Fresh ActInterviews

Burnclear – Fresh Act Juni 2017

Die Tatsache, dass Finnland viele gute Bands zu bieten hat ist ziemlich offensichtlich, und diese hier sollte man definitiv nicht verpassen. Die meisten der frühen Nightwish Fans seit den Tagen von Tarja werden den Sänger von Burnclear kennen, es ist nämlich Toni Turunen, der Bruder der berühmten Rock Lady. Burnclear haben gerade ihr erstes Album veröffentlicht; Grund genug diese grossartige Band vorzustellen…

Hallo Burnclear, danke vielmals für eure Zeit. Eure Band wurde bereits 2003 gegründet, aber euer Debütalbum wurde erst dieses Jahr veröffentlicht. Warum dauerte es so lange, eure erste Platte fertig zu stellen?  

Seit den Anfängen hat sich das Line-up von Burnclear oft geändert. Tomi und Karri sind die Mitglieder, die damals die Band gegründet haben und die heute immer noch dabei sind.

Im Laufe der Zeit haben Burnclear einige inoffizielle Demos aufgenommen und Konzerte mit früheren Line-Ups gespielt. Es gibt eine lange Geschichte der Band inklusive  Zeitspannen, wo die Band aktiver war, aber auch wo sie es weniger war wegen Line-Up-Wechseln und aus anderen Gründen. 2011-2012 sind die neuesten Bandmitglieder Petri, Jukka, Olli und Toni zur Band gestossen. Damit begann eine komplett neue Ära für die Band und die „heutigen“ Burnclear waren geboren. Eine Zeit lang haben wir darüber nachgedacht, die Band umzubenennen, weil sich so viel geändert hat. Aber am Ende blieben wir beim alten Namen wegen der langen Geschichte der Band. Von dem Punkt fingen wir an, am neuen Material zu arbeiten, welches später zur Eventide EP führte.  Nachdem die EP fertig war, nahmen wir uns einen Moment, um zu sehen, ob irgendeine Plattenfirma Interesse an uns hat. Nach einer Zeit der Ruhe kamen wir zum Entschluss, selber ein komplettes Album aufzunehmen. Das erste offizielle Album „Lost for Life“ wurde Ende 2016 veröffentlicht.

 

Euer Album ist nun seit einigen Wochen draussen, wie sind die Rückmeldungen bisher und wie laufen die Verkäufe, ihr macht das ja alles ohne Vertriebspartner?

Zu aller erst, Danke an alle, die unsere Musik gehört haben und die Band unterstützt haben! Bisher war das Feedback von Hörern und in einigen Reviews hauptsächlich positiv und sogar besser, als wir es gehofft haben.

Die Verkäufe waren ziemlich schwach. Grundsätzlich haben wir nicht mal die Presskosten für die ersten paar CDs eingenommen. Die Streaming Dienste bieten eine enorme Anzahl an Musik heutzutage und nur Sammler und diejenigen, welche die Band wirklich unterstützen wollen, kaufen die physische CD. Wenn es um den Vertrieb geht, da wir nur wenig Erfahrung haben, können wir nicht wirklich sagen, welchen Einfluss ein Vertriebspartner auf die Verkaufszahlen hätte.

 

Wie lange habt ihr an eurem Debütalbum „Lost for Life“ gearbeitet?

Der ganze Prozess dauerte sehr wahrscheinlich zwischen 2-3 Jahren. Der Aufnahmeprozess war eine echte Herausforderung und zeitaufwendig. An Arbeitstagen arbeiten wir von 8-16 Uhr und manchmal von 8-20 Uhr in unseren Brotjobs, um unseren Lebensunterhalt zu verdienen, also waren wir meistens nur in der Lage, am Wochenende aufzunehmen. Wir haben auch meistens unser eigenes Equipment dafür benützt. Nur die Gesangsaufnahmen, der Abschlussmix und das Mastering wurden in einem Studio gemacht. Und manchmal passten unsere Zeitpläne nicht zueinander, so schafften wir es in zwei Monaten nur an einem Wochenende was aufzunehmen. Unter optimalen Umständen, wenn wir Vollzeit am Album hätten arbeiten können (sieben Tage die Woche), hätten die Aufnahmen vielleicht 2-3 Monate und nicht Jahre gedauert.

