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Satyricon, Tavastia, Helsinki 29.3.2018

Es hat in der 25-jährigen Geschichte von Satyricon schon Zeiten gegeben, in denen die Band sich öfter in Finnland blicken ließ, aber auf ihren vorherigen Besuch beim Tuska 2014 folgte erstmal eine Phase, in der unsicher war, ob und wie es überhaupt weitergehen würde. Mit der Nachricht von Satyrs Gehirntumor 2015 wich die Frage nach dem nächsten Gig der Sorge um seine Gesundheit. Glücklicherweise erwiesen sich die schlimmsten Befürchtungen jedoch als unbegründet. Auf dem letztjährigen Album Deep Called Upon Deep zeigten sich die Norweger in Topform und bei dem triumphalen Gig im Tavastia wirkte Satyr bei bester Gesundheit.

Der Laden war bis auf den letzten Winkel ausverkauft, kein Wunder nach der langen Wartezeit und angesichts der Stärke des neuen Materials. Gespielt wurden die ersten vier Songs von DCOD; „Midnight Serpent“ war live ein genauso kraftvoller Opener wie auf dem Album, aber mein persönlicher Favorit war das Titelstück. Die mittlere Periode der Bandkarriere von Volcano bis Age Of Nero machte den Löwenanteil der Setliste aus, aber auch die ganz alten Zeiten wurden nicht vergessen. Der Klassiker „Mother North“ darf eh bei keinem Konzert fehlen, aber diesmal waren außerdem „Transcendental Requiem of Slaves“ (ebenfalls von Nemesis Divina) und das noch ältere „Walk The Path of Sorrow“ voraus.

Die einzige kleine Enttäuschung so rein aus Fangirlperspektive betrachtet war Satyrs Rückkehr zum Pomadelook, aber in diesen Zeiten politischer Hyperkorrektheit sollte ich mir Kritik am Aussehen anderer Leute wahrscheinlich lieber verkneifen. Zum Ausgleich war Frost war sexy wie eh und je, sodass ich mir den größten Teil der Show von der Treppe aus mit Panoramablick auf die Gesamtbühne gab (und mir Mühe gab, die Ablenkungswirkung der LED-Bundmarkierungen von Neddos Bass zu ignorieren).

Satyr verschwendete nicht viel Zeit an Ansagen und der fast 90-minütige Hauptset war praktisch Dauerfeuer ohne nennenswerte Unterbrechungen, wobei „Now, Diabolical“ den Höhepunkt darstellte, so ich denn einen nennen sollte. Und das war noch nicht alles, denn nach einer kurzen Pause kam die Band für drei weitere Songs zurück. Bei „Pentagram Blues“ und „Fuel for Hatred“ spielte Satyr auch Gitarre, obwohl sein spektakulärer Mikrofonständer eigentlich schon an sich als als Instrument durchginge. Die letzte Zugabe war „K.I.N.G.“ – wahrhaft ein königlicher Abschluss des erfolgreichen nordischen Eroberungszuges.

Tina Solda

tina@stalker-magazine.rocks - Konzert- und Festivalberichte, Fotos, Interviews - - - Bevorzugte Musikrichtungen: melancholischer Death-, unkonventioneller Black-, melodischer Doom-, dramatischer Folk- und intelligenter Paganmetal (Schwerpunktregionen: Island, Finnland & Norwegen) - - - Sonstige Interessen: Gitarre, Bücher, Bier, Kino, Katzen.