Insomnium / Swallow The Sun / Pressure Points
8.10.2016, Circus, Helsinki
Was positiv für die Band ist, kann für die fotografierende Zunft weniger positiv wirken – das erwies sich auch wieder an diesem Abend. Klar ist es toll, wenn auch schon der erste Act einen vollen Saal vor sich hat, wie in diesem Fall Pressure Points. Für mich fühlte sich das Erreichen des Fotopits unter diesen Umständen eher als Spiessrutenlauf an… und obwohl die Lichtverhältnisse schon hier etwas mehr an Geduld abverlangten, sollte sich hinterher rausstellen, dass diese Jungs noch am einfachsten zu knipsen waren… Pressure Points konnten auf alle Fälle punkten mit ihrem Progressive Metal und sollten mit ihrem kurzen, aber feinen Set an diesem Abend einige Fans mehr gefunden haben.
Die Umbaupause blieb kurz, und die Barhocker auf der Bühne deuteten schon darauf hin, dass der erste Teil des Sets von Swallow The Sun eher ruhigeren semi-akustischen Songs gewidmet werden sollte: The Heart of The Cold White Land, gefolgt von Pray For The Winds To Come und dem Titeltrack des Songs from the North Releases. An der Gitarre – wie schon beim Tuska-Festival und einigen anderen Gelegenheiten – nicht Mastermind Juha Raivio, sondern Juho Räihä, der die Band auch auf der US Tour begleiten wird. Ich weiss nicht, wie es der Band geht, aber die Stimme von Aleah (RIP) eingespielt zu hören, gibt mir noch immer einen Stich… ¨Einige Leute – in meiner nahen Umgebung zumindest – fürchteten schon, dass sich das gesamte Set auf das zweite des Dreifachalbums beschränken sollte, jedoch läutete 10 Silver Bullets den derben Teil des Sets, incl. Black Metal-mässigen Vocals und Blast Beats ein. Da wurde auch noch tiefer in die Mottenkiste gegriffen (Hate Lead the Way, New Moon), und der Klassiker Descending Winters wurde zum Abschluss kredenzt.
Wieder einmal ein sich viel zu kurz anfühlender, genialer Gig von einer der besten Melancholie-Metal-Bands, die Finnland aufzuwarten hat… (KW)
Einen nicht weniger ausgeprägten Sinn für Dramaturgie wie Swallow The Sun bewiesen die Headliner Insomnium, wenngleich deren Set naturgemäß anders strukturiert war, da „Winters Gate“ im Mittelpunkt stand. Das auf Niilo Sevänens gleichnamiger Novelle basierende neue Album besteht nur aus diesem einen Song, den die Band direkt zum Einstieg Anfang in voller Länge spielte – 40 triumphale Minuten. Von mir aus hätten es durchaus auch mehr sein, schon um mehr Zeit für den Handlungsstrang von Asbjörn und Sine zu gewähren, dessen musikalische Umsetzung in verträumten Clean-Passagen resultierte, die einen stilvollen Kontrast zur brutalen Hauptstory lieferten und Platz für den Gesang von Ville boten, für den ich eine Menge übrig habe. Mehrfach zum Einsatz kam seine Stimme dafür in der zweiten Hälfte des Gigs, die nicht bloß eine Zugabe zur Hauptnummer war, sondern ein ausführliches Hitfeuerwerk. Die Betonung lag auf dem Durchbruch-Album Above The Weeping World, das dieses Jahr zehn Jahre alt geworden war. Seine Eröffnungssequenz („The Gale“ – „Mortal Share“ – „Drawn To Black“) leitete den zweiten Teil des Konzerts ein; später folgten noch drei weitere Songs vom selben Album vermischt mit je zweien von Across The Dark und Shadows Of The Dying Sun. Nichts von One For Sorrow, fällt mir jetzt im Nachhinein so auf, aber egal – der Set war dermaßen vollgepackt mit Highlights, dass ich keinen Moment lang das Gefühl hatte, etwas zu vermissen. Insomnium live zu sehen ist heutzutage ein eher seltenes Vergnügen, aber wenn sie sich denn einmal auf die Bühne bewegen, sind vom ersten Akkord an die Machtverhältnisse geklärt.
Photos: Klaudia Weber, Tina Solda