 

Ihr habt 10 Songs auf dem Album; gibt es einen, auf den ihr besonders stolz seit? Und sind es alles neue Songs oder solche, die ihr seit dem Beginn von Burnclear spielt?

Ich glaube, wir sind ziemlich stolz auf jeden Song, einfach auf eine bisschen andere Art und Weise. Zum Beispiel „Lost for Life“ ist ein Song, der sehr technisch ist aber auch viel Melodie hat. Es gibt einem ein gutes Gefühl von Erfolg, wenn man die schweren Teile des Songs spielt oder hört. „Give up the Ghost“ hat seine eigene einzigartige, ziemlich relaxte Stimmung, sodass wir ziemlich in den Moment hineingezogen werden, während wir diesen Song spielen oder anhören. „Destination Death“ ist der älteste der Songs, und diesen Song fertig zu stellen und auf ein Album zu bringen nach all den Jahren, war ein Meilenstein für sich für uns alle. Auch an der Combo “ The Past“ und „The Present“ zu arbeiten war eine sehr lohnende Erfahrung. Die Songs musikalisch und textlich zu verbinden war eine kleine Herausforderung, aber am Ende bekamen wir das was wir wollten.

 

Gibt es eine spezielle Bedeutung hinter dem Bandnamen?

Eigentlich stammt er von der Geschichte von Rääkkylä, einer kleinen ostfinnischen Stadt, wo Tomi und Karri geboren wurden. Brandrodungen (worauf sich der Bandname bezieht, die Red.) ist auch im Wappen der Stadt repräsentiert.

 

Ihr habt alles selber gemacht bei diesem Album ohne die Hilfe eines Plattenlabels, wie kommt es, dass ihr keinen Plattendeal habt, was ich von euch gehört habe ist sehr gut und es wundert mich ein wenig, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass keine Plattenfirma Interesse an euch hat?

Wir haben die EP an zahlreiche Labels geschickt etc. und nie wirklich eine Rückmeldung bekommen. Vielleicht liegt es daran, dass die Labels zu viel Material erhalten heutzutage, daher haben sie höchstwahrscheinlich unsere Postsendung nicht mal wahrgenommen. Andererseits kann es auch sein, dass unsere Musik nicht dem Geschmack der Plattenfirmen  entspricht. Wir wissen es nicht, wenn wir keine Rückmeldungen bekommen. Vielleicht muss man den Verantwortlichen persönlich kennen oder andere Kontakte haben, damit sie sich das Material überhaupt anhören.

 

Glaubt ihr, dass es heute mit dem Internet überhaupt noch notwendig ist, ein Plattenlabel zu haben als Band?

Wir glauben nicht, dass es notwendig ist, einen Plattenvertrag zu haben, aber eine gute, engagierte Firma könnte der Band in vielen Sachen helfen, Die Ausgaben während dem Aufnahmeprozess, für Marketing und Lieferung der Produkte, die Songs ins Radio bringen, einige Konzerte klarmachen mit anderen Künstlern etc. Die Ära des Internets bietet die Möglichkeit, deine Musik einfach selbst herauszubringen, aber auch deswegen geht man vielleicht in der Masse unter. Das ist es, wo eine gute Plattenfirma nützlich wäre; nämlich die Band wahrnehmbar zu machen. Ohne einen Plattenvertrag bezahlt man alles selber und manchmal gibt es einfach Zeiten, wo du deinen täglichen Job erledigen musst, um die Kosten für die Aufnahmen zu decken. Natürlich zieht das viel Zeit und Energie aus der Band und dem Kreieren von der Musik an sich. Aber am Ende machst du es oder eben nicht, mit oder ohne Hilfe eines Plattenlabels.

 

Ich habe gelesen, dass ihr einen Songwriter für die Band habt, Sami Haapasalo, ein früheres Bandmitglied – wie kommt es, dass er nur als Songwriter tätig ist, aber nicht in der Band selber?

