Ruhrpott Metal Meeting – Blind Guardian, Saxon, Rage
Oberhausen, Turbinenhalle, 02 – 03.12.2016
Nach 2015 findet das Ruhrpott Metal Meeting in der Turbinenhalle Oberhausen in diesem Jahr zum zweiten Mal statt. Geboten wird ein zweitägiges Festival mit (am Samstag) 2 Bühnen. Dazu gibt es einen Indoor-Biergarten, einen Metal Markt und Autogrammstunden. Im Grund also alles, was ein „echtes“ Festival braucht.
Der Freitag steht im Zeichen des wiederbelebten Headbanger’s Ball. Nachdem Nailed to Obscurity und Izegrim den Tag eröffnet haben, folgen Unearth, Kataklysm, Ensiferum und, als Headliner, Iced Earth. Ein abwechslungsreiches Programm, dass ich mir aber leider entgehen lassen muss.
Das Programm am Samstag ist ähnlich bunt gemischt, auch wenn die Headliner Blind Guardian und Saxon auf der Mainstage, sowie Rage vs. Refuge auf der Nebenbühne eher die Traditionalisten unter den Headbangern ansprechen.
Für mich beginnt der Konzerttag mit Legion of the Damned auf der Hauptbühne. Die niederländischen Thrasher, die alle in einheitliche Leibchen gehüllt sind, servieren ein Brett par excellence. ‚Legion of the Damned‘ eröffnet den Set. Weitere Knaller sind ‚Mountain Wolves under a Crescent Moon‘, Werewolf Corpse (yes!) und ‚Death Head March‘. Auf der Bühne ist eine Menge Alarm, davor hält es sich (noch) in Grenzen. Dies liegt weder am guten Sound, noch an der guten Vorstellung der Herren. Der Grund dürften vielmehr die stilistischen Differenzen zu den Headlinern sein.
Und natürlich auch die Konkurrenz in Form von Rage vs. Refuge, die zeitgleich auf der Nebenbühne spielen. Dort steht das Publikum auch wesentlich dichter. Rage treten heute in der Form Peavy Wagner (Bass und Vocals, klar!), Manni Schmidt (Git) und Vassilios Maniatopoulos (Drums) auf. Während meines Abstechers spielt die Band ältere Songs wie ‚Refuge‘ und ‚Missing Link‘. Begeistern können sie mich aber ehrlich gesagt nicht. Dies liegt zum einen am Sound, der viel zu dünn ist. Das Schlagzeug klingt wie aus Plastik und insbesondere während der Soli fehlt einfach die zweite Gitarre. Der Mangel ist heute deutlich offensichtlicher als noch in der Besetzung mit Viktor Smolski. Zum anderen will der Funke aber auch nicht so richtig auf das Publikum überspringen. Zwar erhält die Band artig Applaus zwischen den Songs, während den Songs halten sich die Reaktionen des Publikums aber arg in Grenzen. Mitreißend geht anders, aber ich bin gespannt, wohin Kapitän Peavy sein Schiff in Zukunft steuert.
Saxon genießen dann als erste Band des Tages den Vorteil, dass sie konkurrenzlos aufspielen können. Dementsprechend voll ist es denn auch in der großen Halle der Turbinenhalle, auch wenn es heute insgesamt bei allen Bands deutlich entspannter ist als in der Vergangenheit (kein Vergleich zum Gedränge bei Avantasia bei den beiden letzten Auftritten!). Aber kommen wir zum eigentliche Geschehen auf der Bühne: Dabei möchte ich zunächst die Frage in den Raum stellen, ob schon jemand jemals eine schlechte Saxon Show gesehen hat? Ich jedenfalls nicht, und da bildet auch der heutige Abend keine Ausnahme. Die Setlist ist, soweit es für Band mit derart umfänglichen Backkatalog möglich ist, sehr ausgeglichen. Jüngere Songs wie ‚Sacrifice‘ und ‚Battering Ram‘ ergänzen einen typischen Best-of Set. Besonders hervorzuheben ist jedoch das sehr coole ‚Ace of Spades‘ Cover. Cool! Ebenso cool ist die Performance der Musiker. Die von Biff Byford und Nibbs Carter insbesondere, weil sie so energetisch und mitreißend ist. Die von Paul Quinn ist aber auch irgendwie cool, weil er mal wieder so wirkt, als würde er gleich einschlafen. Und ebenso cool (aber wiederum positiv) ist die Aktion einiger Fans, die ihre Kutten auf die Bühne schmeißen. Biff und Nibbs sind sich nicht zu feine, diese für den Rest des Sets zu tragen. Cool! Aber das sagte ich ja bereits.
Um 23:00 Uhr betreten schließlich die Headliner Blind Guardian mit ‚The Ninth Wave‘ die sehr minimalistische Bühne. Zum warm machen folgend Songs wie ‚Welcome to Dying‘, ‚Nightfall‘ und ‚Fly‘, bevor der Vorhang fällt. Dieser hängt an der hinteren Bühnenkante und verdeckt zuvor das Backdrop, welches das „Imaginations from the Other Side“-Artwork zeigt. Wie auch auf der kürzlich beendeten Nordamerika-Tour spielen die Krefelder auch heute das komplette besagte Album. Dazu werden auffallend viele Kameras vor und auf der Bühne aufgebaut, sodass es mich nicht wundern würde, wenn in Kürze eine „Imaginations from Oberhausen“-DVD erscheinen würde. Nachdem Schlusssong von „Imaginations…“ klingt der Set mit ‚Into the Storm‘, ‚Time What is Time‘, ‚The Bard’s Song‘ und ‚Mirror Mirror‘ standesgemäß aus. Damit hat die band ihren Set beendet und auch die anberaumte Spielzeit um bereits 20 Minuten überzogen. Egal, den kurz vor Weihnachten sind Blind Guardian heute in Geberlaune. Kurzerhand werden noch ‚Valhalla‘ und ‚Majesty‘ ausgepackt und dem glückseligen Publikum um die Ohren gehauen. Es ist kurz nach 01:00 Uhr, als Blind Guardian schließlich ihren Auftritt beenden und ein restlos ausgelaugtes, aber zufriedenes Publikum in die kalte Oberhauser Nacht entlassen.
Fotos: Timo Pässler, hier die interaktive Galerie, oder anklicken und auf Flickr ansehen