KonzerteLive

Sólstafir, Myrkur, Árstíðir

18.12.2017, Pumpehuset, Kopenhagen, Dänemark

Manchmal kriegt man ja die Gelegenheit, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden – denn dieses geniale Paket machte auf der Europa-Tour leider nicht in seiner Gesamtheit in Helsinki Station, und eigentlich wollte ich mir ja schon immer mal Kopenhagen ansehen… warum also nicht an einem Wochenende, wo sich diese Kombination aus isländischer und dänischer Magie im legendären Pumpehuset genießen lässt? Da auch in der dänischen Hauptstadt schon am späten Nachmittag zappenduster is, zog ich es vor, mir den Weg zum Club und den Eingang desselben noch bei Tageslicht anzusehen – und hatte dabei auch das Glück, die Band bei ihrer Ankunft zu beobachten.

Da ich aber nicht unbedingt an Selfies mit Bandmitgliedern interessiert bin, kam ich lieber ein paar Stunden später zum eigentlichen Event – ein ausverkaufter Gig, und das an einem Montag. Als erstes waren Árstíðir dran, die sich schon lange auf meiner „unbedingt ansehen“ Liste befinden, aber irgendwie hat es nie geklappt. Und endlich – und wow, was soll ich sagen, Erwartungen wurden nicht nur erfüllt, sondern sogar übertroffen. Wunderschön, fesselnd – die Band erweckt Feen zum Leben.

Ein Teil des – viel zu kurzen – Sets wurde von Sólstafir Drummer Hallgrímur Jón „Grimsi“ Hallgrímsson unterstützt, und gleich 2 neue Songs wurde dem dänischen Publikum geboten. War ja auch das erste Mal, denn – so behaupteten sie – deren 2010 Gig in Kopenhagen in einem lokalen isländischen Cafe hatte ausschliesslich Isländer am Start…. Etwas ernster wurden sie beim Thema Depressionen ( the darkness of the heart ) und der Aufforderung, mit den Betroffenen zu reden, da die s womöglich deren einzige Hoffnung und Hilfe ist…

Die Frage, inwieweit Myrkur in der Heimat populär ist, klärte sich durch das Gedrängel vor der Bühne. Unter 1,80m hast du da mit ner Kamera kaum eine Chance (der Nachteil, wenn es keinen Fotograben gibt) – die Leute, die sich geschubst und/oder wortwörtlich auf die Zehen getreten fühlten, mögen mir verzeihen, aber ich war schon etwas verzweifelt. Denn diese begabte vielseitige Königin des Extreme Metal scheint ohnehin etwas entrückt. Göttin, Hohepriesterin, Schamanin, Prinzessin, Dämon – ganz in weiß gekleidet und verwundbar, singt sie die sanftesten Melodien – um dir im nächsten Moment mit brutalen Growls und Riffs das Hirn rauszupusten. GENIAL. Intensiv, magisch, nur geil – fast eher Ritual als Gig, du wirst hypnotisiert und huldigst dieser scheinbar überirdischen Künstlerin. Unbedingt ansehen, und ich empfehle auch das aktuelle Album „Mareridt“.

Und tja, die Meute wurde sogar noch enthusiastischer, als sich die Headliner auf die Bühne begaben. Isländische Magie, Teil 2 – und es spielt keine Rolle, wie oft du  Sólstafir live gesehen hast (mein erstes Mal ist immerhin schon ne Weile her, ein legendäres Spinefeast), du wirst mindestens einen Gänsehaut-Moment haben. Dafür ist garantiert alleine schon der Gesang von  Aðalbjörn „Addi“ Tryggvason verantwortlich, der dir im Ohr hängenbleibt, von den Melodien ganz zu schweigen (eine geistert mir noch immer im Hirn herum). Daher muss ich über die Live-Qualitäten dieser Band wohl keine großen Worte mehr verlieren, und auch die Best-of-Setlist ließ nichts zu wünschen übrig. Naja, da war nur dieser „WAAAAS – die haben doch grad erst angefangen, wieso is jetz schon Schluss???“ Effekt, der auch nach  ca 90min unweigerlich eintritt… Schöne Melodien, rohe Energie, intensive und emotionelle Vocals und ein unmittelbarer Trip in ein Paralleluniversum, wo Magie funktioniert und Elfen Rock’n’Roll spielen. Hat es sich gelohnt, nach Kopenhagen zu reisen? Keine Frage!

Sólstafir Setlist Pumpehuset, Copenhagen, Denmark 2017, Berdreyminn

Mehr Fotos HIER  photos: K. Weber

Klaudia Weber

Rücksichts- und gnadenlose Diktatorin, kniet vor mir! Anders gesagt: Chefredakteurin, Übersetzerin, Webseiten- und Anzeigenverwaltung, also "Mädchen für alles" - - - Schwerstens abhängig von Büchern (so ziemlich alles zwischen Herr der Ringe und Quantenphysik) und Musik, besonders von Metal finnischer Prägung. Weiters Malen, Zeichnen, Film, Theater... also könnt ihr mit einer vielseitigen Website rechnen. Mag.phil., zwei in 5 Jahren parallel abgeschlossene Vollstudien (English & American studies, Medienkommunikation) und stolz darauf, denn als Mädel aus einer Arbeiterfamilie in einem erzkonservativ-katholischen Land ging das nur dank Stipendium und etwas später im Leben als andere....