The Hu: Erwecke den Krieger in dir!
Die mongolische Hunnu Rock Band The Hu kam im September 2018 aus dem Nichts mit ihrem Song „Yuve Yuve Yu“ auf Youtube. Das Video generierte in nicht mal einem halben Jahr fast 20 Millionen Views. Jetzt im Juni und Juli startete die Band ihre erste Europa Tour, welche auch grosse Festivals wie z.B. das Download, Graspop Metal Meeting beinhaltete. Ihre Club Shows waren alle ausverkauft, so auch die Show in Zürich am 5. Juli 2019 im Moods Club ( unsere Review ). Wir hatten die Chance, die beeindruckend höflichen Bandmitglieder zu interviewen. Da die Jungs im Moment noch nicht gut genug Englisch sprechen, agierte Tourmanager Tuga Namgur als Dolmetscher. Ein grosses Dankeschön an Tuga für seine Bemühungen und die Hilfe.
Wir haben auch bei der The Hu Fan Group auf Facebook nachgefragt, was sie von der Band wissen wollten. Wir erhielten so viele Fragen, die wir in der kurzen Zeit nicht alle nutzen konnten, aber wir hoffen, dass zumindest ein paar der Fragen hier beantwortet werden. Vielen Dank an alle, die mitgemacht haben.
Ihr tourt bereits seid Anfang Juni, und wenn ich richtig liege, ist die Show in Zürich heute eine der letzten auf dieser Tour. Wie war es für euch bisher und seid ihr zufrieden mit den Rückmeldungen?
Gala: Wir fühlen uns so geehrt und geliebt von den Leuten in Europa und in England. Es ist unsere erste Tour hier, aber all unsere Shows waren ausverkauft. Überall wo wir hingehen, warten die Leute auf uns und singen „Hu, Hu“, als ob wir eine zurückkehrende bekannte Band wären, und wir fühlen uns so geliebt von den Leuten hier.
Ist es das erste Mal, dass ihr in Europa seid?
Ja.
Gab es etwas, das ihr wirklich toll fandet oder etwas, das ihr gar nicht gut fandet?
Jaya: Nicht speziell. Alles hier ist so schön und wir fühlen uns von den Leuten geliebt, überall wo wir hingehen, und die Shows laufen sehr gut. Wir waren in vielen Städten, 23 in 13 Ländern, es gab viele Orte, die wir besuchen wollten. Du spielst ein Konzert an einem Ort und am Morgen, wenn du aufwachst, bist du gleich dort und siehst eine neue Stadt, einen neuen Ort, neue Leute. Am wichtigsten sind die Fanreaktionen, die sind unbezahlbar für uns, wir fühlen uns so geliebt.
War es ein bisschen ein Kulturschock, da es ja schon eine total andere Kultur ist?
Gala, Temka, Jaya: Es ist das erste Mal als Band, dass wir hier sind, aber einzelne Mitglieder waren schon mit anderen Bands auf Tour in der ganzen Welt. Dann kommt dazu, wir sind aus Ulaanbaatar, eine grosse Stadt in der Mongolei, und heutzutage, aufgrund des Internets, ist es ja alles überall das gleiche. Was uns sehr glücklich macht ist, dass wir an diesen legendären Festivals, auf diesen legendären Bühnen mit diesen legendären Bands, mit denen wir aufgewachsen sind, spielen dürfen. Wie Slipknot, wir haben am selben Tag wie Slipknot gespielt und waren in der Lage, sie uns hinterher anzusehen und das war eine verrückte Erfahrung für uns.
Ist es so, dass diese Bands für gewöhnlich nicht in der Mongolei spielen?
Gala: Es ist nicht so häufig wie in Europa, aber ab und zu kommen auch nette Bands zu uns, die letzte war Sepultura, etwa vor vier Monaten und das war sehr gut.
Als ihr die Band gegründet habt, habt ihr damit gerechnet, dass es zu einem regelrechten The Hu Hype kommt?
