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Dragonforce, Twilight Force @ Z7 Pratteln

26.10.2017 –  Z7, Pratteln, Schweiz

Mit dem letzten sommerlichen Tag in diesem Jahr kommen Gäste ins Z7, die man schon länger nicht mehr hier gesehen hat. Zumindest sind, seit ich sie das letzte Mal hier gesehen habe, bereits 8 Jahre vergangen und im Band Line-up hat sich einiges getan. Ich bin gespannt, wie sich der «neue» Sänger macht und wie sich die Band sonst entwickelt hat. Aber erstmal geht es um die Vorband.

Die vielfach verkleideten Besucher mit Umhängen, pompösen Kleidern und Elfen-Öhrchen lassen mich am Eingang ein wenig stutzen, haben sich Dragonforce so verändert oder seit wann ziehen sie dieses Publikum an? Aber der Name der Vorband klärt dann schnell auf – Twilight Force, bekannt für ihre Kostümierung und ihre theatralische Show, begleiten diese Tour.
Ich finde nicht, dass es musikalisch wirklich passt, ausser das wir vielleicht zwei Sänger haben, die höher singen als sie das tun sollten. Aber mir scheint, viele Leute sind heute hauptsächlich wegen der Vorband gekommen, in der ersten Reihe tummeln sich passend gekleidete Fans mit Plastikschwertern, die während der ganzen Show damit reichlich Spass zu haben scheinen.
Die Band selber bietet aber vergleichsweise wenig Show auf der Bühne. Zwar spricht der Magier hinter dem Keyboard ab und an mit Wahrsagungen zum Publikum, aber sonst sind die Elfenohren, das Umhang-Geflattere und die Gesichtsmasken eher belustigend als beeindruckend. Musikalisch springt bei mir der Funke nicht wirklich über, aber dem Grossteil des Publikums scheinen die Schweden gut zu gefallen.

Dragonforce stürmen die Bühne nach kurzer Umbauphase und gleich fällt auf – einer der Jungs fehlt im Trupp. Keyboarder Vadim ist nicht dabei, auf seinem Twitter Account (Twitter@vadlife) erklärt er mit einem kurzen Video auch den Grund dafür. Er möchte seine kleine Tochter nicht vier Monate am Stück alleine lassen. Und für diese Entscheidung hat er Respekt verdient. Schön dass die Familie für ihn an erster Stelle steht und ich glaube, uns ist allen klar, wie schwer das unter einen Hut zu bringen ist und man als Label vielleicht auch einmal Familienfreundlichere Tourneen organisieren müsste, damit Musiker beides unter einen Hut bringen können. Die Zeiten, in denen Labels den Musikern vorschreiben können, ob sie Familie gründen dürfen oder Single bleiben müssen, um mehr zu verkaufen, sollten wirklich endlich vorbei sein. Aber wir werden sehen, ob das nicht noch das Aus für Vadim bedeutet. Ich hoffe es nicht.

Dem Rest des Trupps scheinen lange Touren nichts auszumachen. Wie gewohnt ist die Bühne mit zahlreichen Podesten bestückt, damit sich die Herren gekonnt in Szene setzen können. Mir fällt auf, dass im Vergleich zu vor 8 Jahren ein bisschen weniger los ist,  kein pausenlosesRumgerenne mehr. Das ist das erste Mal, dass ich die Band mit Sänger Marc Hudson sehe und ich muss sagen, er ist zwar ein guter Entertainer und hält gesanglich während der ganzen Show durch, aber im Vergleich zu ZP Theat kann er nicht ganz mithalten, was die Stimmgewalt angeht. Das Herman Li nicht ohne seine eigene Mini Show abzuliefern auskommt, ist nach wie vor der Fall, genauso wie der Bier trinkende Sam Totman – lustig dass trotz so vieler Jahre dazwischen eine Band noch genau gleich auf der Bühne ist. Leider auch die Einmannshow, die fast jeder von ihnen abzieht – jeder möchte mehr beachtet werden als der andere. Als wirkliche Band kamen die Jungs noch nie rüber, eher wie eine zusammen gecastete Boyband, und so klingt es eben manchmal auch – Metal-Boyband mit Nick Carter am Mikrophon. Ich bin leider nicht mehr überzeugt von dieser Band und Gequatsche zwischen den Songs und das Animieren der Leute zum Mitsingen ect ist einfach immer viel zu lange. Das einzig Lustige war eigentlich nur die Schweizerdeutsche Ansage von Marc, der sagte « I bi froh hie zsi, Ihr sid e schöns Publikum, Ich stoh uf Schwänz. Ka mir öber e Gurke in Arsch schiebe» Was das heisst, sollten die meisten verstehen. Manch einer im Publikum fand das nicht so lustig und ein paar Buhrufe konnte man auch hören, nach denen Marc aber beteuerte, keine Ahnung zu haben, was er gerade gesagt habe, das hätten Freunde von ihm aufgeschrieben. Naja, irgendwie muss man ja das Publikum unterhalten. Für mich sind Dragonforce nicht mehr das, was sie mal waren, aber sie haben ja zum Glück noch genügend andere Anhänger, die von Gitarrensolos nicht genug bekommen können.

Sandy Mahrer

Fresh Act Redakteurin, Reportagen, Reviews, Fotos - - - Favorisierte Musikrichtungen? - Hard Rock, Heavy Metal und Pop-Rock, etc. Weniger Death, Black, Grind Core