Gåte @ Privatclub Berlin
18.12.2024 Privatclub Berlin, Deutschland
Mittwochabend in Berlin – schon einmal nicht ideale Voraussetzungen für ein Konzert in einer Stadt, wo es vor Optionen nur so wimmelt. Ist man dann auch noch eine Band, die das erste Mal dort auftritt, wird es noch schwieriger, auch wenn man sie durch den diesjährigen Eurovision Songcontest durchaus kennen könnte – das haben GÅTE leider auch bemerken müssen. Zunächst wurde ihre Show schon vom größeren Columbia Theater verlegt in den Privatclub, und dann war auch leider dieser nicht wirklich voll.
Vor noch spärlichem Publikum ging der Abend dann früher los als auf den Tickets stand – es fehlte die Kommunikation, dass der bandeigene Nyckelharpa-Spieler JOHN STENERSEN quasi als Support den Abend eröffnen würde. Wer also nicht gerade auf Social Media davon mitbekommen hatte, ging leider leer aus und verpasste ein wundervolles Set voller traditioneller Töne.
Während man John eher mitsamt Moraharpa bei Wardruna auf der Bühne kennt, so konnte man ihn hier mit seiner Nyckelharpa und ihrem unverfälschten Sound genießen – und hier und dann doch schon ein wenig tanzen. Auch wenn mehr Leute da sein sollen, war der Applaus umso lauter – es schien, als hätte nicht nur ich mich sehr über diese Art von Supportband gefreut. John war sichtbar glücklich, alle anderen auch – einen besseren Start hätte man sich also nicht wünschen können.
Die Umbaupause auf der kleinen Bühne war sehr kurz, und dann ging es weiter und los mit GÅTE – die intime Stimmung tat dem Auftritt von Anfang an gut, die Energie der band konnte problemlos auf das Publikum überspringen, auch wenn dieses auf Grund der Sprachbarriere und der meist fehlenden Norwegischkenntnisse nicht immer mitsingen konnte.
Die Setliste war ein guter Mix aus den Songs des aktuellen Albums, das wohl auch die meisten kannten, wenn man in Gesichter schaute – von einem genießenden Nicken bis hin zu Tanzen und Headbangen war da alles dabei – sowie älteren Stücken. Auch die aktuelle Single „På Veg“ durfte natürlich nicht fehlen und wurde wohlwollend aufgenommen – für mich persönlich ist nicht nur dieser Song einfach ein absoluter Live-Song, sondern auch die anderen. Die Band hat eine unheimliche Bühnenpräsenz, ungestellt, natürlich und einnehmend – wer da nicht mitgerissen wird und eine ganz neue Seite der Lieder kennenlernt, stand blind und taub in der letzten Reihe.
Jeder in der Band strotzte vor Spaß und Energie, und es wurde ein wahres Feuerwerk abgebrannt mit den Liedern der Setliste. Ruhige Momente gab es eher weniger, aber diese wurden dann wiederum umso intensiver aufgesogen – wie zum Beispiel bei „Førnesbrunen“ oder aber bei dem sehr emotionalen und nur zu zweit performten und doch irgendwie Gänsehaut-auslösenden „Liti Kjersti“. Aber egal welche Gangart gewählt wurde, Sängerin Gunnhild begeisterte mit ihren stimmlichen Fähigkeiten und der Wandelbarkeit. Es gibt selten noch Sänger und Sängerinnen mit diesem Ausmaß an Stimmvolumen und Stimmrange.
Das Einzige, was ich etwas schade fand, dass der Sound der Nyckelharpa selbst bei Songs, die davon leben, oftmals zu leise war – ein gutes Beispiel für dieses Problem wäre „Bannlyst“, welches nicht nur mit einem tollen Nyckelharpa-Start glänzen kann, sondern auch immer im Verlauf des Songs wieder Solo-Teile hat. Diese hat man aber nur vergleichsweise leise gehört, was auch dem Song als Ganzes ein wenig die Energie und den Flow genommen hat.
Alles in Allem war es aber definitiv ein Abend, an den man sich erinnert wird – die kleine Halle, die wundervolle und fast schon hervorsprudelnde Energie, Gunnhild im Publikum, eine tolle Show…da kann man sich wirklich eine Wiederholung wünschen!
Setliste
Skavarne
Svarteboka
Knut Liten
På Veg
Førnesbrunen
Solfager og Ormenkongen
Hamløypar
Margit
Liti Kjersti (akustisch)
Stengd dør
Talande Tunger
Ulvehamn
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Bannlyst
Sjåaren