Hamburg Metal Dayz 2015
Markthalle | Hamburg | Deutschland | 25. September 2015
Freitag, 25. September 2015
Mit 28 € Eintritt im Vorverkauf für Freitag, 31 € für Samstag und 50 € für beide Tage (jeweils plus Gebühren) war das zweitägige Festival, in Hinblick auf das Bandangebot, keine billige Veranstaltung.
Da der Headliner des ersten Tages, Godseed, ziemlich kurzfristig abgesagt hatte (wie auch Godsized ein paar Tage später), war ich nicht überrascht, dass die Markthalle nur halb voll war. Das Beiprogramm war so illuster wie eh und je, mit „Singing and Surviving with Blaze Bayley” und einem Schlagzeugworkshop mit Christian Bass (Heaven Shall Burn). Diesmal waren keine tollen Autoren oder Comedians dabei – nur der unvermeidbare Mambo Kurt, der anscheinend ein Buch namens „Heimorgel To Hell” geschrieben hat, aus dem er dann vorlas. Der kostenlose Jägermeister-Photobooth und die WOA-Foundation mit ihren Spielen und Gewinnen hielten die Gäste bei Laune. Da das Festival schon um 16:30 Uhr losging, verpassten wir By The Patient und Kommando. Der Sound in der Markthalle und dem Marx ist immer ein Stück weit Glückssache, aber an beiden HMD-Tagen war Fortuna auf unserer Seite und bei keiner Show gab es dahin gehend etwas zu meckern.
Koldbrann
Ich kannte Koldbrann bisher nicht und muss jetzt sagen, dass das eine Bildungslücke war. Diese Band passt nicht so wirklich in eine Schublade – was ja immer ein Pluspunkt ist. Ihre Musik ist hauptsächlich Blackmetal, zum Teil auch Deathmetal und hat einen heftigen Double-Bass, der zwar nicht ununterbrochen zu hören war, aber wenn, hat er die Gitarren unter sich begraben. Die Band selbst schien enttäuscht über die Reaktion des Publikums, das nur leidenschaftlich genickt hatte. Offensichtlich waren die Norweger das “heiße” Temperament der Hamburger zu einer solch frühen Stunde und generell nicht gewöhnt. Am Ende schien ein Kumpel der Band eine Wette verloren zu haben, denn da war plötzlich ein nackter Mann auf der Bühne. Wenn Ihr die Chance habt und Black- und Deathmetal mögt, geht sie Euch ansehen. www.koldbrann.net
Mantar
Dieses Duo aus Hamburg schaffte es mit Gesang, Gitarre und Schlagzeug wie eine drei- oder vierköpfige Band zu klingen. Wenn Tool sich an Punk und Doom versuchen würde, klänge es wahrscheinlich wie Mantar. Gar nicht schlecht, aber ich habe den Bass vermisst. www.mantarband.com
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Triptykon
Tom Gabriel Warrior und Vanja Slajh sind auf die Bühne der Hamburger Markthalle zurückgekehrt. Nachdem Goodseed ihren Auftritt als Headliner ziemlich kurzfristig abgesagt hatten, musste dringend ein adäquater Ersatz. Man hätte es schlimmer treffen können als mit Triptykon. Ihr Set war ziemlich doomlastig und die Songs klangen nicht schlecht, aber alle recht ähnlich. Nur die Celtic Frost Cover (z.B. Circle of Tyrants und Procreation of the Wicked) und ein Hellhammer Cover (Messiah) haben etwas Schwung in die Show gebracht. Warrior sagte, dass er sich geehrt fühlt, wieder auf dieser Bühne spielen zu können und wie besonders das Hamburger Publikum für ihn ist. Umso mehr tat es mir dann für die Band leid, zu sehen, wie sich nach der ersten halben Stunde Spielzeit immer mehr Leute verabschiedeten, sodass nur noch der harte Kern an echten Fans übrig blieb. Ich verstehe es nicht wirklich, da jeder mittlerweile wissen müsste, dass dies hier nicht Celtic Frost unter einem neuen Namen ist und wenn man keinen Doommetal mag, sollte man nicht zu Triptykon-Konzerten gehen. www.triptykon.net
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High Fighter
Nette Stoner-Riffs, harte weibliche Vocals und eine Handvoll guter Songs ist, was High Fighter darboten. Mona Miluskis Stimmumfang ist nicht umwerfend, aber ihre Stimmfarbe beim Klargesang ist gut und sie kann hübsch brüllen und schreien. Da die Band bisher nur eine Veröffentlichung hat, gehört High Fighter wohl zu den Bands, die man auch zukünftig auf dem Radar haben sollte. www.highfighter.de
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Samstag, 26. September 2015
Am zweiten Tag gab es wieder das Beiprogramm mit Spielen, Photo-Booth und natürlich Mambo Kurt. Es gab wieder die alljährliche Möglichkeit die WOA-Organisatoren mit Fragen zu dem Wacken Open Air zu löchern, ein Panel über Label und Plattendeals und einen Luftgitarrenwettbewerb. Es gab sogar einen Persönlichkeitstrainer (Rainer Biesinger), der sich selbst “Heavy Metal Coach” nennt. Diesmal war die Markthalle voll und, wie ich hörte, sogar ausverkauft, aber das hat sich ganz gut verlaufen, sodass bei allen Shows genug Platz war. Warum gerade Axxis so früh am Tag (16:45 Uhr) spielten, hat mich verwundert und wir haben sie dann auch deshalb verpasst. Glücklicherweise schafften wir es zu allen anderen Bands des Abends – außer zu Tenside – Entschuldigung Tenside, aber Ihr habt zeitgleich mit W.A.S.P. gespielt.