Jaya: Wie jede andere Band, jeder möchte gross werden und stellt sich vor, auf den grossen Bühnen zu spielen und ein super Rock Star zu werden. So wie wir, wir haben davon geträumt, gross zu werden und haben es uns vorgestellt, und wir haben auch sehr hart an unserer Musik und unserem Musikvideo gearbeitet. Zum Beispiel das Video zu „Yuve Yuve Yu“, um dieses Video zu filmen, reisten wir über 5000 Kilometer fernab von der Strasse, für viele Tage. Und der Grund dafür ist, dass wir zeigen wollten, wie schön die Natur ist. Und wie schön die Mongolei ist. Also sind wir in den Westen der Mongolei gefahren, zum höchsten Berg, einen Tag war es eisig kalt mit Schnee und am nächsten Tag gingen wir zu den Sand-Dünen, wo es brennend heiss ist, und der Grund, warum wir das zeigen wollten ist, dass bei aller Technologie in unserer Generation, und obwohl wir alle Möglichkeiten haben, fehlt es uns an innerer Kraft. Wir sind 8 Billionen Menschen auf der Welt und trotzdem gibt es so viele Leute, die sich einsam fühlen, weil wir uns von der Natur abwenden. Die Natur und die Menschen sind sich sehr nah. Also wollten wir die jüngeren Generationen dazu inspirieren, sich für die Natur zu öffnen und es zu geniessen, wie wunderschön diese Welt ist, und auch dazu, die innere Stärke in sich selber zu finden. Durch unsere Musik wollen wir alle zu Mut inspirieren, weil jeder einen Krieger in sich hat, und wir wollen diesen Krieger aufwecken. Wegen dieser Botschaft und wegen unserer harten Arbeit haben vermutlich so viele Leute auf der ganzen Welt auf unsere Arbeit reagiert. Weil Musik sich über die Sprache hinweg überträgt. Man muss nicht Englisch oder Mongolisch sprechen können; auch wenn wir auf Mongolisch singen, kann die Musik die Kraft und die Bedeutung dahinter in jedes Herz dringen lassen.
Das stimmt, also denkt ihr, dass junge Leute in der Mongolei und im Generellen ein bisschen das traditionelle Gefühl missen?
Temka: Ja, unsere Message ist nicht nur für die Mongolen, wir wollten alle inspirieren auf der Welt und jede Kultur ist schön. Unsere Message ist es, die eigenen Eltern und die vergangenen Generationen zu respektieren und die eigenen Kulturen zu schätzen, weil sie schön sind. Sie sind tausende von Jahren alt und es spielt keine Rolle, ob es aus der Mongolei, aus China, Afrika oder von den Indianern ist, sie sind alle schön und wir können alle Respekt vor unserer eigenen Kultur und von anderen Kulturen haben und sie miteinander vereinen und das Gute darin teilen.
Ihr habt in einem Interview erwähnt, dass die Idee für die Bandgründung eingentlich von eurem Produzenten Dashka kommt, der dies als eine Homage an seine Vorfahren machen wollte. Bedeutet das, dass die Musik und Texte von ihm geschrieben wurden und er euch als Band zusammengestellt hat, oder wart ihr einfach die Band, die er gesucht hat und ihr habt die Songs zusammen geschrieben?
Gala: Wie du gesagt hast, fing es mit Dashka vor acht Jahren an, als er zu dem Geburtsort von seinem Vater fuhr, welcher auch der Geburtsort vom Kehlkopfgesang ist, die Khovd Provinz, Chandmani Soum. Er war dort, weil er einige schöne Songs schreiben wollte für seinen Vater und seine Vorfahren. Er ist kein Produzent für uns im traditionellen Sinn, denn auch wenn er nicht mit uns auf der Bühne steht, betrachten wir ihn als Mitglied der Band, es ist eine Familie. Während den vergangenen 10 Jahren haben wir unabhängig voneinander als Musiker mit Dashka gearbeitet an unterschiedlichen Projekten und 2016 haben vier von uns mit Dashka angefangen, an dieser Band zu arbeiten und erste Songs zu schreiben, und so wurde die Band gegründet und so fanden wir unseren eigenen einzigartigen Sound.
