Sabaton – The Great War (History Edition)
Label: Nuclear Blast Spielzeit: 43 Min VÖ: 19.07.2019
Sabaton sind in der Metal-Szene heutzutage wohl bekannt wie ein bunter Hund. Die Band hat erst 2004 ihr erstes Album veröffentlicht und seitdem einen unbeschreiblichen Aufstieg hingelegt. Mittlerweile sind Sabaton Headliner von internationalem Format, sodass sogar Legenden wie Accept im Vorprogramm der Schweden auftreten. Allerdings wird die Band nicht überall unkritisch gesehen. Dies liegt zum einen am starken Popappeal in ihren Songs (Kritiker bezeichnen es gerne als Ballermann-Metal). Zum anderen liegt es aber auch an ihrer starken lyrischen Fokussierung auf Krieg. Das Thema ist im Metal zwar grundsätzlich weit verbreitet, kaum eine Band glorifiziert es aber so sehr wie Sabaton.
Thematisch dreht es sich auch 2019 wiedermal um dieses Thema. Bei „The Great War“ handelt es sich um ein Konzept-Album zum ersten Weltkrieg. Der Grat zwischen historischer Darstellung und unkritischer Glorifizierung ist (wieder einmal) ein schmaler. Die Lyrik möchte ich hier deshalb ausdrücklich nicht bewerten. Das Urteil muss sich jeder selbst bilden. Stattdessen möchte ich hier über Musik sprechen.
Die fällt auch anno 2019 erwartungsgemäß aus. Kurze, knackige Songs, die selten aus dem typischen Strophe-Refrain-Strophe-Refrain-Bridge-Refrain-Schema ausbrechen. Dadurch sind Sabaton nach wie vor recht berechenbar. Ob dies vorteilhaft oder negativ ist, mag wiederum jeder selbst entscheiden. Ich persönlich würde mir etwas mehr Mut wünschen, ausgetretene Pfade mal zu verlassen. Sehr positiv finde ich jedoch, dass „The Great War“ zwar wiederum sehr eingängig ausfällt, jedoch nicht so offensichtlich wie „Heroes“ oder „The Last Stand“. Dadurch dauert es etwas länger, bis sich dem Hörer alle Refrains und Melodien erschlossen haben. Dafür sind sie aber deutlich nachhaltiger. Im Gegensatz zu den beiden Vorgängeralben höre ich mir „The Great War“ auch nach nunmehr 10 Durchläufen noch gerne. Dazu kommen einige sehr gute Songs, namentlich ‚The Seven Pillars Of Wisdom‘, ‚The Red Baron‘ und ‚A Ghost In The Trenches‘, die echtes Langzeitpotenzial haben. Dem gegenüber stehen mit ‚Attack Of The Dead Man‘ und dem übertrieben bombastischen ‚The War To End All Wars‘, bei dem die Vocals ausschließlich von einem Chor übernommen werden, zwei weniger zündende Songs. Für mich ist „The Great War“ unterm Strich somit das beste Sabaton-Album seit „The Art Of War“.
Ein Wort noch zu den verschiedenen Versionen: „The Great War“ erscheint als „normales“ Album sowie als „History Edition“. Bei letzterem stellen vorangehende Spoken Word-Parts jeden Song in einen historischen Kontext. Da der Großteil der Songs im gehobenen Midtempo angesiedelt ist, tun diese kurze Pausen beim Hören gut. Diese Version bietet sich somit nicht nur für Geschichtsinteressierte an.
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8.5/10