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Infection, Burning Age, Enlaced By Tempest

Hamburg, Knust, GER, 13.2.2015

Im Hamburger Club KNUST wurde ein dreigängiges metallisches Menü gereicht. Drei junge Bands aus Lübeck, Hamburg und Wilhelmsburg servierten harte Kost.

Als Vorspeise stieg die Lübecker Formation Enlaced By Tempest aufs Podest. Sie waren erst wenige Stunden zuvor als Ersatz für eine wegen Krankheit ausgefallene Band eingeladen worden. Erschwerend daher war für sie, dass praktisch niemand sie kannte und die Gäste noch so schön draußen beim eiskalten Winter-Bier das Plaudern genossen. Man merkte der Band den spontanen Einsatz ein wenig an, so verwickelte sich der Sänger wiederholt gern mal in sein Mikrofonkabel, doch schmälerte das nicht die gute Laune und den Spaß, womit sie ihren Metal in den Saal bügelten.

Erst bei den folgenden und erwarteten Burning Age aus Hamburg bequemte sich ein ausgelassen feierndes Grüppchen Fans vor die Bühne. Stilistisch knüpfte man quasi nahtlos an der vorherigen Gruppe an – heftige Riffs, Härte und brüllende Growls wurden non-stop in die Ohren gefüllt. Burning Age gaben ihrer Freude Ausdruck, zum „Infection-Festival“ erstmals das nicht ganz kleine Knust zu rocken. Die Begeisterung drückte sich allerdings auch in ihrer Spielzeit aus – man fand praktisch keinen Abgang. Als auch noch zwei weitere Songs angekündigt wurden, war plötzlich selbst die Gruppe Hardcore Banger vor der Bühne verschwunden, um erstmal irgendwo anders den verausgabten Flüssigkeitspegel zu ersetzen.

photos: Andreas Torneberg

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Der Umbau zum Infection-Konzert verlief recht spannend – sonst eher selten bis nie, jetzt wurde vor der Bühne der große, rote Vorhang zugezogen. Dahinter wurde 20 Minuten geräumt und geprobt, dann gingen die Lichter aus und ein theatralischer Sound kündigte an: the show can go on.

Die Wilhelmsburger Band Infection zählt (noch) nicht zu den szenebekannten Hamburger Matadoren, doch können sie auf eine im Laufe der Jahre angesammelte Fanbase zurückgreifen. Dies machte sie so mutig, ihr Comeback gleich im Knust aufzulegen. Comeback heißt: Zwischenzeitlich fast schon im Auflösen, im letzten Jahr gleich zwei Mal Abgang zweier Bassisten, lassen sie sich nicht einschüchtern und treten aufs Pedal, wofür sich nun der rote Vorhang pompös öffnete: Hallo, Leute, wir sind Infection!

Der neue Bassist Rikku wurde bei der Gelegenheit vorgestellt. Sänger Tümay merkt man nach wie vor seinen Enthusiasmus an, auf der Bühne zu stehen und das Publikum mit seiner Energie anzustecken. Als treibender Motor des Ganzen ließ Emal hinten seine Stöcke wirbeln und Juled schleuderte konzentriert und wie üblich mit weitestgehend unbewegter Miene und angespannter Muskulatur seine massiven Riffs und Saitenakkorde unters Volk.

Infection haben definitiv Potential und Begabung, wenngleich man hoffen möchte, das Repertoire würde in naher Zukunft noch etwas fetter werden. Denn beim Wunsch nach einer Zugabe musste man dann doch ins Kästchen mit bereits gespielten Songs greifen. Neue Songs sind zwingend notwendig für die musikalische Entwicklung, um nicht am etliche Jahre alten Inventar kleben zu bleiben und neue Horizonte zu entdecken.

Doch jetzt personell wieder komplett und hoffentlich komplett bleibend und auch die Unruhen der letzten Jahre hinter sich lassend, kann man wünschen, dass der virale Fieberwahn des gothic beeinflussten Rock`n´Metal den Ausbruch weiterer infectiöser Kreationen entstehen lässt. Mal schauen, was da noch geht.

Andreas Torneberg

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