Panzer
Wenn man nicht wüsste, dass die Band aus Schmier (Destruction), Herman Frank (Accept) und Stefan Schwarzmann (Accept) besteht, würde man meinen, dass hier nur versierte Musiker spielen, die ein wenig wie Möchtegern-Sodom spielen. Panzer ist nicht so gut wie Destruction zu deren Glanzzeiten oder Accept, da ihre Songs nicht sehr originell sind, aber es ist solider Thrashmetal und hat einige glanzvolle Momente. Die unnötigen langen Gittarrensoli und Show-off-Skills waren etwas nervig, aber im Großen und Ganzen war die Show gut. Sie haben ein bisschen die Spielzeit überzogen, aber das sehr muntere Publikum hat es genossen. www.facebook.com/TheGermanPanzer
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Beyond The Black
Symphonic Metal aus Mannheim ist, was Beyond The Black geboten haben. Sie scheinen sich an Nightwish zu orientieren und klingen ziemlich nach Within Temptation. Ihre Sängerin, Jennifer Haben, hat zwar eine hübsche Stimme, wäre aber sicher in der Schlagerecke besser aufgehoben als im Symphonic Metal. Die Songs sind bestens arrangiert und sehr kommerziell ausgerichtet. Wer auf Within Temptation steht, wird sicher auch Gefallen an dieser Band finden. www.songs-of-love-and-death.de
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Uli Jon Roth
Es ist schon beeindruckend einen echten Meister bei der Arbeit zu sehen. Der Sänger (der ein wenig wie Faramir aussieht) hat seine Sache großartig gemacht und Songs wie “We’ll Burn The Sky”, “Fly To The Rainbow” und “All Night Long” bestens umgesetzt. Am Anfang der Show ist eine der Saiten beim Sänger gerissen und später dann auch bei Uli, woraufhin dieser meinte, dass man das nicht jeden Tag sieht, und wechselte seine Gitarre. Seine Gitarrensoli waren umwerfend, auch wenn er es bei Gelegenheit etwas übertrieben hat. Ich war ein wenig verwundert, dass eine solche Legende in der vorderen Hälfte spielen musste, da das Schlagzeug und anderes Zeug von W.A.S.P. schon aufgebaut war. Nichtsdestotrotz war seine Show ein erstes wirkliches Highlight des Festivals. Uli Jon Roth – mehr als 40 Jahre Bühnenerfahrung und er rockt noch, als wenn es kein Morgen gäbe. www.ulijonroth.com
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W.A.S.P.
Wow, was für eine Show. Die kleine Zeitreise in unsere Jugend startete mit “On Your Knees” und wurde (dank Uli Jon Roth) von einem ausgelassenen Publikum abgefeiert und bei allen alten Stücken lauthals mitgesungen. Es war dann auch offensichtlich, dass auch die drei Songs von W.A.S.P.’s neuem Album Golgatha gut ankamen. Ihr neuer Song „Last Runaway“ klingt zwar ziemlich nach Bon Jovi, aber wer will sich beschweren, wenn er Evergreens wie „Wild Child“ und „L.O.V.E. Machine“ kredenzt bekommt. Erwähnt sei auch, dass der Titelsong von Golgatha verdammt gut rockt und „Miss You“ – die obligatorische Ballade – nicht so klebrig süß war, wie man bei dem Titel erwarten würde. Blackie sieht schon echt alt aus, aber welcher der Dinosaurier-Musiker sieht schon noch jung aus? Auch die Pausen zwischen den Songs kamen öfter und länger vor, als normal und manchmal waren die Pausen wirklich sehr lang. Die Video-Installation war zwar unterhaltsam und toll gemacht, aber es ist ein Konzert und zu Songs vom Band headbangen, während man auf die Rückkehr der Band wartet, ist nicht so prickelnd. Das Alter fordert scheinbar seinen Tribut, aber sonst gab es wirklich nichts zu meckern. Es war schon lustig das Musikvideo zu „Wild Child“ während des Songs im Hintergrund zu sehen. Besonders auch deshalb, weil es schon berühmt dafür ist, ein Beispiel für 80er-Müll zu sein. Wenn Ihr es nicht kennt, solltet ihr es Euch unbedingt mal ansehen und Euch amüsieren – es sei denn, ihr habt es lieber bierernst. Zwischen den Songs erzählte Blacky eine kleine Anekdote von dem von ihm zuvor absolvierten Interviewmarathon. Er wurde ständig gefragt, warum es ganze sechs Jahre gedauert hat, das neue Album fertigzustellen. Er meinte, dass ein Mädel am Ende zu ihm sagte, dass es maximal eine Stunde dauert, ein Album zu hören und warum er länger als das brauchen würde, um es aufzunehmen. Seine Antwort war: Ich glaube, ich bin langsam. Mit einem Happy End in Form von „I Wanna Be Somebody“ endeten die diesjährigen Hamburg Metal Dayz. www.waspnation.com
HamburgMetalDayz2015_W.A.S.P.