Sami, Jukka und Petri haben früher zusammen in einer ganz anderen finnischen Rock/Metal Gruppe gespielt. Die Band war seit 2008 nicht aktiv. Das war die Zeit, bevor Jukka und Pete bei Burnclear einstiegen, also spielte Sami selbst eigentlich nie bei Burnclear. Aber es kam eine Zeit, wo wir Hilfe mit den Texten für die Burnclear Songs brauchten. Und da Sami ein grossartiger Schreiber ist, einigen in der Band bereits bekannt und ein toller Typ, war es die natürliche Wahl, ihn um Hilfe zu bitten beim Textschreiben. Zu unserem Freude wollte er uns auf unserem steinigen Weg helfen und wurde so zum Schreiber der Burnclear Texte.

 

Wie würdet ihr eure Musik beschreiben?

Kurz: Wir spielen hauptsächlich progressiven, Melodic Metal mit einer Vielfalt von Gefühlen. Die Musik beinhaltet Stile von den 80ern bis heute.

 

Was ist das Wichtigste an eurer Musik? Was macht euch einzigartig?

Wir glauben, dass wir die Art von Musik machen und spielen, die wir machen wollen, ohne darüber nachzudenken, ob es zu Heavy, soft, kommerziell oder anderes ist. Also wollen wir hauptsächlich Musik machen, die uns glücklich macht und unserem Können als Musiker entspricht.

Wir nehmen an, dass unsere Band (wie jede Band da draussen) einzigartig ist auf ihre eigene Art und Weise wegen den unterschiedlichen Hintergründen, Stilen und durch die Muster der Spielweise. Wir wollen nicht zu viel darüber nachdenken, wie wir klingen sollten, wir machen einfach diese Art von Musik, die sich im betreffenden Moment richtig anfühlt. Manchmal ist es ein Hit und manchmal ein Reinfall.

 

Mit Sänger Toni Turunen habt ihr jemanden, der sehr bekannt ist, zumindest bei den alten Nightwish & Tarja Fans; glaubt ihr, das öffnet euch eine Tür einfacher als es sonst der Fall wäre?

Wir sind ziemlich sicher, dass eine grössere Gruppe von Leuten nur wegen dieser Verbindung von unserer Existenz weiss. Diejenigen Fans,  die Tarja folgen, haben vielleicht von Burnclear zum ersten Mal über Tarjas Kanäle gehört. Das ist sehr wahrscheinlich der Hauptpluspunkt im Moment.

 

Es gibt ein Video auf eurer Webseite von den Gesangsaufnahmen, wo Toni ungefähr 10 Pillen isst, um fit zu bleiben, also Toni, was nimmst du da und was machst du noch, um deine Stimmbänder während den Aufnahmen geschmeidig zu halten?

Nur Vitamine und zusätzliche Nährstoffe. Keine magischen Tricks sind dabei, nur der Versuch, meinen Körper gesund zu halten. Man braucht genügend Schlaf vor den Aufnahmen, sollte die Stimme gut öffnen vor den Aufnahmen und vielleicht einen kleinen Spaziergang oder eine andere Aktivität hier und da machen, um in Form zu bleiben.

 

Wie sind eure Pläne jetzt ,wo das erste Album draussen ist? Plant ihr eine Tour oder einige Shows?

Natürlich würden wir gerne auf Tour gehen und auch die Aufnahmen für das nächste Album beginnen, da wir bereits einige neue Songs fertig haben. Aber die Realität ist, dass wir viele persönliche Gründe haben, die uns an unsere Tagesjobs binden, Familie und andere Pflichten im Leben, also ist es eine kleine Herausforderung, eine funktionierende Band zu sein zu dieser Zeit.  Es gibt kein Grund zur Sorge, ihr werdet uns nicht los! Langsam aber hoffentlich stetig werden wir die Hürden überwinden und es zu Gigs und dem zweiten Album bringen.

 

Danke vielmals für eure Zeit und hoffentlich sehen wir euch bald auf der Bühne. Alles Gute!

Wir hoffen ebenfalls, irgendwann auf die Bühne zu kommen. Danke vielmals und alles Gute auch für dich, Sandy.

Mehr Information:

https://de-de.facebook.com/BurnclearOfficial

Sandy Mahrer

Fresh Act Redakteurin, Reportagen, Reviews, Fotos - - - Favorisierte Musikrichtungen? - Hard Rock, Heavy Metal und Pop-Rock, etc. Weniger Death, Black, Grind Core