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Ensiferum – Netta Skog: “Jetzt bin ich Musikerin und Konditorin!”

Netta Skog kennt man wohl weitgehend dank ihrer Zeit als Akkordeonistin von „Battle Metal“-Band Turisas. Sie hatte vor Jahren die Band verlassen und kümmert sich nun um ihre eigene Musik und Schulung, aber war jetzt mit ENSIFERUM auf Reise in Europa, da sie für Emmi Silvennoinen in der “One Man Army“ Tour eingesprungen ist (welche im Mai in den USA und in Kanada fortgesetzt wird, checkt die Tourdaten auf der Bandwebsite).
Ich habe die Chance genutzt, sie gleich hier in Hamburg greifbar zu haben, mich mit ihr im Tourbus zusammen zu setzen, um ein bisschen über ihre Zeit nach Turisas und über die aktuelle Tour zu plaudern.


Wie geht es dir heute, Netta?
Mir geht es im Moment fantastisch. (lächelt)

Weißt du eigentlich, in welcher Stadt du gerade bist?
Ja, das weiß ich! (grinst)… Warte Mal eine Sekunde! (lacht) Wir sind in Deutschland, wir sind in Hamburg, ja…

Aber weißt du das denn immer, wenn du im Tourbus aufwachst?
(lacht) Nein, definitiv nicht… aber wenigstens weiß ich es heute!

Wie kam es denn eigentlich dazu, dass du jetzt mit Ensiferum auf Tour bist?
Letzten Sommer hat mich Emmi, die Keyboarderin der Band, angerufen und fragte “Hey, wir machen ein neues Album, hast du Lust, ein bisschen Akkordeon zu spielen?” – natürlich! Eine Woche später rief sie mich erneut an „oh ja, und würdest du auch etwas singen?“ – oh okay, klar, gerne, mache ich. Und dann wieder eine Woche später rief sie mich wieder an „oh und, übrigens: ich kann nicht mit auf Tour, könntest du das machen?“ – ja, was auch immer…(lächelt) So lief das eigentlich ab, ich bin mit den Jungs ins Studio gegangen und hatte so viel Spaß und wusste einfach, dass es die richtige Entscheidung war, mit ihnen zu gehen. (sieht glücklich aus)

Wie fühlt es sich denn an, jetzt auch singen zu können und nicht “nur” Akkordeon zu spielen?
Es ist wundervoll, ja, das ist es wirklich! All diese Heavy Metal Leute kennen mich nur mit dem Akkordeon, daher werde ich sie jetzt mit Gesang überraschen. Das ist schon gut.

Und wie waren die Reaktionen bisher?
Wirklich gut, sie waren wirklich gut bisher. Es ist leicht, wenn man schon eine Fanbase hat, weißt du. Ich bin kein Niemand in dieser Szene. Es war gut. Ich habe so viel Spaß auf der Bühne mit ihnen, oh mein Gott, es ist so cool! (lächelt)

Was sind denn deine Pläne für den Rest des Jahres, wenn du nach der Tour wieder zuhause bist?
Noch eine Woche und dann werden wir für einen Monat zu Hause sein, und dann geht es in die USA – auch ungefähr einen Monat. Und dann sind da die Sommerfestivals, da weiß ich noch nicht welche ich mitmachen werde aber… vielleicht.

Du hast vor einiger Zeit auf Facebook geschrieben, dass du auch an eigenem Material arbeitest… wie steht es denn darum? Was und wann können wir erwarten?
Ja, ich versuch daran zu arbeiten…Es wird etwas zwischen Popmusik und Metal sein, das ist schon eine seltsame Kombination (lacht) mit Akkordeon und Gesang. Aber ich weiß wirklich nicht wann,ich sollte dafür irgendwie einmal Zeit finden. Ich denke, dass der Sommer die Zeit sein wird, um ins Studio zu gehen und Songs aufzunehmen. Vielleicht…oder vielleicht auch nicht…

Lass uns mal zu deiner Zeit bei Turisas zurückblicken – du hast ja gesagt, dass du die Band unter Anderem wegen Schulungen verlassen hast. In welche Richtung geht das denn?
Eigentlich habe ich schon meinen Abschluss gemacht! Ich wollte eine weiterführende Ausbildung haben – alles, was ich machen will, ist Musik, das ist klar, aber man weiß ja nie, von daher…Ich bin also zur Schule gegangen um ein Konditor/Bäcker zu sein. Ich mache Kuchen…Zuerst war es nur ein Hobby, aber dann habe ich meinen Abschluss gemacht und nun bin ich Musikerin und Bäckerin!

Das ist eine sehr interessante Kombination…
Ja, ich weiß (lacht) – ich habe keine Ahnung, wieso ich sie gewählt habe…Irgendwann habe ich zuhause angefangen zu backen und dachte mir „ja, das macht Spaß“, dann bin ich zur Schule gegangen und habe meinen Abschluss gemacht.