Eure Instrumente sehen sehr speziell aus. Sehen sie so traditionell auch aus oder sind sie speziell für euch so gemacht worden?
Enkush: Die Morin Khuur (Pferdekopf-Geige) ist ein sehr wichtiges Instrument in unserer Kultur und unsere Vorfahren spielen sie seit tausenden von Jahren. Das Aussehen der Instrumente entspricht nicht exakt dem, wie sie traditionell aussehen, weil unser Stil eine Mischung aus Alt und Neu ist, aus Östlich und Westlich, also wollten wir diese Idee auch in unseren Musikinstrumenten aufgreifen. Die Farben sind ein wenig verändert und der Pferdekopf sieht normalerweise Richtung Publikum, aber wir wollten, dass die Köpfe uns ansehen, wenn wir das Instrument spielen. Aber das Wichtigste ist, dass wir den traditionellen Sound beibehalten haben, weil wir das nicht mischen wollten. Es ist immer noch der traditonelle mongolische Klang, aber ein anderer Look, mehr Rock.
Ihr spielt die traditionellen Instrumente wie die Morin Khuur (Pferdekopf-Geige), die Tovshuur (mongolische Gitarre) und die Tumur khuur (Maultrommel) und ihr seid alle des Kehlkopfgesangs (genannt Höömei) mächtig. Für jemanden, der sich damit nicht auskennt, ist es schwer, den Kehlkopfgesang zu lernen, und wie ist er mit der mongolischen Geschichte verbunden?
Jaya: Kehlkopf-Gesang ist eine sehr einzigartige Art zu singen, und es ist tatsächlich sehr beliebt bei den östlichen mongolischen Stämmen, einige davon befinden sich bereits in Russland. Die Herkunft von Höömei liegt eigentlich in den Altai Bergen, die sich von der Mongolei über Russland bis runter nach China erstrecken. Diese mongolischen Stämme fingen an, so zu singen, da sie zuerst versuchten, den Klang von Wasser und von Wind nachzuahmen, so fing es an. Und es hat etwas mit der Verbindung zwischen der Natur und dem Menschen zu tun. Und darum ist es so ansprechend für die meisten Leute auf der Welt. Wenn es ums Lernen geht, ist es eine sehr schwierig zu erlernen und zu meistern und es braucht Zeit wie jede andere Gesangsart auch, oder wenn man ein Instrument lernt. Es dauert ca. 10 Jahre und mehr, und einige Leute können in dieser Zeit wirklich gut werden und andere werden bis an einen gewissen Punkt kommen, aber dann nicht weiter. Es kommt auf die Person an, die es lernt; es ist wie Singen, man kann da nicht über die eigenen Fähigkeiten hinaus. Wir machen es seit 10 bis 20 Jahren und es geht ganz gut.
Meine Freundin Jacky nimmt am längsten Pferderennen in der Mongolei, dem Mongol Derby teil, kennt ihr das Rennen und habt ihr schon teilgenommen?
Jaya: Mongolien und Pferde haben eine tiefe Verbindung; wir lieben Pferde und jeder Mongole kann reiten. Und wenn ich für mich selber spreche, ich habe früher viele dieser Rennen gemacht, als ich jung war. Und die meisten von uns beginnen mit Reiten in sehr frühem Alter. Das Derby ist sehr wahrscheinlich das längste Rennen der Welt und wenn man jung ist und das Pferd kontrolliert, und man spürt das Pferd und die ganze Energie und Kraft, das bestärkt uns als Mongolen. Es ist eine unglaubliche Kultur in der Mongolei, das Pferderennen, und jeder liebt es und sogar auf unserem Staatswappen sind Pferde.
Also ist es ein hartes Rennen?
Tuga: Ja es war hart, ich habe es selber auch gemacht.
Oh schön, also denkt ihr, ein Europäer kann das überstehen? (all lachen)
Jaya: Natürlich, wir sind alle die selben Menschen und es geht um die Leidenschaft. Wenn du es wirklich machen möchtest, dann kannst du es auch machen, und es gibt viele Europäer, die zum Reiten in die Mongolei kommen, also natürlich jeder kann es machen.
