Ungol und Benediction, die ich auch gerne gesehen hätte), Heavy Metal Heart Festival, Konzerte mit The Wildhearts and Flesh Roxon, Uriah Heep … schade, dass es (noch) kein Notfall-Instant-Klonen gibt… Am Freitag war für mich jedoch die Sachlage klar, denn so ein legendäres Konzert kriegt man nicht alle Tage zu sehen, noch dazu in einem Club, der bald seine Tore schließen muss. Ein ausverkauftes Haus trotz der mannigfaltigen, bereits erwähnten Konkurrenz zeigt auch, dass viele Musikfans ähnlich dachten wie ich …
Zum Aufwärmen legten Misterer mit I am a God gleich richtig selbstbewusst los 🙂 Klingt seltsam, auf eine tolle Show hinzuweisen, wenn der Sänger zugleich der Schlagzeuger ist und mit massivem Gerät die Bühnenfront einnimmt. Jedoch arbeitet die Stringsektion stets daran, für gehörig Action (und Grimassen) zu sorgen. Außerdem ist Mikko nicht nur ein ausgezeichneter vielseitiger Sänger, sondern auch ein unterhaltsamer MC. Mich verblüfft es immer wieder, wie locker er Drummen und Singen unter einen Hut bringt… Das Programm quer durch das Debütalbum „Ignoramus“ kam jedenfalls ausgezeichnet bei der bereits ansehlichen Fangemeinde an.
Bei den legendären Iiwanajulma hatte Nosturi fast seine volle Kapazität erreicht, klar, so oft kriegt man diese Jungs ja auch nicht zu sehen. Noch dazu auf so einer großen Bühne … Und wow, was für eine energiegeladene Show mit einem entfesselten Fronter Ville.
Da macht es nicht viel aus, wenn man die finnischen Texte nicht völlig mitkriegt, die intensive Darbietung reißt dich alleine schon mit. Weiter hinten hatte ich dann den Eindruck, dass die Reaktionen nicht so hundertprozentig enthusiastisch waren wie bei Misterer. Jedoch ließ die Band die Stimmung nicht absacken und peitschte die Meute gleich wieder in Hochstimmung. Später hörte ich auch, dass einige Anwesende lieber mehr von den ultrabrutalen Tracks der Band gehört hätten … Für mich passte jedoch die harte-zarte Mischung des Programms, ich persönlich fand also nix zu meckern! Geiler Gig!
Übrigens sollte ich erwähnen, dass ich bei Club-Dämmerlicht Leute erst aus 20 cm Abstand erkennen kann (kurzsichtig und nachtblind) – falls ich also diverse Bekannte nicht begrüßt habe, nicht böse sein. Tipp für nächstes Mal, blockiert meinen Weg und winkt heftig (am besten aus 25 cm Abstand), dann klappt es auch. Und wie ich gemerkt habe, wissen das einige Leute bereits :).
Apropos Leute erkennen, ihr seht bei der FOTOGALERIE richtig – bei allen drei Bands herrscht ein reges Bandmitglieder-Austauschprogramm…
Daher auch jede Menge bekannte Gesichter auf der Bühne beim legendären Headliner Velcra … die sich ja eigentlich schon 2008 auflöste und sich nur noch einmal für diesen speziellen Nosturi-Farewell-Gig zusammengefunden hat. Zugegeben, ich hatte diese Band zu ihren Hoch-Zeiten ein wenig verpennt, kann aber verstehen, warum die Anwesenden förmlich austickten, sobald die ersten Intro-Töne erschallten.
Industrial Metal / Melodic Rock und hochqualitative Vocals von Jessi Frey – stellt euch eine Kreuzung aus Guano Apes und The Gathering vor… Ich hab eine neue Definition, wie gut eine Band ist: Du kannst sogar finnische Metalheads tanzen sehen… Eine tolle Show, wo sich auch kurz das frühere Bandmitglied Teppo Hudson dazugesellte und mit Can’t stop fighting ein selten live gespielter Song als Bonus mit dabei war.
Übrigens: Hut ab vor Timo Hänninen, der als Gitarrist in allen drei Bands an diesem Abend wahrlich Schwerarbeit leistete! Nur die Dankesrede der Band, auch als Abschied für den Nosturi-Club als Gastgeber des allerersten Velcra-Gigs und nun auch des allerletzten, fand ich etwas zu ausführlich…
Dennoch unbestrittenes Fazit: Einer jener Gigs, von denen man noch in Jahren sprechen wird.
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