Hast du denn je bereut, Turisas verlassen zu haben?
(Stille) Natürlich. Aber…weißt du, manchmal muss man einfach Entscheidungen treffen, um in seinem Leben weiterzukommen, und hätte ich die Band nicht verlassen, wäre ich jetzt nicht hier…Daher…Klar vermisse ich die Jungs, aber wir sind noch Freunde. Wir versuchen, in Kontakt zu bleiben und es wäre toll, sie endlich mal wieder zu sehen, irgendwo. Aber ich bin hier, und ich bin glücklich, und ich liebe diese Jungs und ich hab diese Jungs auch geliebt und…

…du magst Jungs generell…
Ja, genau. Weil ich weiblich bin.(lacht) Aber ja, es war eine schwere Entscheidung, aber ich musste sie einfach treffen. Ich hab sie alle immer noch gern, und das mit dem ganzen Herzen.

Da wir schon über Musik reden – du hast 2013 an einem Tango-Wettbewerb teilgenommen und hast es bis ins Finale geschafft…Was für eine Erfahrung war das für dich?
Oh ja…seltsam…Es war eine einmalige Erfahrung, und nie wieder. (lacht) Ich meine, es war wirklich gut, aber absolut nicht meins. Ich wollte es einfach einmal ausprobieren und es ist gut gelaufen. Ich war erfolgreich aber aber…aber ich denke, dass Heavy Metal mehr meins ist.

Tango ist also nicht wirklich deine Musik…
(lacht) Nein. Ich weiß nicht, wieso ich dort hingegangen bin, aber… (zuckt mit den Schultern)

Das wäre meine nächste Frage gewesen…
Frag nicht, frag mich das nicht, ich weiß es nicht. Aber es war lustig, ich habe neue Freunde gefunden, Erfahrungen und etwas Bekanntheit gesammelt. Das Normale halt. Es war eine gute Erfahrung, aber: nie wieder. Nie wieder. Nicht in einer schlechten Art und Weise, aber das war damals, und jetzt ist jetzt.

Wettbewerbe als solche oder nur wenn es in die Richtung Tango geht?
Tango. Nicht mehr bei so etwas. Aber im Herbst werde ich bei einem “Digital Accordion”-Wettbewerb teilnehmen, aber ein Tango-Gesangs-Wettbewerb, nie wieder. (schaut entschlossen)

Du machst ja auch deine eigenen kleinen Konzerte in Finnland…
Ich mache solche Auftritte schon seit 2003, aber es wird wesentlich mehr und auch intensiver. Es läuft wirklich gut. Ich hatte auch das aller erste Digital Accordion Konzert in ganz Finnland, und es war ausverkauft. Es war wirklich sehr gut, ich hatte so viel Spaß! (breites Lächeln auf ihrem Gesicht)

Bei diesen Shows – kennst du die Leute im Publikum z.B. von deiner Zeit mit Turisas oder ist es ein komplett anderes Publikum?
Nein, eigentlich waren auch einige Fans aus Turisas-Zeiten da. Daher: nicht nur Akkordeon-Leute.

Wie haben denn diese Fans reagiert?
Oh, sie waren aufgeregt und fanden es wirklich cool – ja, das ist es. (grinst) Es war eine positive Reaktion.

Von den alten Zeiten, über deine Musik, lass uns mal zurück zu der aktuellen Tour kommen. Kannst du uns ein paar lustige Geschichten von der Tour erzählen?
Ja…die gibt es…Aber ich denke, dass ich sie nicht erzählen sollte…hm (denkt nach) Na ja, ich habe so viel gelacht, aber weiß nicht mal wieso. (lacht) Gibt es etwas wirklich Lustiges…Nein…nichts besonderes…Einfach nur – der typische Tour-Wahnsinn. Ja. Aber es war eine wirklich gute Tour, die beste überhaupt.

Welche Stadt hat dir denn bisher am Besten gefallen?
(greift ihren Tourpass und schaut sich die Städte an) Ich denke Z7, Pratteln, das war wirklich gut, oh mein Gott. Aber an sich gab es so viele Konzerte, die wirklich gut waren, aber es gab auch keine schlechte Show. Jede Show hatte diesen „yaaaaaaay“-Effekt, ich habe so viel Spaß“ Jeden Abend!

Gibt es denn große Unterschiede was das Publikum angeht – zum Beispiel, wenn man Deutschland mit Finnland vergleicht?
Natürlich gibt es da Unterschiede, aber an sich sind sie alle gleich. Jeder ist wirklich enthusiastisch, gut drauf, singen mit und machen Moshpits und Walls of Death. An sich ist es überall gleich. Aber sicher, Finnland ist unsere Heimat, daher ist das Publikum dort immer am besten.