Es gibt eine über 20.000 Leute starke Facebook Fan Gruppe von euch, und ich habe deren Mitglieder gefragt, was sie euch gerne fragen würden und habe über 80 Fragen erhalten, leider haben wir nicht die Zeit dafür, aber vielleicht könnt ihr ja zu Hause eine Art Q&A für eure Fans machen.
Im Moment macht ihr all eure Interviews mit Tuga als Dolmetscher, der auch Galas Bruder ist. Einige Fans würden gerne wissen, ob ihr Englisch lernen wollt, damit die Fans mit euch reden können?
Gala: Natürlich wir arbeiten daran, und wir sind schon viel besser geworden auf dieser Tour. Wir können mit unserer Crew kommunizieren und die Crew hat auch schon Mongolisch gelernt. (alle lachen) Aber wir haben viel gesprochen also ja, natürlich.
Persönlich denke ich ja, dass es wirklich cool ist, ein Interview so zu führen mit einem Dolmetscher, es ist mal was anderes. So gibt es keine Missverständnisse und du machst einen tollen Job.
Tuga: Oh, ich danke dir.
Da uns bereits die Zeit davon rennt und ihr euch für die Bühne vorbereiten müsst, kommt die letzte Frage: Wenn jemand in die Mongolei auf Urlaub kommt, was sollte man mit Sicherheit nicht verpassen? Vielleicht kann jeder von euch einen Ort nennen?
Jaya: Es gibt einen Ort genannt Hövsgöl, einige Leute nennen es Schweiz der Mongolei, mit hohen Bergen und Seen. Es ist ein wunderschöner Ort, es ist nicht nur die Natur, es sind auch die Leute, die dort leben. Es ist der Tsaatan Stamm und sie kümmern sich um Rentiere, ihr Haupttransportmittel ist das Rentier. Sie leben in ihren eigenen Tipis oben auf den Bergen und sie haben sich diese Art zu leben seit tausenden von Jahren erhalten und das ist so schön, diese Leute zu sehen, wie sie ihre Kultur respektieren und sie beibehalten.
Gala: Für mich hat die Mongolei viel zu bieten, wir haben die grösste Sandwüste der Welt und die höchsten Berge, für mich ist es die Südliche Gobi, die Wüste Gobi und die Schönheit der Wüste zu sehen und es gibt dort viele Sachen, die man geniessen kann.
Enkush: Es gibt einen Ort, der sich Tsonjin Boldog nennt, er beherbergt die grösste Dschingis Khan Statue und ist nicht weit von Ulaanbaatar. Es ist ein sehr schöner Ort, um eine Reise zu beginnen, wenn man in der Mongolei landet. Und ich möchte auch die Gobi Wüste nennen, es sind auch die Leute, die dort leben mit Kamelherden, zweibuckligen Kamelen, und einfach die Schönheit des Ortes. Und dort gibt es auch die Wüsten-Bären, der Gobi Bear steht leider vor dem Aussterben, darum unterstütze ich sie. Ich habe diesen Hut (zeigt seinen Mazaalai Bären Hut). Diesen Wüstenbären gibt es nur in der Mongolei und dort auch nur noch etwa 30 davon. Also möchte ich sie unterstützen, darum trage ich diesen Hut und Schultergurt mit dem Abbild eines Mazaalai Bären und eines mongolischen Schneeleoparden auf der Leder Tasche daran.
(Mehr Informationen und Spenden für die Rettung des Gobi Bären: https://www.gobibearproject.org/ Anm.d.Red)
Temka: Wenn man die Natur wirklich liebt und unseren Fussstapfen folgen möchte, wo wir „Yuve Yuve Yu“ geflimt haben – es braucht Zeit abseits der Strasse, manchmal muss man reiten, doch die West-Mongolei mit der Bergregion ist einfach sehr schön.
Okay, jetzt will ich dahin. Danke vielmals und alles Gute für euch.
Danke dir!
https://www.thehuofficial.com/
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