Hörst du denn privat die gleiche Musik, wie die die du quasi beruflich auch spielst?
Heavy Metal? Ich mag Heavy Metal, ich mag viele Musikgenres. Na ja, am einen Tag höre ich mir klassische Musik wie Sibelius an, und am nächsten Tag höre ich Children of Bodom und Machine Head und all sowas. (sucht verzweifelt nach einem Wort) Jede Art von Musik inspiriert mich…

Was ist denn dann im Moment auf deiner Musik-Playlist? Oder das, was du dir jetzt auf Tour am Meisten angehört hast?
Meine Playlist? (lacht) An sich gab es einiges an 90er Disko-Musik und Ero-Disco Musik, wie “yupidubidubidub dubidubibi yeahyeaaah” (fängt an zu singen) … das und dann ein bisschen (denkt), hm, was noch…Er-Disco ist wirklich gut aber wenn es um ernsthaftere Musik geht, dann Van Halen und Journey und…Annihilator und ganz viel Insomnium und auch Omnium Gatherum. Welch Überraschung! (lacht)

Liege ich denn richtig darin, dass du bisher nicht viel von den Städten gesehen hast, in denen ihr aufgetreten seid?
Heute nicht. Wir sind jeden zweiten Tag in den Städten herumgelaufen. Und heute ist das leider nicht dran. Eigentlich sollte es einer sein, weil ich einkaufen muss… [ausführliche Diskussion über Einkaufsmöglichkeiten bricht los] Mir geht alles aus: Haarfarbe, Shampoo, Haarspülung…Letzte Nacht war wirklich die letzte Nacht, wo ich noch genug hatte… (schaut verzweifelt)

Was sind denn die drei Dinge, die du immer mit auf Tour nimmst?
Akkordeon…mein Handy…ok, ok, außer diesen Sachen vielleicht…hm. (denkt nach und lacht) Ich weiß nicht! Was habe ich den gepackt? Kleidung. Nur Kleidung. Schuhe. Nur zwei Paar. Meine Joggingschuhe und die, die ich jetzt gerade anhabe und dann habe ich ein neues Paar gekauft…Nichts besonderes, wirklich. Nur Kleidung, Haarspray und Make-Up. Das Normale halt.

Hast du nichts vergessen zu packen?
Nein…ich bin an sich wirklich gut darin zu packen, davon abgesehen, dass ich keine Jacken habe. Ja. Das ist ein großes Minus, ich sollte mir eine neue kaufen gehen. Ich habe keine Jacke, daher muss ich mir eine kaufen gehen! (grinst)

Warst du denn immer so talentiert was das Packen angeht, auch am Anfang deiner Zeit bei Turisas, oder hast du das alles nach und nach gelernt?
Eigentlich…ja. Ich war immer gut darin zu packen, vom ersten Tag an. Nicht zu viel einpacken, aber so viel, dass ich überlebe, wenn es keine Waschmaschine gibt, ja ich werde überleben. (schaut stolz)

Hat sich denn die Meinung über das Touren über all die Jahre verändert?
Wie sollte ich das ausdrücken. Natürlich war ich auf meiner ersten Tour aufgeregt: “Oh mein Gott, das ist so cool! Ein Tourbus!“ und all dies, aber jetzt ist es…wie ein Zuhause. Es ist mein Zuhause. Und…ja, doch, es fühlt sich an wie ein Zuhause, das reicht. Ich schlafe wie ein Baby in den Busbetten, ich liebe diese Stockbetten. Und das leise Summen und das Wackeln…

Es muss sich seltsam anfühlen, wieder zu Hause zu sein und das Bett wackelt nicht mehr…
Hmhmm, ja. Ich weiß nicht, wie ich überleben werde…Aber nun ja, nur ein Monat zuhause und dann geht es zurück in den Bus!

Was wirst du denn als erstes machen, wenn du nach dieser Tour nach Hause kommst?
Meine Hunde küssen. Sie umarmen. Ich vermisse sie. Mein Paavo und meine Pamela. Zwei Chow-Chows. Meine flauschigen Kleinen (imitiert schluchzen und lacht dann)

Gibst du denn öfters Interviews?
Eigentlich…auf dieser Tour bisher keines, dieses hier ist mein Erstes. Und dann kam unser Tourmanager auf mich zu und meinte „Du wirst ein Interview haben!“ (aufgeregt) – „Waaaaas? Iiiiich?“ – “Ja ja ja! Sie wollte niemand anderes außer dich!” – “Oookaaayyyy…” (lacht) Das hat sich gut angefühlt, mein allererstes Ensiferum Interview! Daher: danke für diese Gelegenheit!

So, ich denke, dass es Zeit für das Ende dieser tollen Unterhaltung ist – möchtest du unseren Lesern denn noch etwas sagen?
(denkt) Kommt zu unseren Konzerten und habt Spaß mit uns und und und…Tanzt mit uns…es wird jeden Tag eine tolle Show geben! (lacht)

http://www.ensiferum.com/   photos C. Ullmann

Carina Ullmann

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